Die Entscheidungen der ersten 1A-Förderrunde 2023 stehen fest!

Am 27. Februar 2023 tagte die Steuerungsgruppe des Jugend Demokratiefonds Berlin, um die Förderentscheidungen für den Förderbereich 1A zu diskutieren. 16 Projekte haben eine Förderung erhalten.

Gruppe von fünf Personen sitzt auf einer Mauer und umarmt sich, alle lächeln
© Naassom Azevedo / Unsplash

Nach der großartigen Resonanz und insgesamt 35 Förderanträgen tage nun die Steuerungsgruppe. Sie bestätigte die vorangegangene Förderempfehlung für 16 Projekte. Wir gratulieren und wünschen viel Freude und Eolg bei der Umsetzung!

Für alle, die leer ausgehen, bleiben folgende Hinweise:

  • Erkundigt Euch beim Projektbüro nach den Gründen und probiert es nach einer Antragsberatung in der nächsten Förderrunde erneut! Die nächste Förderrunde wird demnächst ausgeschrieben.
  • Jugend-Initiativen können sich auf die nächste Ausschreibung der Berliner Jugendjury um bis zu 3.000 Euro für ihr Projekt bewerben – Nächste Antragsfrist voraussichtlich im Juni 2023.
  • Können kleinere Fördersummen möglicherweise über die Jugendjurys in den Berliner Bezirken beantragt werden? Erkundigt Euch bei den Ansprechpartner:innen in den Bezirken, in denen ihr aktiv werden wollt.
  • Behaltet die regelmäßig auf www.stark-gemacht.de erscheinenden Ausschreibungen von anderen fördernden Institutionen im Auge.

Das sind die Projekte, die in der ersten Förderrunde 2023 im Programmbereich 1A durch den Jugend-Demokratiefonds Berlin gefördert werden:

Antragsteller:in: Atze Musiktheater gGmbH
Projektbezirk: Tempelhof-Schöneberg
Projektzeitraum: 01.03.2023 – 31.10.2023
Förderbetrag: 13.991,00€

WER: Kinder und Jugendliche, im Alter zwischen 10-17 Jahren, aus allen gesellschaftlichen Schichten, Kulturen, jeglicher Herkunft u. unabhängig ihrer Beeinträchtigungen, laden zu zwei politischen Diskussionsveranstaltungen im Format des “Streitbaren Dienstags” ein. Die von ihnen gewählten Themen diskutieren sie mit Politiker:innen u. Expert:innen auf der öffentlichen Open-Air-Bühne des “Luftschlosses” auf dem Tempelhofer Feld.

WAS: Das Thema der Diskussionsveranstaltung erwächst aus den eigenen Bedürfnissen, Wünschen und Interessen der Jugendlichen und Kinder, die sie bewegen und die sie öffentlich diskutieren möchten. Als Diskussionspartner:innen werden gesellschaftspolitisch relevante Vertreter:innen geladen, die gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen beim “Streitbaren Dienstag” darüber diskutieren. Wer diese Gäste sein werden, bestimmen alleine die Kinder und Jugendlichen. Unterstützt werden sie dabei durch das Netzwerk des ATZE Musiktheaters. Es ist wünschenswert, dass aus diesen Diskussionen auch konkrte Schritte in die Wege geleitet werden, sodass die Ideen und Forderungen der Kinder und Jugendlichen nicht nur Gehör finden, sondern idealerweise auch in die Tat umgesetzt werden.

WARUM: Durch den Kontakt mit Kindern und Jugendlichen, die täglich unser Theater besuchen und dazu animiert werden ihre Meinung zu äußern, wissen wir, dass auch Menschen in diesem Alter bereits eine hörenswerte Meinung zu gesellschaftspolitischen Themen haben. Mit dem Format des “Streitbaren Dienstags”, als politische und öffentliche Diskussionsveranstaltung, betreten auch wir Neuland. Wir sind überzeugt, dass dieses Format, sowohl Erwachsenen, als auch Kindern und Jugendlichen Raum für ihre Meinungen, Ideen und Bedürfnissen gibt. Als wichtiger Teil unserer Gesellschaft – als “Stimme der Zukunft” – möchten wir ihnen unser Luftschloss als Plattform ihrer Ideen zur Verfügung stellen, damit sie diese Themen öffentlich kommunizieren können und Gehör finden.

WANN: Die öffentlichen Diskussionsveranstaltungen sollen für Kinder und Jugendliche an zwei Dienstagen im Rahmen des Formats “Der streitbare Dienstag” stattfinden. Die genauen Termine werden innerhalb der Programmplanung festgelegt.

WO: Der “Streitbare Dienstag” findet auf der Open-Air-Bühne “Luftschloss” auf dem Tempelhofer Feld in Berlin Tempelhof statt.

WIE: Die vorbereitenden Maßnahmen zur Themenfindung sollen gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen bereits ab März 2023 in den eigenen Räumen des ATZE Musiktheaters beginnen. Der Höhepunkt des Vorhabens sollen die öffentlichen Diskussionsrunden an zwei Dienstagen im Luftschloss sein.

WELCHES ZIEL: Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen Gehör für ihre Meinungen und Interessen in der Gesellschaft zu verschaffen und sie an demokratischen Prozessen teilhaben und mitgestalten zu lassen. Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen müssen auf Augenhöhe wahrgenommen und diskutiert werden. Ihnen Raum für ihre Themen in der Öffentlichkeit zu geben, ist ein wichtiger Schritt, sie für gesellschaftspolitische Themen zu sensibilisieren und ihr Interesse zu wecken, diese mitgestalten zu können. Zu erfahren, dass ihre Meinung gleichwertig neben der der Erwachsenen diskutiert wird, bestärkt sie darin, diese auch laut zu äußern. Die Erfahrung, gehört zu werden, mündet idealerweise darin, auch etwas bewegen und verändern zu können und zu wollen. In Kindern und Jugendlichen das Interesse zu wecken, ihre Welt mitgestalten zu wollen und auch zu können, ist die Voraussetzung für politisch interessierte Bürger*innen. Bereits in diesem Alter vermittelt zu bekommen, dass es etwas bewirken kann, wenn man seine Meinung äußert, stärkt und motiviert sie, ihre Rolle als “Stimme der Zukunft” engagiert zu nutzen.

Begründung der Jury
Die Jury möchte die Jugendtheatergruppe bei ihrem Projekt unterstützen. Starke Meinungen gegenüber Entscheidungsträger:innen zu formulieren ist eine Kunst – diese im geschützten Raum des Theaters zu entwickeln, wird hier geübt. Wer weiß, vielleicht wird aus manchem Luftschloss auch eine Idee, die im Publikum und in der Politik Nachhall findet?

Antragsteller:in: DRK Kreisverband Berlin-Nordost e-V-
Projektbezirk: Marzahn-Hellsersdorf
Projektzeitraum: 15.03.2023-15.12.2023
Förderbetrag: 15.000,00€

Wie kann es gelingen, Jugendlichen Spaß an Beteiligungsprozessen zu ermöglichen, für die der Begriff “Demokratie” ein abstrakter Begriff ist, der sich für sie schwer oder gar nicht definieren lässt? Für die meisten Jugendlichen, die den Jugendclub M3+ besuchen, ist Demokratie ein abstrakter Begriff, der sich für sie schwer oder gar nicht definieren lässt! Es erscheint oft bequemer, zu konsumieren und zu denken, es bringe nichts, wählen zu gehen oder sich gesellschaftlich zu engagieren. Und wenn Jugendliche sich beteiligen wollen, hören wir oft die Frage: “Geht das auch online?” oder “Muss ich da viel Lesen?” Was bedeuten also Teilhabe und Mitbestimmung in gesellschaftlichen und politischen Kontexten aktuell für Jugendliche in Marzahn-Mitte und anderswo? Mit der Digitalisierung und dem vermehrten Aufkommen und Konsum digitaler Medien haben sich die politische Aktivität und Formen des Aktivismus junger Menschen verändert. Weg von der Idee einer lokalen Parteimitgliedschaft hin zu global organisierten Bewegungen wie beispielsweise “Fridays for Future”. Spezielle Interessen werden auf Social-Media-Plattformen direkt kommuniziert und an ausgewählten Veranstaltungen und Bewegungen partizipiert. Junge Menschen haben sich gängige Plattformen wie YouTube, Instagram oder TikTok zu eigen gemacht und nutzen sie im Alltag bereits als bevorzugtes Mittel zur Kommunikation und Organisation. Welche Funktionen erfüllen die ” Sozialen Medien” bei moderner E-Partizipation?

Social Media bietet enormes Potenzial, demokratische Prozesse mit Jugendlichen zu gestalten und sie dafür zu sensibilisieren, welche Möglichkeiten sich neben alltäglichen Chats und Posts weiterhin bieten. Dabei sind bei jungen Menschen besonders die international agierenden Bewegungen interessant. Aufgrund der Gestaltung und Funktion der sozialen Medien kann hier in verschiedenen Formen am Austausch teilgenommen werden. Hier bewegen sich Jugendliche häufig in unbegleiteten, digitalen Räumen. Neben den positiven Möglichkeiten begegnen sie auch Gefahren. Rechtspopulist:innen nutzen vermehrt soziale Medien. Cyber-Grooming, sexualisierte Gewalt, Rassismus und Hatespeech sind ebenfalls oft auf diesen Plattformen zu finden. Datenschutzbestimmungen und AGB werden „durchgeklickt“. Es ist unerlässlich, den Usern Kompetenzen zu vermitteln, damit sie befähigt werden, sich sicher und selbständig in diesen digitalen Räumen bewegen zu können.

