Die Jury hat getagt: Das sind die geförderten Projekte des Berliner Jugendbudgets

Am 14. Juni 2025 tagte die Jury Berliner Jugendbudget des Jugend-Demokratiefonds Berlin, um die Förderentscheidungen für die zweite Ausschreibung des Berliner Jugendbudgets 2025 zu beschließen. In einem Spektrum von theaterpädagogischen Ansätzen bis von Jugendlichen organisierten Straßenfesten und Safer Spaces erhalten 14 Projekte eine Förderung. Herzlichen Glückwunsch!

5 Kinder sitzen auf dem Boden und spielen mit Farbstaub
© A Darmel / Pexels

Wir gratulieren den geförderten Projekten und Teilnehmenden und wünschen viel Freude und Erfolg bei der Umsetzung!

Für alle, die eine Ablehnung erhalten haben, bleiben folgende Hinweise:

  • Nutzt die Antragsberatung vom Projektbüro und probiert es ggf. in der nächsten Förderrunde erneut!
    Für das Haushaltsjahr 2025 sind alle Mittel im Berliner Jugendbudget ausgeschöpft. Die nächste Ausschreibung im Berliner Jugendbudget ist für November 2025 vorgesehen mit einer Antragsfrist im Januar 2026 und einem frühestmöglichen Projektbeginn zum 01. März 2026.
  • Können kleinere Fördersummen möglicherweise von Jugendgruppen selbst über die Jugendjurys in den Berliner Bezirken beantragt werden? Bei den Ansprechpartner:innen in den Bezirken, in denen ihr aktiv werden wollt, könnt ihr euch über Termine und Fristen der Bezirklichen Jurys informieren.
  • Behaltet die regelmäßig auf www.stark-gemacht.de erscheinenden Ausschreibungen von anderen fördernden Institutionen aus dem Netzwerk im Auge.

Das sind die Projekte, die in der zweiten Förderrunde 2025 im Berliner Jugendbudget durch den Jugend-Demokratiefonds Berlin gefördert werden:

Antragsteller:in: Poorbird-Skate e.V.
Projektbezirk: Treptow-Köpenick / Schöneweide
Projektzeitraum: 01.07.2025 – 12.12.2025
Förderbetrag: 19.981,00 €

Wir sind der Poorbirds Skate e.V., ein Jugendverein aus Treptow-Köpenick (TK), der sich seit 2022 als eingetragener Verein für urbane Jugendkultur engagiert. Unser Vorstand besteht aus 8 Mitgliedern. Als Initiative junger Menschen setzen wir uns dafür ein Öffentliche Räume für sportliche & künstlerische Aktivitäten zu schaffen – von jungen Menschen, für junge Menschen. Wir möchten für die Entwicklung eines Jugendortes einen offenen Beteiligungsprozess für Jugendliche aus TK durchführen. Das Ziel ist die Planung eines kreativen & jugendgerechten Skate- und Aufenthaltsorts unter der Minna-Todenhagen-Brücke (Nest). In Workshops entwickeln Jugendliche Visionen, Ideen & gemeinsam mit Fachleuten umsetzbare Entwürfe. Diese Ergebnisse werden schließlich den zuständigen Behörden und politischen Gremien präsentiert & in die weitere Bauplanung überführt. Dieser Ort, der aufgrund seiner Gegebenheiten (Überdachung, keine direkten Anwohnenden) bereits vor Jahren von jugendlichen Skatern erobert wurde & seitdem ein Anlaufpunkt für junge Menschen zum Skaten & Chillen ist, soll künftig ein anerkannter Jugendort für Bewegung, Kreativität & Begegnung sein – mit Fokus auf Skateboarding, Scooter, Kunst & weitere jugendkulturelle Aktivitäten. Jugendliche brauchen Orte, die sie aktiv mitgestalten können. Das Nest bietet enormes Potenzial für ein niedrigschwelliges, öffentlich zugängliches Jugendprojekt & einen anerkannten Jugendort. In der BVV TK wurde das Bezirksamt ersucht das Gelände unter dem Nest auf ihre Eignung zu prüfen. Jetzt geht es darum, Jugendliche direkt in die Planungsphase einzubeziehen & echte Mitbestimmung zu ermöglichen.

Der Beteiligungsprozess läuft von Juli bis Dezember 2025, gegliedert in folgende Phasen:

Workshop 1 – Bedarf & Visionen sammeln

  • Ziel: Jugendlichen Raum geben, ihre Wünsche, Ideen und Visionen frei zu äußern, Aufmerksam machen auf das Projekt
  • Teilnehmer:innen: Jugendliche
  • Ort: Nest (im Rahmen eines öffentlichen Sommerfests)
  • Methode: Modellbau & Skizzieren, Stand mit interaktivem Modell, World Café, Moodboards, Zukunftsvisionen
  • Ergebnis: Wunschliste für die Nutzung, Ideenskizzen, Schwerpunkte, Ergebnisdokumentation
  • Verwaltungsrolle: Ergebnisdokumentation wird dem SGA, Jugendamt & Stadträt:innen übergeben

Workshop 2 – Machbarkeit & konkrete Entwürfe

  • Ziel: Ideen konkretisieren & mit Expert:innen auf Machbarkeit prüfen
  • Teilnehmer:innen: Jugendliche, Fachkräfte (z. B. Skater:innen, Architekt:innen, Stadtplaner:innen), Verwaltung (SGA, Jugendamt)
  • Methode: Moderation durch uns, das KJBB und Clara, Digitale Simulation, Skizzen, Modellbau, Stand mit interaktivem Modell
  • Ergebnis: Erste Entwürfe & Nutzungskonzepte, Gemeinsames Verständnis für umsetzbare Ideen, digitale Simulationen

Exkursion – Best-Practice & Inspiration

  • Ziel: Jugendlicher Input durch Inspiration aus anderen Städten
  • Inhalte:Fahrt zu Skate- und Jugendorten in Deutschland, Austausch mit dortigen Nutzer:innen
  • Teilnehmer:innen: 10-15 Jugendliche aus dem Team und Aktive aus den Workshops
  • Ergebnis: Neue Ideen & Erfahrungen fließen in Workshop 3 ein

Workshop 3 – Priorisierung & finaler Entwurf

  • Ziel: Auswahl der realisierbaren Elemente & Entwicklung eines abgestimmten Gesamtentwurfs
  • Teilnehmer:innen: Jugendliche, Verwaltung für Rückmeldung, Fachkräfte für Entwurfsbegleitung, Stadtplanerin
  • Methode: Diskussion, Abstimmung, Feedbackrunden, Aushandlungsprozesse anregen
  • Ergebnis: Finaler Entwurf des zukünftigen Ortes, Priorisierte Bausteine auf Basis von Raum, Budget und Wünschen

Öffentliche Abschlusspräsentation & Übergabe

  • Ziel: Ergebnisse sichtbar machen & an Verwaltung/Politik übergeben
  • Ort: Öffentliche Veranstaltung mit Ausstellung/Bühne
  • Teilnehmer:innen:Jugendliche, Politik (BVV, Bezirksstadträt:innen), Verwaltung, Öffentlichkeit, Presse
  • Inhalte: Präsentation der Entwürfe (Plakate, Modelle, Visualisierungen), Offizielle Übergabe an Politik, Jugendliches Statement zur Mitgestaltung
  • Ergebnis: Sichtbarkeit, Anerkennung, politisches Commitment

In enger Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendbeteiligungsbüro (KJBB) TK, sowie Expert:innen aus den Bereichen Stadtplanung, Jugend(sozial)arbeit, Bezirksstadträtin Dr.Leistner, Bezirksstadtrat für Jugendkultur A. Grammelsdorf. Die Jugendlichen gestalten aktiv mit, erleben demokratische Prozesse hautnah & bekommen Raum für Kreativität, Austausch & Selbstwirksamkeit.

