Wie Beteiligung zum Thema “Wohnen” aussehen kann, schilderten Estera Stan und Bana Mahmood in ihren Inputs. Estera erzählte von ihren Erfahrungen auf dem Berliner Wohnungsmarkt aus der Perspektive einer jungen Romnja. Wohnen bedeutet für sie nicht nur Sicherheit und die Gestaltung eines eigenen Raums. Mit Wohnen verbindet sie Diskriminierungserfahrungen, die sie selbst, ihre Freunde und ihre Familie gemacht haben. “Der Wohnungsmarkt ist rassistisch und hat System.” Auch wenn sie nicht stellvertretend für die gesamte Community sprechen kann, weil auch Diskriminierungserfahrungen hochindividuell sind, schafft sie Awareness für die Auswirkungen, die die Diskriminierungserfahrung für junge Menschen haben können: Sie schüren Ängste, beeinträchtigen die mentale Gesundheit und sorgen dafür, dass Menschen sich für ihren Wohnort schämen. Gemeinsam mit Freund:innen hat Estera ein Projekt gestartet und aufbauend auf ihren Erfahrungen ein Plakat gestaltet, dass ihre Forderungen für einen diskriminierungsfreieren Wohnort zusammenfasst: Schöne Wohnumgebungen, größere Wohnungen für mehr Privatsphäre, Entscheidungsträger:innen sollen die Auswahlprozesse für Bewerber:innen so rassismuskritisch wie möglich gestalten und nicht nur Familien und Lebenspartnerschaften, sondern auch Freundesgruppen sollen einen Wohnberechtigungsschein (WBS) beantragen dürfen.
Bana setzt sich als Aktivistin bei der Initiative “Deutsche Wohnen enteigenen” für bezahlbarere Mietpreise ein. Sie selbst hat mit Berlin einen Wohnort gefunden, in dem sie sich zu Hause fühlt. Nicht jeder hat aber das Glück, in Berlin eine für sich geeignete – und bezahlbare – Wohnung zu finden. Bana sagt, “Miethaie” und große Mietkonzerne wie “Deutsche Wohnen” und “Vonovia” steigerten künstlich die Mieten für den Profit des eigenen Konzerns – auf Kosten der Mieter:innen. Die Initiative “Deutsche Wohnen enteigenen” startete deshalb zur Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses 2021 einen Volksentscheid, bei dem das Land Berlin dazu aufgerufen wird, Wohnungen der Konzerne zu Kaufen und staatlich zu verwalten. Bis heute wurde der Volksentscheid, bei dem 57,6% der Wähler:innen für eine Enteignung gestimmt haben, nicht umgesetzt. Für die Aktivist:innen entstand dadurch ein Gefühl der Ohnmacht. Dem wirkten sie entgegen, indem sie einen zweiten Volksentscheid erarbeitet haben. Im Rahmen des “Gesetzesvolksentscheids” arbeitet das Team zur Zeit an einem Gesetz, dass sie zum Volksentscheid vorlegen werden. Eine Maßnahme, die wegen des hohen Aufwands und hoher Anwaltskosten bisher noch nie ergriffen wurde. Sollten die Wähler:innen für den Vorschlag stimmen, ist der Berliner Senat verpflichtet, das Gesetz umzusetzen, nur das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe könnte dem entgegenwirken.