Wie gelingt es, Jugendliche für E-Partizipation zu gewinnen, auch über die Region Marzahn-Mitte hinaus? Im Jugendclub M3+ wird gemeinsam mit den Jugendlichen ein Projekt entwickelt werden, welches Social-Media und Gaming so verbindet, das neue Beteiligungsformate daraus entstehen. Das Projekt soll moderne Aspekte der Jugendkulturen rund um Gaming und Social Media aufgreifen und den Jugendlichen viel Raum zur gestalterischen Freiheit lassen, um spielerisch demokratische Prozesse kennen- und verstehenzulernen sowie gleichzeitig die Kompetenz vermitteln, sich sicher durch eine digitalisierte Gesellschaft zu bewegen. Anhand des Spiels Minecraft, einem auf Kreativität und Gestaltungsfreiraum ausgelegten Computerspiel, wird zuerst das M3+ und dann weiterführend die Umgebung und ihr Sozialraum spielerisch nachgebaut.

Dabei wird eine Verbindung von digitalem Spiel zu realem Raum geschaffen. So können die Jugendlichen bereits ihre Perspektive auf ihre Lebenswelt und die sie umgebende Realität bildlich darstellen. Durch die gestalterische Freiheit des Spiels können in demokratischen, digitalen Prozessen Alternativen erarbeitet werden, um die Umgebung zu verändern und aus der Perspektive der Jgdl. zu einer positiven Lebenswelt zu formen: Dunkle Parks oder Spielplätze werden beleuchtet, gefährliche Straßen bekommen Zebrastreifen. Es gibt die Möglichkeit, sich als Stadtplaner zu erproben und die reale Lebenswelt im digitalen Raum zu verändern. Das Projekt hat einen festen Wochentag, an dem sich die Beteiligten physisch im Computerraum des M3+ mit online zugeschalteten Teilnehmer:innen treffen können. Ergänzend gibt es flexible Zeiten, an dem das Projekt begleitet und weiterentwickelt wird. Monatlich wird samstags der Projektstand ausgewertet und evtl. neue, kleinere Ziele formuliert.

Inwieweit ist es möglich, Jugendliche im Umgang mit sozialen Medien (auch Gaming-Plattformen), Kernkompetenzen für den sicheren Umgang im digitalen Raum zu vermitteln und sie gleichzeitig für neue Beteiligungsformate zu begeistern? Der gesamte Projektverlauf wird parallel von den Jugendlichen auf Social-Media-Kanälen dokumentiert und publiziert. So entsteht die Möglichkeit, diesen direkt mit der Außenwelt zu teilen und der individuellen Wahrnehmung der Jugendlichen ein Sprachrohr zu verleihen. Dieser Prozess ermöglicht die Kommunikation und Einbeziehung von Jugendlichen, die das M3+ gar nicht kennen. Gleichzeitig gelingt die Auseinandersetzung mit den Potenzialen und Gefahren sozialer Medien. Die Jugendlichen können den Umgang mit Social Media noch einmal medienpädagogisch begleitet anders erlernen.

Begründung der Jury
Die Verbindung vom digitalen und realen Raum verspricht eine anregende Auseinandersetzung mit dem Jugendzentrum und dem Sozialraum der Jugendlichen. Die Jury empfiehlt die Vernetzung mit dem Minetest Bildungsnetzwerk.

Antragsteller:in: Kinderring Berlin e.V.
Projektbezirk: Marzahn-Hellersdorf
Projektzeitraum: 01.05.2023-03.09.2023
Förderbetrag: 14.999,00€

Ziel des Projekts ist eine selbst erarbeitete Jugendkulturveranstaltung in Form einer Feuershow mit Licht-, Pyrotechnik und Videoeffekten, begleitet von Livemusik für bis zu 500 Gäste. Ziel ist durch Beteiligung die Selbstwirksamkeit der Teilnehmer:innen zu stärken und sie vom Jugendkulturellen Rezipienten zu aktiven Gestalter:innen zu machen. Für die Teilnehmer:innen wünschen wir uns natürlich auch einen riesigen Publikumserfolg für Groß und Klein und viel Spaß an gemeinsamer kreativerer Freizeitgestaltung. Ein weiteres Ziel ist die Förderung der jugendkulturellen Szene in Marzahn. Gemeinsam mit der professionellen Feuerkunstgruppe FeuerRegen erarbeiten Jugendliche im Jugendkulturzentrum „Die Klinke“ Feuerjonglage, Akrobatik und Artistik Elemente. Die beantragten Mittel finanzieren die wöchentlichen Workshops und ermöglichen es eine eigene Jugendkulturveranstaltung zu planen, zu organisieren und durchzuführen. Die Projektteilnehmer:innen und Feuerakrobat:innen produzieren ein Riesen-Spektakel in Form einer großen ca. 45 min. Feuershow mit Livemusik, extravaganter Lichtshow, Videomapping und Pyrotechnik Elementen.

Die Gruppe FeuerRegen ist ein erfahrenes Bindeglied zwischen dem künstlerischen Inhalt und der Veranstaltungsplanung.

Im Vordergrund steht die Partizipation der Jugendlichen, begleitet von Veranstaltungsprofis, können sie den gesamten Ablauf der Kulturveranstaltung erarbeiten und realisieren. Es gibt viele interessante Handlungsfelder von Jonglage mit Feuer über das Bühnenbild bis hin zur Veranstaltungsorganisation, Veranstaltungstechnik und Lichttechnik, Werbung und die Durchführung der Veranstaltung.

Die Zielgruppe, 14-21 Jahre, ist sehr breit aufgestellt und bietet Platz für viele unterschiedlich interessierte Teilnehmer:innen.
Die Aufführung soll im Herbst 2023 z.B. unter der Aussichtsplattform Wolkenhain auf dem Kienberg über den Dächern Marzahns oder auf einer großen Brache in der Bruno-Baum-Str. stattfinden. Falls es den Teilnehmer:innen lieber ist, kann die Veranstaltung auch direkt im Garten des Jugendkulturzentrum “Die Klinke” stattfinden.
Wir wollen neue Perspektiven eröffnen, das Selbstbewusstsein der jungen KünstlerInnen stärken und durch den Erwerb individueller, sozialer, und gesellschaftlicher Kompetenz den Teilnehmer:innen helfen, sich der eigenen Selbstwirksamkeit bewusst zu werden.
Der Ablauf sieht vor, das die Teilnehmer:innen einmal in der Woche, zweistündig an einem Feuerkunst und Jonglageworkshop teilnehmen können. Darüber hinaus können die Teilnehmer:innen selbst organisiert und durch die Feuerkünstler, Musiker und hauptamtlichen Pädagogen begleitet den gesamten Inhalt und Ablauf der Feuershow selbst bestimmen planen und umsetzten.

Teilnehmen können alle, die möchten, es ist kein Vorwissen erforderlich. Alle Teilnehmer:innen können sich in allen Feldern der Feuerkunst, Bandarbeit und Veranstaltungsorganisation ausprobieren. Bis kurz vor Ende des Projektes, sind die Gruppen teilnehmeroffen und arbeiten nicht in erster Linie ergebnis-, sondern prozessorientiert, wenn jemand Lust auf den Feuerworkshop hat, aber nicht kontinuierlich mitarbeiten will, ist das kein Problem. Es wird für viele Teilnehmer unterschiedlich große und kleine Betätigungsfelder geben. Jeder kann sich am Projekt beteiligen, ob mit einer tragenden Rolle oder nur indem er beim Aufbau hilft.
Von den Kostümen bis zu den Requisiten wird alles selbst erarbeitet, die Beteiligten lernen Jonglieren, mit brennenden Pois tanzen, einen brennenden Hula-Hoop Reifen schwingen, Seilspringen mit einem brennenden Seil und noch vieles mehr.

Organisatorische Betätigungsfelder, wie rund um die Abschlusspräsentation, sind uns sehr wichtig, da auf diesem Weg auch Jugendliche integriert werden können, die nicht selbst im Rampenlicht stehen möchten. In Planungstreffen wird durch die TeilnehmerInnen und KünstlerInnen gemeinsam eine Struktur und zeitlicher Ablauf vereinbart.
Selbstorganisation und Freiwilligkeit sind die wichtigste Voraussetzung für echte Partizipation und Beteiligung. Die Finanzierung sieht außerdem ein intensives, dreitägiges Probenwochenende für 25 Personen inklusive Übernachtung, Verpflegung und Transport vor. Es soll gegen Ende der Projektzeit stattfinden.

Begründung der Jury
Das Projekt verbindet bereits seit zwei Jahren sehr erfolgreich wichtige Prozesse für eine Jugendgruppe aus einem Jugendzentrum: Jugendliche bauen zusammen Choreografien, Musik, Bühnenbilder und übernehmen das Event-Management. Außerdem können Kinder und Jugendliche hier zeigen, dass sie mit Pyrotechnik
auch friedlich umgehen können. Hierbei handelt es sich um die letztmalige Förderung des Projektes.

Antragsteller:in: Junge Humanist_innen Berlin
Projektbezirk: Mitte
Projektzeitraum: 15.03.2023-15.10.2023
Förderbetrag: 12.112,62€

“Nie wieder Krieg?!” – Der Projektname ist Frage und Auftrag zugleich. Zum einen wird durch das Fragezeichen der Frieden in Europa und der Welt als fragil, nicht selbstverständlich und gebrochen in Frage gestellt: Nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine stellt sich für unsere Gesellschaft die Frage, wie wir Forderungen nach Frieden gerecht werden können im Angesicht von Kriegsflüchtenden die im Mittelmeer sterben, wenn Waffenlieferungen in Kriegsgebiete Alltag sind oder die Bundeswehr an Schulen für zukünftige Einsatzkräfte wirbt. Deshalb unterstreicht der Projekttitel unsere Verantwortung, auch als Jugendverband, uns mit diesen drängenden gesellschaftlichen Fragen zu beschäftigen und friedvolle, tolerante, solidarische und demokratische Antworten, gemeinsam mit unserer Zielgruppe zu finden. Wir, die Jungen Humanist_innen Berlin bieten seit Jahren partizipative und inklusive Projekte, Reisen- und Wochenendveranstaltungen der kulturellen und politischen Bildung für junge Menschen an. Die Veranstaltungen werden von Jugendlichen und aktiven Ehrenamtlichen selbst konzipiert und durchgeführt, grundlegende Entscheidungen von unserem ehrenamtlichen Vorstand getroffen. Wir wollen auch in unsteten Zeiten Jugend stark machen für den Einsatz für Menschenrechte, Vielfalt, Frieden, Toleranz und Demokratie. Die Junge Humanist_innen Berlin bieten jedes Jahr mehrere Ferienreisen für Kinder und Jugendliche an, unter anderem auch eine Inklusionsfahrt bei der Teilnehmende mit und ohne Beeinträchtigungen, aus unterschiedlichen sozialen Milieus oder Herkunft ihre Ferien selbstbestimmt, solidarisch, partizipativ und engagiert zusammen verbringen.