Welche Ziele und Ergebnisse streben wir an?

  • Partizipation ermöglichen: Junge Menschen sollen erleben, dass ihre Ideen wichtig sind & ernst genommen werden
  • Kreative und demokratische Kompetenzen stärken: Durch künstlerische Methoden wie Zeichnung, Modellbau und Entwurfsarbeit, miteinander in Aushandlungsprozesse gehen
  • Soziale Netzwerke aufbauen: Jugendliche aus verschiedenen Stadtteilen & Jugendkulturen vernetzen sich
  • Politisches Bewusstsein fördern: Verständnis für bezirkliche Prozesse & Entscheidungsfindung durch direkte Einbindung
  • Ein Ort entsteht: Am Ende steht ein konkreter Entwurf für einen öffentlichen Ort, der Jugendgerecht & Selbstverwaltet ist.

Jurybegründung:

In diesem Projekt greifen junge Menschen ein konkretes Problem auf, bringen das Thema in die (politische) Öffentlichkeit und erweitern ihre Fähigkeiten um städteplanerische Aspekte mit Modellbau. Auch in Treptow-Köpenick ist die Verdrängung junger Menschen im öffentlichen Raum ein wichtiges Thema. In diesem Fall haben sich junge Menschen den unwirtlichen Ort unter der Brücke bereits weitgehend angeeignet und belebt. Bei der weiteren Ausgestaltung und Verstetigung möchte die Jury die Gruppe unterstützen. Die jugendliche Gestaltung des öffentlichen Raums soll sichtbar und erlebbar werden.

Antragsteller:in: Jugendclub Lindenhof / Nachbarschaftsheim Schöneberg e. V. 
Projektbezirk: Tempelhof-Schöneberg
Projektzeitraum: 01.07.2025 – 31.12.2025
Förderbetrag: 4.331,16 €

Dieses einjährige Empowerment-Projekt richtet sich an Mädchen unterschiedlicher kultureller Hintergründe, die den Jugendclub Lindenhof, die umliegenden Grund- und weiterführenden Schulen besuchen sowie in nahegelegenen geflüchteten Unterkünften leben. Ziel ist es, ihnen durch einzelne partizipativ gestaltete Workshops, sowie zeitlich begrenzte wiederkehrende Angebote Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich selbstbewusst in einer von patriarchalen Strukturen dominierten Gesellschaft zu behaupten. Dabei steht die Reflexion gesellschaftlicher Normen sowie die Entwicklung einer individuellen, authentischen Identität im Mittelpunkt. In der Endphase des Projekts sollen die Ergebnisse der verschiedenen Workshops zum Beispiel durch eine multimediale Performance in einem Video oder einem Event vorgestellt werden, ein mögliches Ergebnis wäre hierbei ein Rap-Video in denen sowohl musikalische Aspekte, Kostüme und Kulisse infolge des Projekts gestaltet und erarbeitet werden. Das tatsächliche Ergebnis wird jedoch von den Methodischen Ansätzen abhängen für die die Teilnehmer:innen sich in der Aushandlung über die Darstellungsformen entscheiden. Wir möchten diese Darstellungsformen nicht vorwegnehmen sondern verschiedene zur Auswahl bieten und diese den Teilnehmer:innen vorstellen und ermöglichen. Das Projekt gliedert sich in drei thematische Workshop-Phasen, über welche die Teilnehmer:innen unterschiedliche Ansätze der Selbstermächtigung erfahren sowie, gesellschaftliche Machtverhältnisse und Anforderungen an weiblich sozialisierte Personen  behandeln und reflektieren können. Die drei Workshop-Phasen hierbei werden unterteilt in einen körperlichen Ansatz, einen kreativ gestalterischen Ansatz sowie einen Audiofokussierten Ansatz.

In der ersten Workshop-Phase liegt der Fokus auf der physischen Stärkung und einer positiven Körperwahrnehmung. Die Teilnehmerinnen lernen, ihre eigene Kraft zu entdecken und ein positives Körpergefühl zu entwickeln und dadurch körperliches Selbstbewusstsein zu entwickeln. Immer wieder äußern Mädchen Ängste sich frei im Sozialraum zu bewegen, Ziel dieses themen-Block ist es diese Ängste abzubauen und ein produktives Gefühl eigener Stärke und Selbstwirksamkeit zu Transformieren. In der zweiten Workshop Phase welche einen kreativ gestalterischen Ansatz verfolgt reflektieren die Teilnehmerinnen gesellschaftliche Erwartungen an Körper, Aussehen und Ausdrucksweisen. Sie setzen sich mit etablierten Schönheitsnormen auseinander und erkunden künstlerische Möglichkeiten, sich individuell auszudrücken.

Zielführend in diesem Themenblock sollen folgende Fragen sein: Was wollen andere sehen? Was will ich darstellen? Was wird von der Gesellschaft erwartet und belohnt? Was möchte ich selbst darstellen und was wird von mir verlangt was ich darstellen soll? Auch in diesem Themenblock ist eines unserer Ziele internalisierte Ängste zu Schönheitswahn und Körperkult abzubauen und ein Verständnis darüber zu vermitteln, inwieweit unsere Gesellschaft und soziale Medien diese Ängste schüren. Im letzten Themenblock der Workshop-Phase steht die Stimme im Mittelpunkt und wie Mädchen bestärkt werden sich Gehör zu verschaffen, laut zu sein und sich mit ihrer Stimme für ihre Rechte einzusetzen.

Gewohnte soziale und physische Räume im Alltag von Mädchen werden ebenfalls oft von männlich gelesenen Personen dominiert. Sozialisation in einer von patriarchalen Strukturen geprägten Gesellschaft bestärkt nach wie vor Tendenzen, dass männliche Personen sich Räume unter anderem durch ihre Präsenz in Stimme und Lautstärke aneignen und dominieren. Die letzte Workshop-Phase soll somit geschlechterspezifische Erwartungen an Verhaltensweisen bedingt durch geschlechterbasierte Sozialisation reflektieren und Muster und Erwartungen aufbrechen nach denen Mädchen sich eher zurücknehmen und weniger Raum durch die Lautstärke aneignen als männlich sozialisierte Personen. Durch ein Rap-Projekt innerhalb dieser Workshop-Einheit können Mädchen dabei unterstützt werden sich lautstark für ihre Rechte einzusetzen und sich Gehör zu verschaffen ohne dadurch Mitteilnehmer*innen des Projekts zu übertönen. Es werden somit grundlegende Fragen der Demokratie behandelt wie es möglich bleibt Menschen mit weniger Gehör eine Stimme zu geben und diese gleichberechtig in Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen und gleichzeitig sich selbst Gehör verschafft.

Jurybegründung:

Der Bedarf an Empowerment-Projekten junger Frauen* und Mädchen* wird von dieser Projektgruppe gut aufgegriffen. Insbesondere die Altersgruppe der 4- und 5-Klässler:innen eignet sich, um stereotype Körperbilder und Schönheitsnormen der Gesellschaft in einer wichtigen Entwicklungsphase zu thematisieren. Der Gruppe ist zuzutrauen, dass sie „Ansätze der Selbstermächtigung erfahren, gesellschaftliche Machtverhältnisse, Anforderungen an weiblich sozialisierte Personen behandeln und reflektieren können“.

Antragsteller:in: Monika G.
Projektbezirk: Mitte
Projektzeitraum: 01.10.2025 – 31.05.2026
Förderbetrag: 14.492,98 €

Dachgespräche ist ein Theaterprojekt mit und für Jugendliche, das auf aktive Beteiligung, demokratische Mitgestaltung und gesellschaftlichen Dialog setzt. Es wird im Jugendkulturzentrum PUMPE in Berlin realisiert und richtet sich an junge Menschen im Alter von 15 bis 17 Jahren.

Im Mittelpunkt steht die aktive Verantwortungsübernahme der Jugendlichen: Sie entwickeln das Projekt von Grund auf selbst – vom Konzept über die Textarbeit bis zur Inszenierung, zum Bühnenbild, zur Technik und zur Öffentlichkeitsarbeit. Sie übernehmen Verantwortung nicht nur für kreative Entscheidungen, sondern auch für die praktische Umsetzung und das gemeinsame Gelingen des Projekts. Unterstützt werden sie durch eine künstlerische Begleitung, die den Prozess strukturiert, moderiert und Impulse gibt – ohne den Jugendlichen die Kontrolle zu entziehen.

Die Teilnehmenden erleben sich als Team, das gemeinsam ein gesellschaftlich relevantes Thema auf die Bühne bringt. Sie erfahren, wie ihre Sichtweisen, Zweifel und Überzeugungen sichtbar und wirksam werden können. Sie lernen, demokratisch zu arbeiten, Konflikte auszuhalten, gemeinsam Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu teilen – und entwickeln so zentrale soziale und politische Kompetenzen.

Ausgangspunkt des Stücks ist die fiktive Begegnung zweier Jugendlicher auf dem Dach eines Plattenbaus. Das Mädchen stammt aus einem AfD-nahen Elternhaus, der Junge aus einem klar antifaschistischen Umfeld. Ihre zufällige Begegnung wird zum Ausgangspunkt eines Dialogs über Herkunft, Werte, Widersprüche und Gemeinsamkeiten. Dieses Gerüst dient als Impuls – die Jugendlichen gestalten die Figuren, Inhalte und Szenen aus ihrer eigenen Lebensrealität heraus. Die politische Tiefe entsteht durch die persönliche Auseinandersetzung.

Die Premiere findet in der PUMPE statt. Darüber hinaus wird das Stück im Rahmen von Gastspielen an Jugendkultureinrichtungen in anderen Berliner Bezirken gezeigt – z. B. in Marzahn oder Lichtenberg. Dort finden im Anschluss moderierte Gesprächsrunden statt, die den gesellschaftlichen Diskurs vertiefen, Fragen nach Herkunft, Haltung und Zusammenleben weiterführen und neue Perspektiven eröffnen. Die Jugendlichen übernehmen auch hier Verantwortung: Sie sind nicht nur Spielende, sondern Gastgeber*innen des Dialogs.

Dachgespräche ist kein klassisches Theaterprojekt mit vorgegebenem Text und fester Regie – sondern ein demokratischer Prozess mit offenem Ausgang. Es schafft Räume, in denen Jugendliche ihre Stimmen erheben, ihre Erfahrungen künstlerisch verarbeiten und sich als wirksam erleben können – auf der Bühne und darüber hinaus.

Eine Förderung ermöglicht die professionelle Umsetzung dieses Prozesses: Raumnutzung, Technik, Ausstattung, Öffentlichkeitsarbeit sowie künstlerische und pädagogische Begleitung können so abgesichert werden. Das Projekt bleibt dadurch für die Jugendlichen kostenlos und niedrigschwellig zugänglich.

Dachgespräche fördert nicht nur kreative Ausdruckskraft, sondern auch gesellschaftliches Engagement. Es schafft Erfahrungsräume für Mitgestaltung, Beteiligung, Selbstbewusstsein – und stärkt so die demokratische Kultur.

Jurybegründung:

Dieses niedrigschwellige Projekt spricht Menschen an, die bislang nicht im Fokus der Projektlandschaft stehen und weist realistische Wege auf, sie zu erreichen. Der theaterpädagogische Ansatz verspricht, demokratietheoretische Inhalte zielgruppengerecht zu verpacken. In diesem Kontext ist es methodisch angemessen, dass der theatralische Stoff teilweise vorgegeben ist − der Rahmen kann jedoch frei von den Teilnehmenden gestaltet werden. Im Jahr der Abgeordnetenhauswahl 2026 ist dies ein passendes Projekt. Besonders wertvoll ist, dass das Erarbeitete in zahlreiche Bezirke ausgerollt werden soll.

Antragsteller:in: HVD Berlin-Brandenburg KdöR
Projektbezirk: Lichtenberg
Projektzeitraum: 01.07.2025 – 31.01.2026
Förderbetrag: 4.889,68 €

Mit dem Projekt „Democracy on Tour“ ermöglichen wir 15 bis 20 Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren aus einer Jugendfreizeiteinrichtung in Berlin-Lichtenberg, demokratische Prozesse nicht nur theoretisch, sondern praktisch zu erleben und aktiv mitzugestalten. Aufbauend auf einem bereits durchgeführten Bauwagenprojekt, bei dem die Jugendlichen Selbstverwaltung und Eigenverantwortung erfolgreich erprobt haben, möchten wir in den Herbstferien 2025 unseren Clubrat stärken und neue Beteiligungsformen kennenlernen.

In der Vorbereitungsphase (Juni–Oktober 2025) setzen wir auf partizipative Seminare zu Demokratie, Partizipation und Abstimmungsprozessen. Die Jugendlichen wählen die Themen aktiv mit aus, gestalten einzelne Workshop-Elemente selbst und übernehmen Verantwortung für Teile der inhaltlichen und organisatorischen Planung. Besonders angesprochen werden dabei auch Jugendliche mit Migrationsgeschichte sowie junge Menschen aus sozioökonomisch benachteiligten Lebenslagen. Sie werden gezielt durch niedrigschwellige Zugänge und vertraute Bezugspersonen eingebunden. Das Projekt schafft sichere Räume, in denen Vielfalt als Stärke verstanden und gelebt wird.

Höhepunkt ist eine sechstägige Fahrt in den Berliner Herbstferien (20.–24. Oktober 2025) nach Rostock. Dort besuchen wir u. a. das Jugendschiff Rostock und tauschen uns mit anderen Jugendlichen und Fachkräften zu Themen wie Kinderrechten, Diversität, Beteiligungskultur und der Rolle von Clubräten aus. Die Jugendlichen dokumentieren die Reise selbstständig in Bild, Text und Ton (z. B. Interviews, Videotagebuch) und reflektieren gemeinsam, welche Ideen sie für ihre eigene Einrichtung mitnehmen möchten.