Im Jahr 2023 findet das Inklusionscamp vom 14.-24.08.23 im Jugendzeltdorf am Rannasee statt. Wir wollen die Nähe zur “Friedensstadt” Linz nutzen, um gemeinsam eine Exkursion zu Orten der Auseinandersetzung zu machen. Im Vorfeld zum Camp und der Exkursion wird ein Präventions- und Begleitkonzept konzipiert. Dies beinhaltet
Projektkoordinationstreffen mit den entsprechenden Teamleitungen des Inklusionscamps, um die Exkursion inhaltlich und organisatorisch vorzubereiten. Bei der jährlichen JuLeiCa-Ausbildung von JuHu Berlin wird ein eigens als Vorbereitung konzipierter Workshop angeboten zum Themenkomplex “Nie wieder Krieg?! – Wie spreche ich mit
Jugendlichen über die Themen Krieg und Frieden? “. Der Workshop dient zur Schulung der ehrenamtlichen Teamleitungen zu Multiplikator_innen, um die Exkursion inhaltlich und pädagogisch fundiert anleiten und gestalten zu können. Beim darauffolgenden “Elterninfoabend” ist das Ziel der Projektvorstellung, die Sorgeberechtigen und
Teilnehmenden mit einzubeziehen und die Möglichkeit zu geben sich im Vorfeld mit dem Thema zu beschäftigen, Fragen zu stellen und ein Bewusstsein für die Notwendigkeit der Projektinhalte zu schaffen. So können sich auch die Teilnehmenden, selbstständig oder mit ihren Sorgeberechtigen, auf die Exkursion vorbereiten und aktiv Einfluss nehmen
indem sie Anregungen vorab gegenüber dem betreuenden Team miteinbringen. Vor Beginn des Camps finden mit dem gesamten betreuenden Team weitere Vorbereitungstreffen statt, um die Anregungen der Teilnehmenden auf dem Camp umzusetzen zu können. Die Workshops auf dem Camp dienen der teilnehmenden- und prozess- orientierten Vorbereitung, inhaltichen Auseinandersetzung und gemeinsamen Diskussion zum Projekt “Nie wieder Krieg?!”. Am 18.08.2023 findet dann die Exkursion nach Linz statt: Die Akademie für politische Bildung Linz wird uns zu thematisch passenden Orten führen und uns einen historisch-politischen Stadtrundgang zum Thema “Krieg und Frieden” geben. In Linz gibt es die Möglichkeit sich beim “Mahnmal für aktive Gewaltfreiheit” mit dem Thema Krieg und der damit verbundenen NS-Vergangenheit der Stadt, zu beschäftigen und am “Menschenrechtsbrunnen” eine Brücke zur Entwicklung des modernen Völkerrechts zu schlagen. Außerdem beschäftigen wir uns mit der Frage einer historischen Verantwortung und mit Möglichkeiten uns heute gegen Krieg, Gewalt und Diskriminierung zu engagieren. Im Anschluss besuchen wir das “Ars Electronica Center”. Das Center ist ein Ort zur Präsentation und Förderung von Kunst in enger Verbindung mit (digitaler) Technik und gesellschaftlichen Fragestellungen. Hier besuchen wir gemeinsam eine Ausstellung und interaktive Installation zu den Themen “Fake News” und “Deep Fakes”. Diese werden in den Kontext von Mediennutzung/Social Media und Kriegspropaganda gesetzt. Nach einem gemeinsamen Abendessen geht es wieder zurück zum Jugendzeltdorf am Rannasee. Den offen gebliebenen Fragen, Emotionen und Anregungen werden in den darauffolgenden Tagen viel Raum gegeben. In welcher Form die weiterführende Auseinandersetzung stattfinden soll entscheiden die Jugendlichen selbst: Kreativ, inhaltlich oder diskursiv! Am 24.08.23 geht es wieder zurück nach Berlin und am 23.09.23 werden das Projekt und seine Ergebnisse bei der Welcome-Back-Party gemeinsam vorgestellt.

Begründung der Jury
Ein weiterhin sehr aktuelles Thema für junge Menschen: Die Situation fordert alle in der Gesellschaft heraus. Die selbst organisierten Veranstaltungen im Rahmen des Inklusionscamps sind ein konstruktiver Umgang mit der herausfordernden Situation. Diesen möchte die Jury mit einer Förderung ermöglichen.

Antragsteller:in: KJfz-Landesmusikakademie gGmbH
Projektbezirk: Treptow-Köpenick
Projektzeitraum: 01.03.2023-31.12.2023
Förderbetrag: 11.673,78€

Die EU ist zusammengebrochen, Europa in der größten Krise aller Zeiten, die Lage ist angespannt: Das ist die Ausgangslage des Europa-Escape-Games. Denn die Menschen glaubten nicht mehr an die Europäische Union und haben den Sinn hinter ihr nicht mehr verstanden. Aktuell ist dies nur eine Simulation, aber die Menschheit ist auf direktem Weg in diese aktuelle Simulation. Beispiel Großbritannien: das Votum für den EU-Ausstieg spaltete die Gesellschaft und viele dachten sich, es würde alles besser werden. Doch nun merkten so manche, dass dies vielleicht ein fataler Fehler war.

Wir möchten mit unserem Projekt „Europe-Escape-Game“ diese katastrophale Situation als Ausgangslage für unser Projekt heranziehen. In verschiedenen „Escape-Rooms“ müssen Rätsel gelöst werden, um in den nächsten Raum zu gelangen. Sie lernen so spielerisch und interaktiv die Bedeutung der EU kennen, ganz anders als im Unterricht. Die EU wird so erfahrbar und erlebbar. Aber Achtung, werden die Rätsel nicht in der vorgegebenen Zeit gelöst, ist Deutschland nicht mehr in der EU und das System bricht zusammen. Ebenfalls lernen sie im Laufe des Projekts, wie viel Europa in ihrem täglichen Leben steckt. Mithilfe des Ansatzes der Gamification, wollen wir das Wissen über Geografie, Geschichte, Klima, europäische Werte, Energieversorgung sowie Migration und Flucht erweitern.

Um die Erfahrungen und das Gelernte einzuordnen, folgt im Anschluss an das Spiel eine Diskussionsrunde. Die Konzeption ist dabei wohl das aufwendigste und interessanteste zugleich. Wir möchten gemeinsam mit jungen Menschen diese Räume entwickeln, wollen dafür in Planungswerkstätten, verschiedene Junge Menschen einladen, müssen dabei auch schauen, dass die Inhalte sachlich richtig sind und müssen diese Inhalte auch auch Zielgruppengerecht vermitteln. Dabei wird es nicht nur theoretisch, sondern es soll auch
gebaut werden, um so die verschiedenen Rooms zu gestalten.

Begründung der Jury
Gamification erscheint als vielversprechender Ansatz das oftmals als schwerfällig wahrgenommene Thema „Europa“ jugendgerecht aufzuarbeiten und anzureißen. Die Jury empfiehlt dem FEZ dringend eine Vernetzung und Verknüpfung mit der Koordinierungsstelle zur U16-Europawahl.

Antragsteller:in: Kreuzberger Musikalische Aktion e.V.
Projektbezirk: Friedrichshain-Kreuzberg
Projektzeitraum: 01.03.2023-28.02.2024
Förderbetrag: 13.727,00€

Die KMAntenne ist ein Jugendzentrum und bietet Kindern und Jugendlichen, die am Halleschen Tor wohnen, einen Raum, in dem sie ihre Freizeit verbringen können. Der Hauptfokus der Einrichtung liegt auf kostenlosen Musikangeboten. Es gibt ein Tonstudio, Proberäume, Saal, Musikinstrumente und Bandcoaching. Weiterhin haben wir einen offenen Treff zum Freizeitverbringen nach den Wünschen der Besuchenden. Unsere Besucher:innen wollen gegen Rassismus gestärkt werden. Ältere Besuchende haben zumeist einen guten Umgang gefunden und wollen diese an die 8-18-jährigen weitergeben und mit ihnen gemeinsam neue Empowermentstrategien entwickeln.

Die jüngeren Besuchenden stehen rassistischen Übergriffen oftmals hilflos und ohnmächtig gegenüber. Sie werden von Lehrkräften oder Menschen auf der Straße rassistisch Beleidigt, vor allem aufgrund des Tragens eines Kopftuches. Eine Gruppe junger Mädchen* hat eine Band gegründet, die ‘Hijabies’ als Akt der Selbstermächtigung, dennoch machen Sie täglich die Erfahrung, dass sie sich für das Tragen rechtfertigen müssen. Aussagen von einer Lehrkraft wie: ‘Hörst Du eigentlich noch was unter Deinem Kopftuch” ist ein Beispiel, was sich die jungen Mädchen* in der Schule aushalten müssen. Verhalten, ob angebracht oder nicht, wird schnell mit Herkunft und muslimischen Glauben abfällig kommentiert: Rassismus ist daher ein tägliches Phänomen bei den Kindern. Berechtigterweise frustriert sie das sehr und ist häufig Thema in der Einrichtung.

Ein weiteres Beispiel ist, dass Jugendliche, die auf der Straße stehen oder an Tischtennisplatten rund um ihre Wohnungen ihre Freizeitverbringen oft grundlos von der Polizei kontrolliert werden. Ausweiskontrolle und misstrauische Blicke der Beamten lösen oft Wut und Unverständnis bei den Jugendlichen aus. Für sie ist dieser Ort kein ‘kriminalitäts-belasteter Ort mit Gefährdungslage’, sondern ihr Zuhause, in dem sie selbstvergessen ihre Freizeit verbringen wollen.

Bei Nachbarschaftsfesten gehört es leider zum Alltag, dass rassistisches Pöbeln gegenüber Jugendlichen dazu führt, dass diese Quartiersmanagement und Kulturveranstaltungen am Mehringplatz lieber fernbleiben. Die älteren wollen nun ihre Emanzipationsprozesse weitergeben. Es soll nicht bei Frust ablassen in der Peergroup bleiben, sondern eine Stimme entwickelt werden, welche nach außen Grenzen setzt. Dazu haben sich die älteren Besuchenden (18-25 Jahre, PoC) überlegt, dass sie gerne gemeinsam mit den jüngeren Freizeit-angebote gestalten wollen. Bei gemeinsamen Ausflügen und einer Reise sollen intensiver Ideen gesammelt werden, wie die jüngeren ihre eigenen Strategien finden können. Selbst-bestimmung, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung sollen im Mittelpunkt stehen. Die Angebote sollen die Selbstwirksamkeit anregen, daher wurde von den älteren vorgeschlagen, viele bewegungsorientierte Angebote in ruhiger Umgebung (Natur/See/Meer) zu machen. Die jüngeren sollen ihren Körper spüren, erleben, was sie alles können und von dem Stress am Halleschen Tor ‘runterkommen’.

Weiterhin soll es mit Expert:innen Gespräche geben, wie sich bei ‘racial profiling’ Kontrollen der Polizei verhalten werden soll, ebenso sollen Antidiskriminierungsbeauftragte einge-laden werden zu Gesprächsrunden, in denen die Jugendlichen von ihrer Situation berichten können. Vor allen die rassistische Diskriminierung in Schule soll thematisiert werden. Im letzten Schritt sollen auch kommunale Politiker*innen eingeladen werden in der Hoffnung, Verbündete für die Sorgen der jungen Menschen zu finden. Vor allem aber geht es darum auszusprechen, was erlebt wird und dass dies gehört wird. “Du musst schauen, was Du machen kannst bei Dir in Deinem Leben, wenn Du auf das große Ganze schaust wirst Du sonst nur noch frustrierter!” So drückt eine ältere Teilnehmer:in aus, was in dem Projekt passieren soll. Es geht um die kleinen Schritte und um die kleinen Erfolgserlebnisse.

Begründung der Jury
Das Projekt schlägt eine Brücke zwischen Freizeitgestaltung und Strategien, Rassismus zu begegnen. Die  Jury findet es sehr authentisch, dass die Jugendlichen „ihren Körper spüren, erleben, was sie alles können, und vom Stress am Halleschen Tor runterkommen.“ Daher möchte sie den Peer-Ansatz fördern.

Antrasteller:in: Elternförderverein für Montessori-Pädagogik
Projektbezirk: außerhalb Berlins
Projektzeitraum: 01.03.2023-31.08.2023
Förderbetrag: 6.834,10€

Alle reden davon, dass Schule *anders* sein bzw. werden soll. Die Jugendlichen der Jugendschule Strausberg (Außenstelle des Montessori Campus Berlin Köpenick) machen dies tagtäglich: Auf einem ehemaligen Klostergelände schaffen wir Freiraum und Möglichkeiten für positive Lernerlebnisse und verknüpfen theoretische Inhalte mit praktischen Erfahrungen. „Für das Leben lernen“ ist bei uns nicht nur ein Spruch, sondern gelebter Schulalltag. Die Jugendlichen werden direkt eingebunden und gestalten ihre Lernumgebung selbst! Diese 41 Jugendlichen kommen fast alle aus Berlin und nehmen teils 1-2 Stunden Fahrt täglich auf sich, weil sie überzeugt sind, von dem was sie machen!

Es gibt weder Hausmeister, noch Sekretariat, Buchhaltung oder Köche – das wird alles von den Jugendlichen gestemmt. Damit dies gelingt, werden kleine Gruppen gebildet, die einen Themenbereich bearbeiten:

  • Die Gruppe Wohnstätte kümmert sich um unser Haus. Sie ist zugleich die Kochgruppe, die sich um das Frühstück und Mittagessen kümmert.
  • Die Gruppe Bauernhof versorgt unseren Garten, das Gewächshaus und die Tiere.
  • Die Gruppe Gästehaus gestaltet die Öffentlichkeitsarbeit. Darunter fällt zum Beispiel die Erstellung des Newsletters.
  • Die Gruppe Vorbereitete Umgebung bearbeitet nicht nur praktische Projekte, sondern plant auch Konzepte zur Gestaltung und Instandhaltung des Geländes
  • Die Gruppe Geschäft kümmert sich um Förderanträge und die Buchhaltung unsere Ein- und Ausgaben.

Jede Gruppe wird von einem:r Manager:in angeleitet. Diese Manager:innen treffen sich wöchentlich mit den Pädagog:innen, um über alle Themen zu diskutieren und zu entscheiden. Dieses Managersystem hat sich über lange Zeit entwickelt. Wir haben einige Rückschläge hinnehmen müssen und aus Fehlern gelernt. Es war anstrengend, aber es hat sich mehr als gelohnt! Wir sind davon überzeugt, dass jede Schule sich auf den Weg machen sollte und Jugendliche mit in die Verantwortung nehmen soll.

Wir sind an einem Punkt, an den wir sehr stolz sind und wollen andere an unseren Erkenntnissen teilhaben lassen und vor allem ermutigen sich ebenfalls auf den Weg zu machen: Darum wollen wir den Werdegang und das Funktionieren des Manager-Systems dokumentieren und mit anderen teilen. Konkret wollen wir:

  • einen kurzen Dokumentarfilm drehen und schneiden
  • Zeitungsartikel verfassen
  • eine interaktive Präsentation erstellen

Diese Ergebnisse wollen wir mit vielen anderen Schulen teilen, die sich verändern wollen. Dazu wollen wir

  • einen Workshop-Tag bei uns organisieren
  • Projekte-Tage in Berliner Schulen organisieren
  • bei Ostermärkten und Sommerfesten der Schule und des Fördervereins Infostände betreiben.

Begründung der Jury
Jede Schule sollte sich bemühen, dass Schüler*innen ihre Schulen mitentwickeln können. Es wäre beeindruckend, wenn Learnings aus diesem Projekt auch an Regelschulen weitergegeben werden könnten.

Antragsteller:in: Junge Presse Berlin (JPB) e.V.
Projektbezirk: außerhalb Berlins
Projektzeitraum: 01.03.2023-01.02.2024
Förderbetrag: 14.882,40€

Vom Schulmittagessen und Einblicken in das Schulleben bis hin zu Berichten über Klimademonstrationen und Formen der Diskriminierung: Schülerzeitungen sind ein Sprachrohr der jungen Generation und leisten eine wichtige Arbeit für das Demokratiebewusstsein und die Jugendpartizipation an ihrer Schule und darüber hinaus. Ihre Redakteur:innen arbeiten ehrenamtlich und verbringen freiwillig mehr Zeit in der Schule, um etwas für ihre Schulgemeinschaft zu bewerkstelligen. Sie fragen kritisch nach und machen Vorschläge, wie ihre Schule und unsere Gesellschaft besser werden können. An ihrer Schule regen sie zur Debatte an und vermitteln frische Ideen. Es wird Zeit, diese Arbeit zu belohnen!

Mit einer einwöchigen Seminarfahrt in eine Jugendherberge nach Kiel möchten wir das Bewusstsein von 30 Schülerzeitungsredakteur:innen aus zehn verschiedenen Schulen für ihre wichtige Arbeit innerhalb der Schulgemeinschaft schärfen, eine Vernetzung untereinander ermöglichen und die Redakteur:innen mit einem umfangreichen Medienprogramm schulen, sodass sie ihre Medienkompetenz als Multiplikator:innen an ihre Schulen tragen können. Die Themen erstrecken sich dabei von journalistischen Textsorten, dem Pressekodex
und einem Recherchekurs bin hin zum Layout, der Audio- und Videoproduktion und ganz abgefahrenen Sachen wie datenjournalistischen Werkzeugen und dem Drohnenflug.

Die Teilnahme an der Fahrt soll kostenlos sein und ihre Teilnehmer:innen sollen die Vielfalt der Berliner Schülerzeitungskultur widerspiegeln: verschiedene Schulformen, verschiedene Altersstufen, verschiedene Visionen, verschiedene Professionalisierungsstufen der beteiligten Zeitungen, verschiedene Stärken und
Schwächen usw. In einem umfangreichen Seminarprogramm wollen wir miteinander ins Gespräch kommen, voneinander lernen und mit Medienprofis aus unserem ehrenamtlichen Team ins Gespräch kommen. Und natürlich auch mit einem Karaoke-Abend und einer Tour durch Kiel ganz viel Spaß haben!

Im Zuge des Projekts soll auch eine gemeinsame Schülerzeitung entstehen, die wir an medieninteressierte Berliner:innen verteilen und die die beteiligten Schüler:innen an ihren Schulen verbreiten. Das Vorhaben stärkt nicht nur den Gemeinschaftsgeist und ermöglicht es voneinander zu lernen, sondern soll in Berlin auch ein Bewusstsein für die gelebte Vielfalt in Schülerzeitungen und für ihre wichtige Rolle an den Berliner Schulen schaffen. Dieser Zweck wird während der Seminarwoche auch mit der kontinuierlichen Veröffentlichung von Audio- und Videobeiträgen verwirklicht, die wir gemeinsam produzieren wollen.