Im Anschluss (November 2025 bis Januar 2026) werden ausgewählte Erkenntnisse im Jugendclub umgesetzt – z. B. durch neue Abstimmungsformate, regelmäßige Clubratstreffen oder thematische Arbeitsgruppen. Die Ergebnisse werden öffentlich präsentiert, etwa über eine Ausstellung im Jugendclub, Social-Media-Inhalte oder ein kleines Booklet mit Handlungsempfehlungen „von Jugendlichen für Jugendliche“. Das Engagement der Teilnehmenden wird durch Zertifikate und eine feierliche Übergabe gewürdigt.

Jurybegründung:

Die Antragstellenden nehmen sich vor, die Clubräte und Besucher:innen der Jugendclubs in Friedrichsfelde Nord zu vernetzen − mit selbstgesetzten Themen wie Klima und Gleichberechtigung sowie selbstorganisierten (digitalen) Workshops zum gemeinsamen Lernen. Ein Paradebeispiel für Jugendbeteiligung. Dazu kommt ein sparsamer Mitteleinsatz, dem ein realistisches sowie hohes Engagement aller Beteiligten zugrunde liegt.

Antragsteller:in: sideviews e. V.
Projektbezirk: Überbezirklich
Projektzeitraum: 01.07.2025 – 31.12.2025
Förderbetrag: 19.811,40 €

Das Schattenmuseum ist eine Gruppe 13 junger Menschen im Alter zwischen 12 und 23 Jahren. Die Jugendlichen haben diverse kulturelle Hintergründe und sprechen zusammen 5 Sprachen. Seit 2018 entwickeln sie interaktive Tools und Beteiligungsformate für Museen, die sie über künstlerische Forschung mit performativen Mitteln erarbeiten und veröffentlichen. Sie möchten Institutionen attraktiver und aufgeschlossener für junge Menschen machen, interessante Angebote für Jugendliche schaffen und die Themen so auswählen, dass sie für sie inspirierend sind und gesellschaftliche Teilhabe schaffen. Über die Form und thematische Ausrichtung ihrer Projekte und entscheidet die Gruppe stets selbst und dokumentiert sie eigenständig auf schattenmuseum.de.

2023 hat sich das Schattenmuseum mit den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen beschäftigt, weil es drängende Fragen hatte: “Warum passiert so wenig bei der Umsetzung der Ziele, obwohl das dringend für unsere Zukunft ist?” (Elona) “Warum dürfen wir nicht mitentscheiden und werden nicht mal gefragt, was wir darüber denken?” (Elijah) “Was können wir tun, damit wir gehört werden?”(Laith). Sie haben Ziel 10 (Ungleichheiten innerhalb und zwischen den Ländern) verfilmt und online gestellt. Ausgehend von ihren eigenen Biografien und rassistischen Erfahrungen haben sie sich lokale und globale Zusammenhänge erschlossen und festgestellt, dass man die 17 Ziele nicht erreichen kann, ohne den Globalen Norden mit dem Globalen Süden zusammenzudenken.

Nun hat das Alice – Museum für Kinder im FEZ das Schattenmuseum eingeladen, Vermittlungsformate für die neue Ausstellung GREEN PLANET BERLIN zu erarbeiten, die im Oktober 2025 eröffnet wird und junge Menschen zu möglichst vielen Stadt- und Umweltthemen in einem kreativen Prozess zusammenbringen möchte, sodass möglichst viele Stimmen gehört und berücksichtigt werden und deren kreative Energie in den Diskurs über ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Berlin eingespeist werden kann. Das Schattenmuseum findet die Idee interessant und das Alice garantiert Freiheit in der Projektentwicklung und -gestaltung. Die Jugendlichen möchten nun ihre Expertise einbringen: Sie haben entdeckt, dass das Thema KlimaUNgerechtigkeit im Ausstellungskonzept des Alice nicht vorkommt, finden es aber wichtig – mit Blick auf Berlin und weil sie darüber hinaus ein Fenster in die Welt öffnen möchten, um globale Notwendigkeiten aufzeigen und diskutieren zu können. “Was hat Klimagerechtigkeit mit uns selbst zu tun?” (Cem) “Wer ist am meisten verwundbar? Warum?” (Romy). Verschiedene Regionen und Bevölkerungsgruppen sind unterschiedlich verwundbar gegenüber den Folgen der Klimakrise. Wer genügend Ressourcen wie Geld, Mobilität, Arbeit und Technologien hat, kann sich besser gegen die Auswirkungen schützen. Der Zugang hängt ab von Geschlecht, sozio-ökonomischem Status, Race, Alter und Behinderung – die Klimakrise verstärkt bestehende gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, was bei uns aber von der vorwiegend ‘weiß’ geprägten Klimabewegung nur wenig wahrgenommen wird.

Das Alice sieht den Vorschlag als wichtige Bereicherung für die Ausstellung. Das Schattenmuseum möchte seine junge Perspektive in die Ausstellung und in ihr Begleitprogramm einbringen. Mit Blick auf die aktuelle politische Situation sagen die Jugendlichen: “Wir haben den Eindruck, dass die Klimapolitik gerade in den Hintergrund rückt, obwohl sie für unsere Generation und Zukunft existenziell ist”(Elis) und “Die Kinderrechte werden fast überall verletzt. Welche Beteiligungsmöglichkeiten haben wir?” (Mariama). Sie wollen eigene Formen der Äußerung entwickeln und in der Ausstellung auf junge Weise zugänglich machen. Welches Format könnte dieses komplexe Thema so erlebbar machen, dass es  Jugendliche einlädt, sich spielerisch heranzutasten?

Die Jugendlichen haben in den letzten Jahren viele unterschiedliche Vermittlungs-Tools entwickelt, um ihre Ideen und Anliegen zu veröffentlichen – zu komplexen Themen wie Kolonialismus, deutsche Geschichte oder Fluchtbewegungen. Sie entwickelten Experimente zur spielerischen Annäherung an Exponate in Ausstellungen (z.B die SIRIBOX und die App SIRIBOXmini), veranstalteten und moderierten Dialogformate, drehten Filme, also füllten ihren Werkzeugkasten stetig mit ihrer jungen Expertise.

Für GREEN PLANET BERLIN möchten sie die Ausstellungsinhalte und -ideen kennenlernen, KlimaUNgerechtigkeit künstlerisch erforschen und dazu ein interaktives, performatives Peer-to-Peer-Format entwickeln. Die Jugendlichen entscheiden selbst, welche Elemente entstehen, ob Theaterszenen, ein Video, ein interaktives Spiel oder ein Gesprächsformat, das sie selbst moderieren, mit den Besucher*innen diskutieren und so unterschiedliche lokale und globale gesellschaftliche Perspektiven eröffnen: “Wir sind der Meinung, dass junge Menschen Vermittlungsformate brauchen, in denen sie sich Wissen verschaffen, aber auch äußern dürfen und so das Gefühl bekommen, ihre Zukunft selber in die Hand nehmen zu können.” (Laith)

Jurybegründung:

Das Projekt greift aktuelle Debatten rund um Beteiligungs- und Kinderrechte auf, basiert auf eine sehr lange Vorbereitungszeit und erreicht mit den Besucher:innen des Kindermuseums im FEZ potentiell sehr viele Menschen. Hervorzuheben ist, dass die Jugendlichen die im Projekt zu bearbeitenden Themen selbst identifiziert haben. Ferner sind die Themen Klima und Nachhaltigkeit in der aktuellen Antragslage eher unterrepräsentiert. Die Organisationsform als Kollektiv scheint viele selbstorganisierte Jugendgruppen anzusprechen, sodass eine hohe Identifikation der Kerngruppe mit dem Projekt zu erwarten ist.