Die Veranstaltung verfolgt folgende Ziele:

  • Mit der Seminarwoche wollen wir das Engagement der beteiligten Schüler*innen machen würdigen und fördern.
  • Die Schüler:innen sollen die hohe Bedeutung ihrer ehrenamtlichen Arbeit für die (Schul-)Gemeinschaft verstehen und einen Anreiz erhalten weiterzumachen.
  • Wir wollen durch eine gemeinsame Schülerzeitung in hoher Auflage und verschiedene digitale Medienprodukte öffentliches Bewusstsein für diese wichtige Arbeit schaffen.
  • Durch ein umfangreiches Bildungsprogramm sollen die Schüler:innen dazulernen und als Multiplikator:innen Medienbildung in ihre Schulen tragen.

Begründung der Jury
Zeitgenössischer Journalismus sieht sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: Vor diesem Hintergrund ist dieser Antrag besonders wertvoll, weil diverse Teilnehmende aus verschiedenen Schultypen mit einem gemeinsamen Interesse an Schüler:innenzeitungen sich vernetzen und dabei politisch- gesellschaftlichen Themen nachgehen. Dieser Mehrwert überträgt sich auf die Leser:innenschaft. Die Jury möchte zudem dringend über das ebenfalls geförderte SV-Projekt in den Schüler:innenzeitungen lesen.

Antragsteller:in: Bidigi e.V.
Projektbezirk: Charlottenburg-Wilmersdorf
Projektzeitraum: 03.04.2023-01.11.2023
Förderbetrag: 14.787,00€

Im Projekt „Demokratie. Geschichte. Für Alle.“ entwickeln wir zusammen mit Lehrenden und Schüler:innen der Finkenkrugschule in Charlottenburg-Wilmersdorf (Förderschwerpunkt geistige Entwicklung) ein inklusives geschichtlich-politisches Lernformat zum Thema “Demokratiegeschichte” für den Geschichtsunterricht. Dieses kann später an regulären Schulen genauso wie an Förderzentren eingesetzt werden. An regulären Schulen wird Demokratiegeschichte im Geschichts- oder Politikunterricht behandelt. Es wird nebenbei über Mut, Zivilcourage und Widerstand gesprochen und die Schüler:innen bekommen nicht nur Zugang zum kollektiven Gedächtnis, sondern auch wesentliche Werte wie Demokratieverständnis und Mitbestimmung vermittelt. Dies gilt allerdings nur für Schüler:innen, die die zumeist kognitiv-sprachlichen Inhalte auch verarbeiten können. Schüler:innen mit dem Förder-schwerpunkt geistige Entwicklung können aus diesen Lehrangeboten kaum Lernerfahrungen ziehen. So fehlt ihnen der Zugang zum kollektiven Gedächtnis der Gesamtgesellschaft sowie die Möglichkeit über die geschichtliche Auseinandersetzung demokratische Werte vermittelt zu bekommen. Der gesellschaftlichen Diskussion hingegen fehlt die wichtige Perspektive von Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen.

Das Projekt „Demokratie. Geschichte. Für Alle.“ hat daher folgende Ziele:

  1. Zusammen mit Lehrenden und Schüler:innen der Finkenkrugschule entwickeln wir von 01.04.2023 bis 30.11.2023 ein inklusives geschichtlich-politisches Lernformat, das zunächst von der Partnerschule übernommen wird. Lehrkräfte planen das inklusive Lernformat zu nutzen und es weiterzuentwickeln. (Der Indikator: Die Partnerschule übernimmt das Lernformat in ihr Curriculum)
  2. Eine neue Zielgruppe wird erschlossen: Die Schüler:innen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung bereichern die Diskussion zu „Protesten und Widerstand“ um neue Perspektiven und entwickeln das Projekt gemeinsam mit den Lehrenden (Die Schüler:innen und ihre eigene Perspektive auf die Diskussion wird vermehrt in der Schul-Öffentlichkeit wahrgenommen).
  3. Evaluation und Übertragbarkeit: Das Projekt ist bewusst explorativ ausgelegt. Es geht zunächst darum, Erkenntnisse im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zu generieren. Nach einer Evaluation könnten die Ergebnisse in einer nächsten Förderphase durch weitere Förderinstitutionen auf reguläre Schulen übertragen werden. (Das Projekt ist evaluiert (mithilfe einer standardisierten quantitativen Online-Befragung) und die Ergebnisse sind festgehalten.)

Damit die Lernangebote so ausgestaltet sind, dass sie tatsächliche Lernerfahrungen für Schüler:innen mit geistigen Beeinträchtigungen darstellen, werden sie gemeinsam mit der Zielgruppe gestaltet. Aus diesem Grund wenden wir im Projekt die Design Thinking-Methode an. Design Thinking ist ein kollaborativ-iterativer Prozess zur Lösung komplexer Probleme, um gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

Die Methodik besteht aus einem intuitiven und iterativen Prozess und basiert auf genauer Beobachtung und Erhebung der spezifischen Ausgangslage und Bedürfnissen sowie einer hohen Nutzer:innenzentrierung. Beim Design-Thinking entstehen neue Ideen oder Innovationen, indem man verschiedene Blickwinkel und Positionen einnimmt, um auf ein bestimmtes Problem zu schauen. Im Zentrum stehen immer die Nutzer:innen sowie deren Bedürfnisse. So kann das Thema Demokratiegeschichte von den Schüler:innen ganz unterschiedlich gedacht werden. Sie können sich zum Beispiel entscheiden, das Thema gegenständlich anzugehen, indem sie historische Ereignisse modellieren (mit Knete, Lego o.ä.), an authentischen
historischen Orten der Geschichte nachspüren oder einen künstlerischen Zugang wählen, indem sie Bilder malen oder Geschichten erzählen. Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei eine kreative und offene Denkhaltung, damit der Zielgruppe individuelle echte Partizipation ermöglicht wird.

Der Bidigi e.V. entwickelt mit seinen Kooperationspartner:innen Lernangebote und historisch politische Bildungsprojekte rund um die Fragen von Inklusion, Partizipation und digitaler Bildung. Um ein höchstmögliches Maß an Partizipation zu erreichen, entwickelt der Verein seine Projekte gemeinsam mit der jeweiligen Zielgruppe. Dem Verein steht ein Beirat zur Seite, dem u.a. Prof. Martin Lücke (Fachdidaktik Geschichte FU Berlin) und Prof. Detlef Pech (Grundschulpädagogik/Sachunterricht HU Berlin) angehören.

Im aktuellen Projekt #insideHistory entwickelt Bidigi ein Lernangebot zur Auseinandersetzung mit NS-Unrecht mit Partner:innen in Berlin, Köln, München und Leipzig. Das Projekt wird von der Bundesstiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft (EVZ) gefördert. In einem weiteren Projekt setzten sich Jugendliche im Bezirk Tempelhof-Schöneberg mit aktuellen und historischen Formen von Diskriminierung auseinander und entwickelten einen eigenen Audiorundgang (gefördert vom BA Tempelhof-Schöneberg und dem Programm
Demokratie Leben des BMFSFJ, 5.000).

Begründung der Jury
Dieser Träger für inklusive historische Bildungsarbeit arbeitet mit einer sehr marginalisierten Gruppe, nämlich junge Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen. Dem fachlich gut aufgestellten Verein ist es zuzutrauen, diesen Piloten zum Einen niedrigschwellig und gleichzeitig inhaltlich kompetent zu gestalten. Die Jury möchte das Pilotprojekt ermöglichen.

Antragsteller:in: Hashomer Hatzair Deutschland e.V.
Projektbezirk: Charlottenburg-Wilmersdorf
Projektzeitraum: 01.03.2023-30.09.2023
Förderbetrag: 11.384,00€

Hashomer Hatzair Ken Berlin ist stolz darauf, die erste säkular-jüdische Jugendleiter*innen-Ausbildung in Berlin zu veranstalten. Unser geplantes Ausbildungsprojekt  “Jugendleiter*innen zwischen den Generationen” ist der ehemaligen Generation von Hashomer Hatzair in Deutschland gewidmet, die in den 1930er Jahren aktiv war und deren Mitglieder Teil des Widerstands gegen den Faschismus waren. HHD wurde vor 10 Jahren in Berlin wiedergegründet. Hashomer Hatzair Deutschland e. V. (HHD) ist ein eman-zipatorischer, säkular-jüdischer Kinder- und Jugendverband. Wir sind Träger der freien Jugendhilfe und betreiben in diesem Zusammenhang informelle Bildungsarbeit. Seit einigen Jahren bemühen wir uns, auch weitere gesellschaftliche Gruppen zu erreichen, indem wir unsere Geschichte teilen und Freund:innen und Partnerorganisationen in unsere Aktivitäten einbinden. Als Teil dieser Arbeit haben wir ein Karten- und ein Brettspiel entwickelt, um unsere Geschichte auf eine zugängliche Art und Weise erzählen zu können. Seit März 2022 ist Hashomer Hatzair Ken Berlin der erste jüdische Jugendverband im Berliner Landesjugendring und, soweit wir wissen, der erste, der eine offene jüdische Jugendleiter:innen-Schulung in Berlin durchführt.

Mit unserem Projekt – „Jugendleiter*innen zwischen den Generationen“ möchten wir die Gelegenheit nutzen, neue jugendliche Teilnehmer*innen in die „schomerische“ Erfahrung säkularer, progressiver jüdischer Bildung einzuführen. Unser Ziel ist es, für Kinder und Jugendliche einen jüdischen Safe(r) Space, einen gemeinschaftlichen Ort des Austausches zu schaffen. Wir wollen unserem „Ken“ (Aktivitätszentrum oder Nest, auf Hebräisch) als eine junge jüdische Community anbieten und pflegen, die sich nicht über die religiöse Praxis definiert, sondern vielmehr über ein Bewusstsein unserer Geschichte, unserer demokratischen Werte und unserer Kultur. Als sicherer Raum für jüdische Kinder und Jugendliche helfen wir ihnen bei den ersten Schritten ihrer jüdischen Identität selbst zu ermächtigen und stärken sie im Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus.

Die Themen Antisemitismus und Rassismus, sowie Demokratiestärkung/Kinderrechte sind für uns zentral. Unser Jugendverband wächst in Zeiten, in denen auf der einen Seite Antisemitismus und Rassismus in unserer Gesellschaft zunehmen und immer mehr Menschen an demokratischen Prozessen zweifeln. In unseren Augen fehlen Angebote für jüdische Kinder und Jugendliche, die ein Gefühl der Zugehörigkeit ungeachtet des halachischen Status und der Religiosität vermitteln. Diese Lücke wollen wir füllen. Wir möchten die Jugend stärken, die sich für die Bildung anderer einsetzt und damit die sogennante „Peer-to-Peer“ Bildung unterstützen. Um das zu erreichen, werden wir neben der Behandlung der bereits genannten Themenkomplexe auch auf bewährte Methoden von Hashomer Hatzair aus Israel zurückgreifen. Damit wir unsere Bildungsarbeit sowohl quantitativ als auch qualitativ in der Zukunft besser umsetzen zu können, möchten wir dafür in unserem Projekt Jugendliche zu Jugendleiter:innen ausbilden.

Begründung der Jury
Die Philosophie des jüdisch-säkularen Jugendverbandes, offen zu arbeiten und jüdische Identitäten zu stärken verspricht eine erfolgreiche Umsetzung der beantragten Juleica-Ausbildung. Das Thema Antisemitismus geht aus Jugend-Umfragen regelmäßig als aktuelles Thema hervor. Hier werden Multiplikator:innen ausgebildet, die sich für offene Jugendangebote stark machen und gegen Antisemitismus einsetzen.

Antragsteller:in: Drop In – Forum für interkulturelle und politische Bildung e.V.
Projektbezirk: Friedrichshain-Kreuzberg
Prjektzeitraum: 01.03.2023-29.02.2024
Förderbetrag: 14.994,80€

Mit unserem Projekt “Historische (Skate)Spots – Auf Spurensuche nach gesellschaftlicher Vielfalt” gehen wir mit Jugendlichen gemeinsam auf historische Spurensuche in Berlin. Wir suchen Orte auf, an denen sich die jugendlichen TeilnehmerInnen aufhalten, Sport machen, Skateboard fahren oder einfach nur “chillen” und finden heraus, was an diesen Orten in der Geschichte passiert ist. Möglichst viele Jugendliche mit unter-schiedlichen Erfahrungskontexten kommen zusammen, um sich dem Thema Vielfalt und Toleranz anzunähern.

Die Kombination aus politisch-historischer Bildung sowie attraktiven, niedrigschwelligen Freizeitangeboten wird von unserer Zielgruppe positiv angenommen. Skateboarding und andere erlebnispädagogische Komponenten schlagen eine wichtige Brücke, die eine erfolgreiche und innovative Bildungsarbeit ermöglicht. Wir erleben, dass Skateboarding als Jugendkultur große Offenheit für verschiedene Identitäten zeigt. Die Heterogenität der Kultur eignet sich hervorragend als Aufhänger für die Auseinandersetzung mit dem Thema Vielfalt und Toleranz. Dieses Potential – welches auch der Ausgangspunkt des erfolgreichen Vorgängerprojektes “Home Is Where Your Board Is” war – machen wir uns zu Nutze, um junge Menschen mit einer gemeinschaftsstiftenden Aktivität zusammenzubringen und darüber hinaus zur Reflexion anzuregen. Das Folgeprojekt wird somit um eine politische Bildungsebene erweitert. Darauf aufbauend gliedert sich das Projekt in 3 Komponenten:

  1. Skate-Sessions an historischen Berliner Skatespots
    Die Jugendlichen nehmen in den Schulferien an einem einwöchigen Workshop teil. Zum Auftakt finden Skate- Sessions und weitere freizeit- und erlebnispädagogische Aktivitäten an verschiedenen Orten, die bereits als Skatespots bekannt und genutzt werden (bspw.: Skatehalle Berlin auf dem Gelände des ehemaligen RAW, Denkmal des polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten, Skatepark Tempelhofer Feld) mit historischer Relevanz im Berliner Stadtgebiet statt. Dadurch, dass wir Orte aufsuchen, welche die Jugendlichen in ihrer Freizeit nutzen, knüpfen wir am Alltag der Jugendlichen an und verfolgen so einen lebensweltorientierten Ansatz. So gelingt ein niedrigschwelliger Einstieg in und Zugang zu
    politisch-historischen Themen.
  2. Darauf aufbauend werden Exkursionen zu Gedenkstätten, Museen und Einrichtungen mit politisch-historischem Bildungsauftrag unternommen, bei denen die inhaltliche Auseinandersetzung zu einem gemeinsam abgestimmten Themenschwerpunkt durch einen politisch-historischen Bildungsworkshop vertieft wird. “Was können wir heute aus der Geschichte lernen?” Ausgehend von dieser Fragestellung steht die Aneignung von Wissen und Kompetenzen im Vordergrund der Auseinandersetzung. Soziale Kompetenzen wie Kommunikations-, Konflikt- und Kooperationsfähigkeit sind grundlegend für politische Teilhabe. Kompetenzen im Sinne der politischen Bildung knüpfen daran an. Die Jugendlichen lernen, Wissen und Informationen differenziert zu verarbeiten, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese selbstbestimmt zu vertreten. So werden die Teilnehmenden befähigt, Informationen im Sinne kritischer Medienkompetenz zu hinterfragen, die eigene Situation zu reflektieren, Selbstverantwortung und Verantwortlichkeit für die Gesellschaft zu erkennen, zu übernehmen und gestaltend auf Prozesse einzuwirken.
  3. Abschließend sollen gemeinsame Erlebnisse und Erlerntes in der Gruppe diskutiert werden und z.B. in Form von Videotagebüchern oder Fotocollagen aufgearbeitet werden. Dadurch werden implizit medienpädagogische Kompetenzen im Umgang mit Technik (Foto- und Videokameras) vermittelt. Die unterschiedlichen Projektergebnisse werden zeigen, welche Zugänge die Jugendlichen zu politisch-historischen Themen gefunden haben und welche Schlüsse sie daraus ziehen. Wie stellen sich die Teilnehmenden eine vielfältige und tolerante Gesellschaft vor? Und, wie können sich Individuen und Gruppen für ihre Ziele engagieren?

Damit ist die besondere Leistung des Projektes umrissen: Die Auseinandersetzung mit dem Thema gesellschaftliche Vielfalt und Toleranz wird attraktiv und zugänglich gestaltet, in dem sie auf die Lebenswelt junger Menschen Bezug nimmt. Das Projekt macht sich das vorhandene, inhärente Potenzial einer Jugendkultur in Bezug auf Vielfalt und Toleranz zu Nutze, um
Themen von gesellschaftspolitscher Relevanz zu behandeln. Durch die Veröffentlichung und das Teilen der Projektergebnisse auf sozialen Medien wirkt das Projekt über den Teilnehmer:innenkreis hinaus. So sollen Teilnehmende in ihrem Selbstbewusstsein und ihrem Gefühl von Selbstwirksam gestärkt werden und zu gesellschaftlichem Engagement motiviert werden.

Begründung der Jury
Die Jury erachtet es als sehr zielführend und vielversprechend, niedrigschwelliges Skaten im öffentlichen Raum mit politisch-historischer Bildung zu verbinden. Die Jury regt an, die Ergebnisse des Projektes an die passenden Fachausschüsse des Bezirkes weiterzuleiten und weitere Öffentlichkeiten zu suchen. Eine Kooperation mit dem Kinder- und Jugendbüro des Bezirkes könnte dabei unterstützen.

Antragsteller:in: Schule ein Gesicht geben e.V.
Projektbezirk:Treptow-Köpenick
Projektzeitraum: 01.03.2023-31.12.2023
Förderbetrag: 15.000,00€

Durch die erste Förderung von STARK gemacht! konnten wir 2022 im Bezirk Spandau eine Beratungsstelle aufbauen und eine Struktur etablieren, um den Unterstützungs- und Fortbildungsbedarf von Schülervertretungen (SV) und engagierten Schüler:innen und SV-Begleitungen decken zu können. Nun soll diese Pionierarbeit und die gemachten Erfahrungen in ein neues Konzept übertragen und in weiteren Berliner Bezirken etabliert werden. Durch die Evaluationen des Vorgängerprojektes sowie die Bedarfsanalysen der Schulen konnten wir unsere Datenbank um Informationen ergänzen, die nun als Fundament und Garanten für das Gelingen der weiteren Arbeit dienen. Gemeinsam mit der Zielgruppe wurden unsere Konzepte überarbeitet und sind passgenau auf die Bedarfe zugeschnitten.

Unsere These, dass SV-Arbeit in den meisten Schulen erst am Anfang steht, hat sich während unserer Arbeit 2022 bestätigt. Durch die Corona-Pandemie gab es starke Rückschläge für die Mitbestimmung der Schülervertretung. Es mangelt an geschultem, motivierten Personal, Räumen, Geldern und vor allem an einer externen Anlaufstelle für die Beratung bei Problemen und Fragen in der SV-Arbeit. Externe Hilfe scheint unabdingbar, um diese Probleme zu bewältigen. Wir haben in Spandau exemplarisch festgestellt, dass die von uns implementierten Maßnahmen gut greifen: Kostenlose SV-Beratungen, Fortbildungen, gezielte Einzelcoachings an Schulen, Vernetzungsangebote sowie eine hauptamtlich Angestellte als zentrale Koordinationsstelle.