Antragsteller:in: Omar B.
Projektbezirk: Mitte / Moabit
Projektzeitraum: 01.07.2025 – 31.12.2025
Förderbetrag: 20.000,00 €

Viele junge Menschen – insbesondere muslimische Jugendliche – erleben in ihrem Alltag Rassismus und Diskriminierung. Diese Erfahrungen sind häufig intersektional: Sie entstehen nicht nur aufgrund von Religion oder Herkunft, sondern sind auch eng verknüpft mit sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Benachteiligungen. Das Ergebnis: Viele junge Menschen fühlen sich nicht als vollwertiger Teil der Gesellschaft. Ihr Engagement beschränkt sich oft auf ihr familiäres oder religiöses Umfeld – nicht, weil es ihnen an Interesse fehlt, sondern weil ihre Beiträge kaum wahrgenommen oder anerkannt werden.

Dabei sind viele längst aktiv – ehrenamtlich, solidarisch, verantwortungsbewusst. Doch ihre Arbeit bleibt oft unsichtbar. Es fehlt an Räumen, in denen sie sich sicher, gesehen und gehört fühlen. Orte, an denen ihre Perspektiven ernst genommen und ihre Potenziale gefördert werden.

In Berlin leben rund 220.000 bis 300.000 Muslim:innen – ein bedeutender Teil davon sind junge Menschen. Viele von ihnen sind hier geboren, kennen keine andere Heimat – und erleben dennoch alltäglich, wie sehr sie ausgegrenzt oder stigmatisiert werden.

Das wollen wir ändern!

Wir sind sechs Geschwister: Amina-Praskowia, Anis-Cherif, Ilias-Boubakeur, Faiza-Stefania, Yacine-Walentin und Omar Bounouala. Geboren und aufgewachsen in Berlin – verwurzelt in Moabit, mit algerischen und russisch-ukrainischen Wurzeln. Wir sind muslimisch – und wir kennen dieses Viertel, seine Menschen und seine Herausforderungen. Unsere eigene Geschichte macht uns nicht nur nah an der Zielgruppe – wir sind die Zielgruppe.

Unsere Vision: Ein großes Fest der jungen Muslime in Berlin.

Im Sommer planen wir eine große öffentliche Veranstaltung in Berlin-Moabit. Das Fest soll bis zu 1000 Menschen zusammenbringen und vor allem eines sichtbar machen: Junge Muslime sind Teil dieser Stadt – sichtbar, engagiert und kreativ.

Die Veranstaltung ist für Samstag, den 13. September 2025, geplant – bewusst gewählt zum Ende der Sommerferien, wenn Kinder, Jugendliche und Studierende wieder in Berlin sind. Als Veranstaltungsort ist das ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik in Berlin-Moabit vorgesehen. Der Ort steht für Offenheit, Vielfalt und kreative Stadtkultur – und passt damit ideal zur Vision unseres Projekts.

Unsere Ziele:

  • Ein starkes Zeichen gegen Rassismus und Marginalisierung setzen: Muslimische Jugendliche erleben oft Ausgrenzung – ob in Schule, Beruf oder Öffentlichkeit. Dieses Fest zeigt: Sie gehören dazu. Berlin ist ihre Heimat.
  • Selbstwirksamkeit und Teilhabe fördern: Durch ihre aktive Rolle in Planung und Umsetzung erleben die Jugendlichen eine neue Form der Selbstwirkamkeit. Du kannst mitgestalten. Du wirst gehört. Du gehörst dazu.
  • Inklusion durch Verantwortung ermöglichen: Jugendliche übernehmen konkrete Aufgaben – von der Organisation der Stände bis hin zum Bühnenprogramm. So werden Ideen zu Erfahrung – und Verantwortung zu Selbstvertrauen.
  • Demokratie erlebbar machen: Mit der Lenkungskreis-Methode setzen wir auf partizipative Beteiligung. Jugendliche lernen, wie demokratische Prozesse funktionieren – und dass ihre Stimme zählt.
  • Kulturelle Vielfalt sichtbar machen: Bekannte Akteur:innen aus Berlin – insbesondere aus Moabit – treten auf. Junge Menschen gestalten Stände mit kulturellen Beiträgen, Workshops und kulinarischen Angeboten.
  • Ein intersektionales Netzwerk aufbauen: Muslimische Vereine, Jugendzentren und Moscheen werden miteinander vernetzt – für langfristige Zusammenarbeit und gemeinsame Projekte über das Fest hinaus.
  • Ein klares Signal gegen Rechtsradikalismus und Extremismus senden: Gerade jetzt braucht es Räume für Zusammenhalt und Mut. Dieses Fest steht für Vielfalt, Solidarität und eine offene Gesellschaft.
  • Politik und Stadtgesellschaft einbinden: Wir schaffen Begegnung auf Augenhöhe. Eingeladene Politiker:innen und lokale Akteure kommen mit Jugendlichen direkt ins Gespräch.
  • Offenheit und Vielfalt feiern: Muslime kommen aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen – das wird auf der Bühne und an den Ständen sichtbar. Wir zeigen: Vielfalt ist keine Ausnahme, sie ist Normalität.

Jurybegründung:

Ein charmanter Antrag, der sich gegen Ungerechtigkeit einsetzen will und ein perfekter Spiegel für Jugendpartizipation und ehrenamtliches Engagement ist. Es ist beeindruckend, wie die selbstorganisierte Jugendgruppe ins Machen kommen will, weil sie am eigenen Leib verspürt, dass es Veränderungen braucht. Sie will diese Veränderungen in ihrem Viertel anstoßen. Die bedachte Vielfalt ist toll. Dass auch die Stadtgesellschaft und politische Entscheidungsträger:innen einbezogen werden, ist richtungsweisend und zeigt, dass es sich hier aufgrund der eigenen Betroffenheit nicht um ein einmaliges Ereignis handeln soll.

Antragsteller:in: HVD Berlin-Brandenburg KdöR
Projektbezirk: Treptow-Köpenick
Projektzeitraum: 20.09.2025 – 23.11.2025
Förderbetrag: 4.346,00 €

Wer?

Ein Workshop für 12-15 Jugendliche im Alter von 13-18 Jahren.

Durchführende:  Anne Hoffmann (Theatermacherin mit Fokus auf den großen Krisen unserer Zeit, Mediatorin und Coachin) und Silke Abendschein (Filmemacherin, Dozentin für Kreatives und wissenschaftliches Schreiben mit Fokus auf Empowerment von FLINTA*).

Was?

In einem fünftägigen Workshop setzen sich die Teilnehmenden kritisch mit der Darstellung von Rolemodels auf TikTok auseinander. Durch die Analyse und Reflexion der Inhalte können sie eine neue Perspektive einnehmen, Mechanismen und Auswirkungen  hinterfragen und entscheiden, wie und in welcher Weise sie selbst am Diskurs teilnehmen, diesen mitgestalten und sichtbar werden wollen und können.

Warum?

Soziale Medien sind für viele Jugendliche zentrale Informationsquellen. TikTok beeinflusst ihre Wahrnehmung von Geschlechterrollen, Identität und gesellschaftlichen Normen. Die Algorithmen der Plattformen begünstigen  Inhalte, die diskriminierende und stereotypisierte Darstellungen verstärken. Wir wollen herausfinden, warum sog. “Tradwifes” wie bspw. ballerinafarm Milionen Follower haben. Welche Sehnsüchte sprechen sie an?  Was treibt junge Männer dazu, einen Frauenhass zu entwickeln und sich in einer ganz eigenen Blase mit sog. “Incels” auszutauschen und immer radikaler zu werden? Ziel ist es, die Teilnehmenden für Machtmechanismen zu sensibilisieren, ihre Medienkompetenz zu stärken und sie zu empowern, den digitalen Raum mit ihren Inhalten zu gestalten.

Wann?

Der Workshop findet vom 20. – 24. Oktober, jeweils von 10 – 15 Uhr, statt. Projektbeginn ist der 01. Oktober 2025 (Vorbereitung).

Wo?

JuKuz Gérard Philipe, Alt-Treptow

Wie?

Die Jugendlichen stellen sich gegenseitig bis zu fünf TikTok-Accounts vor, reflektieren über Inhalte und Ästhetiken mit Hilfe von Methoden des Kreativen Schreibens und anhand von Fragen: Wonach sehnen sie sich? Wo und warum finden sie sich auf diesen Channels wieder? Was macht ihnen Angst?

Anschließend sprechen wir über die Entwicklung von (Geschlechter)rollenbildern und Sichtbarkeit. Dazu arbeiten wir auch mit ganz alltäglichen Beispielen außerhalb von TikTok, um den Bezug zu unserer Lebensrealität zu schaffen. Wir sprechen bspw. über Dekofiguren bei Roßmann, die Frauenbilder der 50er Jahre aufleben lassen und die Rapperin Shirin David, die überwunden geglaubte Frauenbilder reproduziert und Feminismus mit Erfolg gleichsetzt, um die Jugendlichen anzuregen, eigene Beispiele zu finden. Danach wählen sie eigenverantwortlich ihr künstlerisches Ausdrucksmedium für die Abschlussveranstaltung mit Diskussionsrunde im JuKuZ. Wir können sie bspw. bei der Erstellung von Collagen, Plakaten, Texten und Videos unterstützen.

Wirkung über den Workshop hinaus:

Je nach künstlerischem Produkt realisieren die Jugendlichen gemeinsam mit uns die jeweils passende Form der Sichtbarkeit im öffentlichen/digitalen Raum, z.B. Platzieren von Postern und Collagen im Kiez und QR-Codes, die zu einem TikTok-Account des Projekts mit den erarbeiteten Inhalten führen.

Darüber hinaus entwickeln sie Strategien, wie die gewonnen Erkenntnisse weitergetragen und eine multiplikatorische Wirkung entfalten können (z.B. Entwicklung eines Gesprächsleitfadens für Freund:innenkreis, Schule und Familie…).

Ziele und angestrebte Ergebnisse:

  • Sensibilisierung für die Mechanismen von sozialen Medien und deren Einfluss unsere Wahrnehmungen und Prägungen
  • Reflexion über die Gestaltung und Verteilung von Sichtbarkeit in digitalen Räumen
  • Verständnis zu Funktionsweisen der Algorythmen von digitalen Plattformen
  • Entwicklung einer kritischen Haltung gegenüber diskriminierenden und stereotypisierten Darstellungen
  • Stärkung der Selbstwirksamkeit durch Reflexion und kreativen Ausdruck
  • Demokratische Bildung durch kritische Auseinandersetzung mit Inhalten, Ästhetiken und Mechanismen in digitalen Räumen
  • Präsentation im Kiez: Sensibilisierung von Bildungsträgern und Erwachsenen für die Bedeutung der digitalen Medien als Bildungsraum, die Notwendigkeit eines kritischen Umgangs damit und deren Einfluss auf die Gesellschaft

Die Projektwoche kann ein Auftakt sein für ein Folgeprojekt, im Rahmen dessen die Jugendlichen ein Konzept erarbeiten, wie sie ihre Erfahrungen als Botschafter:innen in ihre Schulen tragen können. Darüber hinaus sind sie Multiplikator:innen in ihren Lebensräumen.

Jurybegründung

TikTok bestimmt den Alltag vieler junger Menschen und ist trotzdem ein Medium, von dem viele Fachkräfte noch nicht ausreichend Ahnung haben, um Aufklärung und Medienkompetenzvermittlung sicherzustellen. In diesem Projekt werden die Jugendlichen selber zu Multiplikator:innen und leisten damit einen wichtigen Beitrag, Machtverhältnisse und Geschlechterbilder aufzugreifen und den digitalen Alltag von Kindern und Jugendlichen in Hinblick auf die kritische Reflexion von geposteten Inhalte sicherer zu gestalten.

Antragsteller:in: LebensWelt gGmbH
Projektbezirk: Reinickendorf
Projektzeitraum: 01.07.2025 – 18.08.2025
Förderbetrag: 7.897,00 €

Die Besucher:innen des offenen Kinder- und Jugendtreffs LAIV des interkulturell profilierten Trägers LebensWelt haben mehrfach den Wunsch geäußert, auch in diesem Jahr wieder den Klix CommUnity Cup durchzuführen – ein partizipatives, niedrigschwelliges Bolzplatzturnier, das im Sommer 2025 an zwei Tagen in der nahegelegenen Klix-Arena in Berlin-Reinickendorf stattfinden soll.

Das Turnier richtet sich an Kinder und Jugendliche verschiedener Altersgruppen und fördert Inklusion, intergenerationelle Begegnungen sowie respektvollen Austausch unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder fußballerischer Vorerfahrung. Ziel ist die Stärkung von Selbstwirksamkeit, sozialem Zusammenhalt und gemeinschaftlichem Engagement im Kiez.

Im LAIV hat sich über die letzten zwei Jahre ein selbstorganisiertes Fußballprojekt entwickelt: Drei altersgemischte Teams trainieren regelmäßig und organisieren ihre Abläufe eigenständig, nach einer initialen Begleitung durch Fachkräfte. In Evaluationen und Gruppengesprächen äußerten die Kinder und Jugendlichen den Wunsch, ihre positiven Erfahrungen nun auf ein größeres, öffentliches Format zu übertragen – den Klix CommUnity Cup, für den uns leider die bezirkliche Finanzierung gestrichen wurde.

Ziel ist es, die Teilnehmer:innen in ihrer Rolle als Gestalter*innen ihrer Lebenswelt zu stärken, ihnen konkrete Handlungsräume zu eröffnen und ihre intrinsische Motivation durch echte Verantwortung zu fördern. Gleichzeitig wird durch das Turnier das soziale Klima im Kiez positiv beeinflusst, da unterschiedliche Gruppen in Austausch treten.

Der Klix CommUnity Cup ist vollständig partizipativ angelegt. Ein engagierter Kern an Jugendlichen übernimmt aktiv die Planung, Organisation und Umsetzung des Turniers, von der Öffentlichkeitsarbeit über die Gestaltung der Spielformate bis zur Entwicklung eines eigenen Fairplay-Konzepts. Alle wichtigen Entscheidungen werden demokratisch getroffen, unterstützt durch regelmäßige Planungstreffen.