Die Nachfrage und der Zuspruch waren bei den Schüler:innen, bei Schulleitungen und SV-Begleiter:innen groß. Auch die Kinder- und Jugendbeauftragte Spandau sowie lokale Träger:innen der Kinder- und Jugendarbeit haben die Initiative begrüßt und unterstützt. Als Learning konnten wir zudem feststellen, dass eine zeitlich und örtlich gebundene SV-Beratung nicht mehr der Lebensrealität der Jugendlichen entspricht. Daher wollen wir 2023 auf digitale Angebote setzen. 2022 konnten wir sowohl unsere App “Mein SV-Wissen” als auch unseren Instagram-Account mit Live-SV-Beratung weiter ausbauen. Insbesondere in der Gestaltung von Best-Practice-Beispielen und anderen Wissens-Snippets für den Instagram-Account werden Jugendliche und aktive SV-ler:innen in die Vereinsarbeit eingebunden. Zudem sollen 10-15 ehemalige Berliner Schülervertreter:innen als Peer-Coaches ausgebildet werden, um den hohen Unterstützungsbedarf der Schulen zu decken.

Zudem wird in jedem Schuljahr eine “Werkstatt für erfolgreiche SV-Arbeit” durchgeführt, eine Vernetzungsveranstaltung für Multiplikator:innen (SV-Teams + erwachsene Begleitung) von jeweils 6-8 Schulen. Eine weitere Erkenntnis ist, dass besonders die SV-Begleitungen einen deutlich höheren Unterstützungsbedarf haben als erwartet. Dementsprechend reicht es nicht, sie mit Selbstlernmaterialien zu versorgen, sondern sie müssen als wichtigste Konstante in der SV-Arbeit über mehrere Jahre langfristig begleitet werden, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.

Um den Wissenstransfer in die Praxis sicherzustellen, haben wir ein online Nachbegleitungsangebot zu den geplanten Präsenzveranstaltungen entwickelt, das SV-Begleitungen und auch Schülervertretungen im Anschluss an eine Fortbildung in Lerngruppen zusammenfasst. Im regelmäßigen Abstand (etwa alle 2-4 Wochen) treffen sie sich mit SV-Coaches in kleinen Lerngruppen von etwa 8-12 Personen in kurzen digitalen Sitzungen, um aus dem Erfahrungsaustausch kontinuierlich Motivation zu schöpfen und die individuellen Herausforderungen und Stolpersteine an ihrer Schule zu bearbeiten. Im Zuge des Vorgängerprojektes haben wir 7 Module (“Aufgabenbereiche in der SV: Wissensmanagement, Projektarbeit, Beziehungspflege, Teamgeist & Zusammenhalt, Öffentlichkeitsarbeit, Nachwuchsförderung und Gremienarbeit”) entwickelt und mit Schülervertretungen getestet, evaluiert und weiterentwickelt. Diese 7 Module wurden von der Zielgruppe sehr positiv für den Lernerfolg bewertet und bilden die Grundlage für das digitale Nachbegleitungsprogramm. Unsere enge Nachbegleitung stellt sicher, dass es die Impulse von der Fortbildung tatsächlich zu Veränderungen an den Schulen führen und die SV langfristig selbstständiger wird. Als Pilotprojekt soll in diesem Jahr diese engmaschige Begleitung erprobt werden, was bei Erfolg deutschlandweit Vorbildcharakter für die Veränderung von der bisherigen SV-Arbeit zu gelebter Demokratie
an den Schulen haben wird.

Die wichtigsten Maßnahmen sind:

  1. eine zeitlich und örtlich ungebundene digitale SV-Beratung, die allen Schüler:innen kostenlos zugänglich ist und bei der Umsetzung in die Praxis hilft
  2. Vorstellung von Vorbild-Projekten und Aufbereitung von SV-Tipps via Instagram
  3. zwei Vernetzungsfortbildungen für SV-Teams von jeweils 6-8 Berliner Schulen
  4. Schulung und Vernetzung von SV-Begleitungen als Multiplikator:innen, da sie eine Schlüsselrolle im Aufbau von nachhaltigen Mitwirkungsstrukturen einnehmen
  5. Ausbildung von Peer-Coaches, um dem hohen Unterstützungsbedarf gerecht zu werden

Begründung der Jury
Eindeutig förderungswürdig: Hier wird die Demokratie von ganz unten und ganz vom Anfang gefördert. Die während der Corona-Situation gebeutelten Beteiligungsstrukturen in der Schule zu fördern erachtet die Jury als absolut sinnvoll. Die Jury regt eine Vernetzung zum SV-Bildungswerk, da dort schon eine große Ehrenamtsstruktur existiert.

Antragsteller:in: Verein für Bildung und Partizipation e.V.
Projektbezirk: Friedrichshain-Kreuzberg
Projektzeitraum: 01.05.2023-01.09.2023
Förderbetrag: 6.794,64€

Der Verein für Bildung und Partizipation e.V. besteht seit 2013 und organisiert seit 2017 in Berlin-Kreuzberg kollektiv und ehrenamtlich die Ausstellung “Museum des Kapitalismus”. Diese setzt sich mit dem Kapitalismus als Wirtschafts- und Gesellschaftssystem auseinander und geht gemeinsam mit den Besucher:innen Fragen zu Wirtschaft, Gesellschaft, Gerechtigkeit, Klima und Umwelt nach. Außerdem ergründet sie alternative Konzepte und hinterfragt bestehende gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Problematiken. Im Zentrum steht der partizipative Gedanke, der die Besucher:innen nicht als bloße Konsument:innen versteht, sondern ihnen die Möglichkeit bietet, aktiv Einfluss auf die Inhalte der Ausstellung und die Vermittlungsprogrammen zu nehmen und so dazu beizutragen, das Museum des Kapitalismus zu einem interaktiven Lernort von allen für alle zu machen. Zusammen mit Schulklassen und anderen Jugendgruppen konnten so bereits in der Vergangenheit Exponate für die Ausstellung entstehen, die inhaltlich und gestalterisch, mit Unterstützung seitens des Kollektivs, von jugendlichen Workshopteilnehmer:innen entwickelt wurden.

Die Workshopreihe “Climate Futures” verfolgt ebenfalls einen partizipativen Ansatz. Sie widmet sich dem Thema Klimawandel, das vor allem durch den Aktivismus von Bewegungen wie Fridays For Future oder Extinction Rebellion in den letzten Jahren stark in die Öffentlichkeit gerückt ist und sich zu einem der brisantesten gesellschaftlichen Konfliktfeldern entwickelt hat. Wie wollen wir leben? Wie sieht eine nachhaltige Zukunft aus? Was müssen wir dafür verändern? Ziel des Projektes ist die partizipative und interaktive Auseinandersetzung mit klimarelevanten Themen und Zukunftsfragen.

Die Workshopreihe besteht aus insgesamt 3 Workshoptagen à 4 Stunden und ist in eine Diskussions-, Planungs- und Projektphase gegliedert. In Phase 1 (Diskussion) stehen die Sichtweisen und Erfahrungen der Teilnehmer:innen im Vordergrund. Anhand partizipativer Moderationsmethoden kommen sie miteinander ins Gespräch und tauschen sich über das Thema aus. Nachfolgend werden die Teilnehmer:innen an die Konfliktstruktur des Themas Klimawandel und dessen gesellschaftlichen Auswirkungen herangeführt. Mit welchen Themen (Beispiel Klimagerechtigkeit, Wachstum, soziale Gerechtigkeit) sie sich im weiteren Verlauf des Projekts intensiver beschäftigen wollen, erkunden sie in einer anschließenden Diskussionsrunde.

Phase 2 und 3 (Planungs- und Projektphase) verfolgen einen prozessorientierten Ansatz, bestehend aus Ideenfindung und Bauphase eines Exponats, das sich mit der Workshop-thematik aus Sicht der Teilnehmer:innen auseinandersetzt. Dieses wird anschließend dauerhaft in der Ausstellung des Museum des Kapitalismus zu sehen sein. Die Teilnehmer:innen werden beim Bau gestalterisch, handwerklich und konzeptionell durch die Workshopteamer:innen unterstützt, bestimmen die Inhalte und die Form aber weitgehend selbst. Sie lernen eine selbstorganisierte Arbeitsweise und kommen mit Formen der demokratischen Entscheidungsfindung in Kontakt. Durch die Möglichkeit, unterschiedliche Standpunkte und Interessenslagen zu debattieren und Kompromisse auszuhandeln, werden die Teilnehmer:innen bestärkt, sich auch zukünftig mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Die gemeinsame Konzeption des Exponats fördert außerdem das gemeinschaftliche Erleben und ermöglicht die Sichtbarmachung der eigenen Arbeit.

Begründung der Jury
Das Projekt greift ein aktuelles Thema vieler Jugendlicher auf, die an vielen Fronten mit dem Anliegen gegen Wände laufen: Eine klar verständliche Problemauffassung trifft auf eine klare Projektstruktur und eine positive Zukunftsgewandtheit. Dazu kommt eine sparsame Finanzplanung und eine öffentliche Präsentation. Ein insgesamt rundes Bild. Die Jury freut sich auf die Einladung zur Eröffnung der Ausstellung.