Unterstützt werden sie von pädagogischen Fachkräften sowie jugendlichen Mentor:innen, die bereits in den Vorjahren bei der Turnierorganisation mitgewirkt haben. Dadurch entsteht ein Peer-to-Peer-Lernprozess, in dem Erfahrungswissen weitergegeben und neue Teilnehmende ermutigt werden, Verantwortung zu übernehmen. Die Kinder und Jugendlichen übernehmen Rollen als Schiedsrichter:innen, Fairplay-Scouts, Moderierende oder Ansprechpartner:innen und erleben so, wie ihr Engagement sichtbar und wirksam wird. Basierend auf Erfahrungen aus dem Vorjahr wollen die Kinder und Jugendlichen ein eigenes Fairplay-Konzept entwickeln, mit dem Ziel, einen respektvollen und gewaltfreien Umgang während des gesamten Turniers zu fördern. Die gemeinsam erarbeiteten, transparenten Fairplay-Kriterien dienen dabei nicht nur als Leitbild, sondern auch als Grundlage für eine Auszeichnung des fairsten Teams.

Zusätzlich kommen jugendliche Streitschlichter:innen zum Einsatz, die bei Konflikten deeskalierend unterstützen und als Ansprechpersonen agieren. Vor Turnierbeginn wird das Konzept allen Teilnehmenden vorgestellt, um ein gemeinsames Verständnis für faire Spielweise zu schaffen.

Der Klix CommUnity Cup schafft niedrigschwellige Begegnungsräume für Kinder, Jugendliche und Familien aus dem Kiez. Durch die breite Beteiligung und offene Struktur wird Teilhabe ermöglicht. Das Projekt fördert dabei nicht nur sportliche Betätigung, sondern vor allem soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Konfliktlösung und Verantwortung.

Zudem stärkt es die lokale Community: Die Jugendlichen treten als aktive Gestalter*innen ihrer Nachbarschaft auf, Eltern und Anwohner:innen werden zur Teilnahme und Unterstützung eingeladen, die Veranstaltung selbst dient als Treffpunkt für verschiedenste Gruppen im Stadtteil.

Auf dem Gelände sollen zusätzlich Infostände aufgebaut werden. Die Inhalte orientieren sich an den Interessen und Bedarfen der Jugendlichen und wurden gemeinsam mit ihnen ausgesucht: Agentur für Arbeit / JobInn Reinickendorf (Berufsorientierung und Beratung) // StreetCollege (Bildungsangebote für Schulabbrecher:innen, Nachholen von Abschlüssen) // Register Reinickendorf (Dokumentation und Sichtbarmachung rassistischer Vorfälle) // KulturPass (kostenfreier/ermäßigter Zugang zu Kulturangeboten für Jugendliche)

Das Projekt wird aktiv dokumentiert und in sozialen Medien sichtbar gemacht. Die Teilnehmenden erstellen Inhalte für Instagram und TikTok, entwickeln Flyer und Plakate. Die besten Momente des Turniers sollen in einem kurzen Video festgehalten und über die Kanäle des LAIV veröffentlicht werden.

Durch die wiederholte Durchführung des Turniers und die stetige Einbindung neuer Teilnehmender entwickelt sich der Klix CommUnity Cup zu einem nachhaltigen Modell für selbstorganisierte Jugendarbeit im Kiez, mit langfristiger Wirkung auf die Persönlichkeitsentwicklung der Beteiligten und das soziale Klima im Umfeld.

Jurybegründung

Der niedrigschwellige Zugang für unterschiedlichste junge Menschen durch die populäre Sportart, der breite partizipative Charakter und die hohe Anzahl gut aufgestellter Kooperationspartner:innen sind für die Jury besonders erwähnenswert. Dadurch fördert das Projekt die Selbstwirksamkeit der Beteiligten und gleichzeitig Werte wie u.a. Teamgeist und den Fair-Play-Gedanken. Der Jury fällt hierzu u.a. auch Gendergerechtigkeit ein, um bspw. Themen wie Quoten in gemischten Teams oder andere Ansätzen mit den jungen Teilnehmenden zu diskutieren.

Die Jury fördert das Vorhaben einmalig, um dem Format einen Anschub zu ermöglichen und verweist für die nachfolgende Finanzierung auf Kiezfonds, weitere lokal angelegte Förderfonds oder die Berliner Jugendjury für die jungen Engagierten selbst.

Antragsteller:in: Beteiligungsfüchse gGmbH
Projektbezirk: Reinickendorf
Projektzeitraum: 22.08.2025 – 21.08.2026
Förderbetrag: 20.000,00 €

Ein Workshop für junge Menschen in Berlin: Selbstwert stärken, Teilhabe ermöglichen. Wie können wir eine Gesellschaft gestalten, in der sich alle jungen Menschen selbstbewusst einbringen und ihre Perspektiven gehört werden?

Unser Workshop „Geschlechterreflexion“ setzt genau hier an: Wir bieten jungen Menschen in Reinickendorf und ganz Berlin einen sicheren Raum, um tiefgreifend über ihre Erfahrungen mit Geschlechterrollen und Diskriminierung nachzudenken. Denn starre Geschlechterstereotype und Sexismus sind massive Hindernisse für die Persönlichkeitsentwicklung und echte Demokratie. Sie führen dazu, dass junge Menschen sich nicht trauen, ihre Stimme zu erheben, ihre Ideen einzubringen und aktiv an der Gestaltung ihrer Zukunft teilzunehmen.

In unserem Workshop fördern wir den Austausch über Emotionen, das Setzen von Grenzen und die Kraft der Solidarität unter Gleichaltrigen. Wir feiern Vielfalt, erkennen individuelle Stärken und ermutigen junge Menschen, selbstbewusst für eine gleichberechtigte Gesellschaft einzutreten. Unser Ziel ist es, ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich aktiv in demokratische Prozesse einzumischen und ihre einzigartigen Perspektiven in die Zukunft einzubringen.

Ziele des Projekts:

  • Gesprächsbereitschaft fördern: Schaffung eines sichereren und toleranteren Raums für offene Gespräche.
  • Sensibilisierung: Für die Auswirkungen stereotyper Geschlechtervorstellungen.
  • Selbstreflexion: Anregen zur kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Strukturen.
  • Soziale Kompetenzen: Stärkung von Empathie, Kommunikation und Konfliktfähigkeit.
  • Gesundes Selbstbild: Aufbau von Selbstbewusstsein und Selbstakzeptanz.
  • Umgang mit Sexismus: Entwicklung von Bewältigungsstrategien für diskriminierende Situationen.
  • Diversität fördern: Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen und Unterstützung der individuellen Identitätsfindung.

Zielgruppen:

  • Junge Menschen (10-13 und 14-18 Jahre) unterschiedlicher Hintergründe.
  • Jugendliche und Junge Erwachsene (16-27 Jahre) als Peer-Teamende und Multiplikator:innen.

Umsetzung (Auswahl):

  • Erarbeitung u. Weiterentwicklung von geschlechterdifferenzierten Workshops (mit Wahlfreiheit für nicht-binäre Teilnehmende) u. Möglichkeiten für die Anpassung auf unterschiedliche Zielgruppen.
  • Interaktive und kreative Methoden (Rollenspiele, Diskussionen, Collagen, Kurzfilme).