Antragsteller:in: Arbeit und Leben Berlin Brandenburg DGB/VHs e.V.
Projektbezirk: überbezirklich
Projektzeitraum: 01.03.2023
Förderbetrag: 14.999,00€

Wir – Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg DGB/VHS e.V. – sind eine Einrichtung der politischen Bildung. Unter Trägerschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Volkshochschulen in Deutschland entstanden wir nach dem zweiten Weltkrieg, um Demokratiebildung in Deutschland voranzutreiben. Heute wie gestern ist es wichtig, in Deutschland für eine demokratische Gesellschaft und gegen rassistische und faschistische Bewegungen zu kämpfen. Aber nicht nur in Deutschland bedrohen faschistische Kräfte den Frieden. Seit vergangenen Februar erleben wir einen durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine Zeitenwende, die unser Leben verändern sollte. Vor zwei Jahren gelangten die Taliban erneut in Afghanistan an die Macht und verbieten seit dem Mädchen den Zugang zur Bildung. Im Iran und in Kurdistan werden Demonstrant:innen hingerichtet. All das beeinflusst nicht nur die Ukraine, Afghanistan, Iran und Kurdistan – sondern auch Deutschland. Denn wir sind ein Einwanderungsland. Viele Bürger:innen in Deutschland – davon auch viele Jugendliche und junge Erwachsene – haben einen Migrationshintergrund. Für sie waren die letzten Monate nicht sehr einfach – besonders für jene, die sich Sorgen um ihre Familien machten mussten. Zum letzten internationalen Tag der Menschenrechte, am 09. Dezember, lud die Bundesbeauftragte für Menschenrechte, Luise Amtsberg, ausgewählte Aktivist:innen der ukrainischen, afghanische, iranischen und kurdischen Community aus Berlin ein. Ein Bildungsreferent von Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg DGB/VHS e.V. wurde als ukrainischer Aktivist ebenfalls eingeladen. Auf diesem Event trafen sich engagierte Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund, die seit Monaten und teilweise Jahren für Demokratie einstehen und kämpfen. Dieser Kampf ist anstrengend. Und wer kämpft, muss auch ruhen. Daher entstand die Idee des “MAK Festivals – Migrantischer Aktivismus und Kultur”. Wir möchten im Sommer 2023 – vorzugsweise im Juli zu Beginn der Ferien – migrantische Jugendliche und junge Erwachsene in Berlin einladen, mit uns zusammenzukommen, voneinander und miteinander zu lernen und zu heilen. Die letzten Wochen und Monate waren anstrengende und darum möchten wir mit dem MAK Festival ein von migrantischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen für migrantische Jugendliche und junge Erwachsene organisiertes Festival veranstalten. Auf dem Festival möchten wir Workshops (u.a. Kreatives Schreiben, Podcast, HipHop, Community-Building und Aktionsplanung), Podiumsdiskussion (zu migrantischen Aktivismus und zu Rassismus und Antisemitismus in Deutschland) und Musik genießen – alles von migrantischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen organisiert und durchgeführt.

Hinter dem MAK-Festival stehen aktuell Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg DGB/VHS e.V., Vitsche e.V. (ein ukrainischer Verein) und dem Women*Life*Freedom Kollektiv Berlin (einem Zusammenschluss iranischer, kurdischer und afghanischer Aktivist:innen). Wir möchten aktiv auf weitere migrantische Selbstorganisationen, Jugendverbände und dem Landesjugendring zugehen, um weitere Mitstreiter:innen zu finden. Dann möchten wir basisdemokratisch und partizipativ das MAK-Festival planen. Wir möchten durch das Festival und vor allem durch das Zusammenkommen in der Planung und während des Festivals unterschiedliche migrantische Communities in Berlin zusammenführen, um gemeinsam zu arbeiten. Denn wir einen uns in unserem Wunsch nach einer besseren und demokratischen Welt. Leider begegnen wir auch in Deutschland Vorurteilen, Ausgrenzung und auch Rassismus und Antisemitismus – ein Beispiel sind die jüngsten Diskussionen um die Silvesternacht in Berlin. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, eines Safe Spaces – eines sicheren Ortes – indem über diese Erfahrungen gesprochen werden kann. Wir möchten als Gesellschaft – ob mit oder ohne Migrationshintergrund – gemeinsam eine Zukunft erbauen ohne Ausgrenzung. Um dies zu erreichen, ist es aber wichtig, dass wir untereinander zusammenkommen. Dadurch, dass das MAK-Festival nicht auf eine “bestimmte Migrant:innngruppe” (z.B. Türk:innen) beschränkt ist, sondern versucht community-übergreifend Allianzen zu schaffen, begehen wir ein innovatives Novum. Unser Ziel ist es, unterschiedliche Akteure – ob Aktivist:innen, interessierte Jugendliche und junge Erwachsene, Migrantische Selbstorganisationen und Jugendverbände – zusammenzubringen und unsere Gemeinsamkeiten zu zelebrieren. Das Ergebnis des MAK-Festivals soll damit Synergieeffekte – also zukünftige Kooperationen zwischen den Akteuren – sein. Außerdem möchten wir über die Podiumsdiskussionen und von uns auf dem Festival angeleitete Zukunftswerkstätten an die Politik treten und als migrantische Jugendliche und junge Erwachsene in Berlin unsere Forderungen und politischen Interessen
artikulieren. Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg DGB/VHS e.V. agiert an dieser Stelle als ein Bindeglied zwischen den Mitwirkenden und bringt die Expertise der politischen Bildung mit.

Begründung der Jury
Gemeinsamkeiten zelebrieren, Akteur:innen zusammenbringen und Räume für die Begegnung insbesondere migrantischer Gruppen öffnen – die Jury möchte das Vorhaben fördern, um diesen wichtigen Zielgruppen genau das zu ermöglichen. Die Jury hebt ferner das hohe Engagement des Trägers in Form von hoher Eigenleistung vor.

Antragsteller:in: all eins e.V.
Projektbezirk: Treptow-Köpenick
Projektzeitraum: 01.03.2023-31.12.2023
Förderbetrag: 11.819,00€

Das Projekt „Jugendzentrum 2.0 – Auf dem Weg zum Bau“ stellt einen partizipatorischen Bildungsprozess für Jugendliche und junge Erwachsene dar. Es hat den Anspruch, Teilhabe von jungen Menschen an stadtentwicklerischen Prozessen erfahrbar und übertragbar zu machen und diese zu etablieren. Jugendlichen und jungen Erwachsenen sollen im Projekt einen greifbaren, konkreten stadtentwicklerischen Prozess erleben. Dafür dient der geplante Neubau einer Jugendfreizeiteinrichtung auf dem Gelände des Mellowpark in Treptow-Köpenick.

Ausgehend von bereits angefertigten Entwürfen sollen junge Menschen befähigt werden, ihre Interessen und Bedarfe vor Politik und Verwaltung zu vertreten, zu verteidigen, zu diskutieren und anzupassen. Die Errichtung eines neuen Jugendzentrums auf dem Gelände des Mellowpark in Treptow-Köpenick stellt einen Prozess dar, der absehbar und vorgefertigt scheint. “Jugendzentrum 2.0 – Auf dem Weg zum Bau” hat den Anspruch genau diesen Prozess aufzubrechen, neu zu denken und nachhaltig zu verändern. Orte der Jugendkultur sollen maßgeblich und authentisch mit jungen Menschen entwickelt und gestaltet werden. Als beispielhafter Prozess kann “Jugendzentrum 2.0 – Auf dem Weg zum Bau” als Orientierung bei der zukünftigen Entwicklung weiterer jugendkultureller Orte dienen. Für die Teilnehmenden wird die Möglichkeit des Mitwirkens erlebbar und die dort getätigten Erfahrungen übertragbar in weitere Kontexte der demokratischen Interessenvertretung und Teilhabe.

Der Prozess bewegt sich auf zwei Ebenen: stadtentwicklerisch werden Jugendliche und junge Erwachsene befähigt, ihre Interessen vor Politik und Verwaltung zu vertreten. Hierfür benötigt es den Transfer von Wissen bezüglich politischer Teilhabe und Entscheidungsstrukturen, sowie hinsichtlich architektonischer und städtebaulicher Vorschriften und Gegebenheiten bis hin zu bautechnischen und gebäudespezifischen Fragestellungen. Gleichzeitig müssen die verantwortlichen Akteur:innen aus Politik und Verwaltung aktiviert und motiviert werden, die entsprechenden Kontexte zugänglicher und erfahrbarer für die beteiligten jungen Menschen zu machen.
Parallel geschieht eine pädagogisch begleitete Auseinandersetzung mit der Frage der Organisation des Hauses als Ort der Gemeinschaft. Die hier entstehenden Ergebnisse schlagen sich in den auszuhandelnden baulichen Ansprüchen an das Gebäude nieder. Hierfür bedarf es einer handlungsfähigen Teilnehmer:innengruppe, die sich mit dem Projekt identifiziert und idealerweise in Eigenverantwortung Arbeitsschritte formuliert und diese durchläuft.

Begründung der Jury
Die Struktur des Projektes ist hochinteressant: Die Kombination von demokratischen Entscheidungen und der praktischen Handhabe von gemeinsamem Bauen bewegt sich an der hochaktuellen und auch brisanten Schnittstelle von Stadtentwicklung, Nachhaltigkeit und Machtentscheidungen. Ein Projekt, das Kopf und Hand anspricht, und auf dessen Ergebnisse die Jury sehr gespannt ist.

Antragsteller:in: Jugendclub “Die Eiche”
Projektbezirk: Charlottenburg-Wilmersdorf
Projektzeitraum: 01.03.2023-31.12.2023
Förderbetrag: 14.770,00€

Wir, Sebastian, Rodja, Gianluca und eine Gruppe von jugendlichen aus dem Jugendclub „Die Eiche“ wollen zusammen ein Party-Format für junge Menschen organisieren und veranstalten. Wir als Team möchten unseren Gästen regelmäßig einen Partyabend mit allem drum und dran – sprich: guter Musik, gutem Sound, Getränken, Snacks und einem Haufen guter Laune – bieten. Neben dem Party machen wollen wir einen Anlaufpunkt für Jugendliche schaffen an dem sie sich ausprobieren und vernetzten können. In der Vergangenheit haben wir schon erste, gut angenommene Versuche gestartet und daraus ein Konzept entwickelt. Nun wollen unsere Partys monatlich veranstalten!

Begründung der Jury
Ein Antrag, der ganz konkret von Jugendlichen kommt und eine Leerstelle nach Corona benennt: Parties in Jugendzentren, die selbst organisiert und eingerichtet werden, sorgen für vielleicht das beste Selbstwirksamkeitsgefühl von allen in der Jugendphase. Das Projekt stellt eine Rückeroberung eines selbstbestimmten Raumes dar. Das ist in Jugendclubs heute nicht mehr selbstverständlich.