Gemeinsam erarbeitete Sicherheitsregeln für einen respektvollen Umgang. // Kontinuierliche Reflexion und Feedback zur Qualitätsentwicklung. // Peer-Teamende als positive Rollenvorbilder. // Flexible Methoden zur Anpassung an die Bedürfnisse und an unterschiedliche Voraussetzungen der Teilnehmenden.

Öffentlichkeitsarbeit über Social Media und Podcast.

Workshop-Formate:

  • Ältere Gruppen: 2 Tage à 4 Stunden (jeweils 2 WS parallel) // Jüngere Gruppen: 2 Tage à 3 Stunden (jeweils 2 WS parallel)
  • Ort: Berliner Schulen, Sport u. Freizeiteinrichtungen // Anzahl: 16 Workshops (2×8 parallel)
  • Team: Zwei Trainer:innen + ggf. pädagogische Hilfskräfte

Warum dieses Projekt zählt:

Patriarchale Strukturen limitieren Entfaltungsmöglichkeiten und werden oft unreflektiert weitergegeben. Unsere Workshops durchbrechen diese Muster, indem sie kritisches Denken fördern und alternative Perspektiven aufzeigen. Mit der Unterstützung des Jugenddemokratiefonds ermöglichen wir…:

  • … mehr jungen Menschen den Weg zu Selbstbewusstsein und Teilhabe.
  • … die Bekämpfung von Diskriminierung und Ungerechtigkeit.
  • … wirksame Anregungen zur Veränderung in der Wahrnehmung von Geschlechterrollen, zur Sensibilität für Diskriminierungen, zur Sensibilität für selbstschädigende Rollenbilder sowie die Entwicklung eines starkes Netzwerk von jungen Multiplikator:innen für Gleichberechtigung im Norden Berlins.

Jurybegründung:

„Wie können wir eine Gesellschaft gestalten, in der sich alle jungen Menschen selbstbewusst einbringen und ihre Perspektiven gehört werden?“ Die Initiative junger Menschen möchte einen safer space für demokratische Mitbestimmung und Diskussionen über Geschlechterbilder und -klischees ermöglichen. Mit ihren Methoden wollen sie eine hohe Anzahl anderer junger Menschen erreichen. Die jungen Teamenden versprechen zudem mit ihrem Engagement eine erfolgreiche Umsetzung des peer-to-peer-Ansatzes.

Antragsteller:in: Be an Angel e. V.
Projektbezirk: Freidrichshain-Kreuzberg
Projektzeitraum: 15.07.2025 – 31.12.2025
Förderbetrag: 11.820,00 €

Wir beobachten im öffentlichen Diskurs und hören bei unseren Einzelfallberatungen, die geflüchtete junge Menschen in Arbeit und Ausbildungsberufe vermitteln, zunehmend wieder mehr Geschichten von Alltagsrassismus, institutionellem Rassismus und Ausgrenzung. Auf der Seite der Jugendlichen spüren wir gleichzeitig eine Mischung aus Verunsicherung , aber auch Neugier und Offenheitgegenüber ihrem heutigen Leben und den Begegnungen, die dieses mit sich bringt .

Um der znehmenden gesellschaftlichen Spaltung etwas entgegenzusetzen, möchten wir -ab Mai 2025-   jugendliche Geflüchtete und junge Berliner:innen, in einen “safe space” – unser Restaurant “Kreuzberger Himmel”- zu einem intensiveren Austausch einladen. Dennwas fördert Austausch und Begegnung besser als gemeinsames Kochen und Essen?

Gemeinsam mit unserer libanesischen Köchin und unseren Auszubildenden aus Syrien, Afghanistan und Ghana und weiteren geflüchteten Jugendlichen, die wir begleiten, sollen Berliner Jugendliche eingeladen werden, die Menschen um den “Kreuzberger Himmel” kennenlernen, gemeinsam former refugee-fusion Küche kochen  und anschliessend zusammen schlemmen. Durch das gemeinsame Arbeiten, Kochen und Erschaffen eines Gerichts entsteht zwischen unserem Team und den Jugendlichen ein Gefühl des Miteinanders. Eine notwendige Vertrauensbasis, die spätere Unterhaltung fördern soll. In einem separaten Raum des Restaurants wird daraufhin gemeinsam gegessen und gesprochen.

Unser Team erzählt von ihrer Ankunft oder ihrem Leben in Berlin, der Flucht oder alltäglichen Dingen. Ein Gespräch kann mit Pop-Musik aus dem Iran anfangen, über „Was bedeutet Familie in Deiner Welt“ hin zu kontroversen Themen wie Hijab und Sexualität, Umgang mit Racial Profiling und Alltagsrassismus.

Die Jugendlichen (bis maximal 25) sollen sich frei mit dem Team vom Kreuzberger Himmel und den geflüchteten Jugendlichen (in der Regel mindestens drei bis fünf) austauschen und all das Fragen können, was sie wissen wollen.

Ziel ist, dass die Jugendlichen neue Seite aneinander kennenlernen. Sie entdecken, was sie eint, welche Synergien sie bilden könnten und was sie voneinander lernen können. Im besten Fall tauschen sie Nummern aus ,es entstehen Solidaritätsnetzwerke und neue Freundschaften.

Jurybegründung:

Demokratie geht in diesem Projekt durch den Magen: Junge Menschen mit und ohne Fluchterfahrung kochen und essen nicht nur zusammen oder tauschen sich über ihre Erfahrungen und Lebenswelten aus. Sie suchen Wege der Entscheidung entlang von demokratischen Prinzipien der Beteiligung, Gleichheit und Freiheit. Sie planen und gestalten von Anfang an gemeinsam, handeln aus, stimmen sich ab, finden Kompromisse und Lösungen − und feiern das gemeinsame Ergebnis für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Jury wünscht guten Appetit.

Antragsteller:in: Evangelische Akademie zu Berlin gGmbH
Projektbezirk: Berlinweit
Projektzeitraum: 01.07.2025 – 31.12.2025
Förderbetrag: 19.228,40 €

Der Zugang zu Wohnraum ist für viele in Berlin eine große Herausforderung, gutes Wohnen ein knappes Gut. Auch für junge Menschen – und gerade für diese Gruppe gibt es ganz spezifische Problemlagen und Konsequenzen angesichts des Mangels an Zugang zu gutem Wohnraum. Diese Herausforderung wird von jungen Menschen oft als überfordernd und überwältigend erlebt. Zentrale Leitfrage des Projekts ist daher die Frage, was alles schon getan wird und was weiter getan werden kann, um als junger Mensch gemeinsam mit anderen für ein Recht auf Stadt einzustehen. In Kontinuität mit dem Jugendwohnkongress „Und bei dir so?“  in 2024 machen Jugendliche und junge Erwachsene ihre Belange auf dem Wohnungsmarkt in der städtischen Öffentlichkeit sichtbar und entwickeln Wege und Visionen für Veränderung.

In Kooperation mit Gangway e.V. – Verein für Straßensozialarbeit und dem Haus der Kulturen der Welt und partizipativ mit jungen Erwachsenen vorbereitet und gestaltet soll der zweite Kongress des Wohnens „Und Jetzt?!“ am 07. November 2025 im Haus der Kulturen der Welt stattfinden. Er richtet sich an Menschen zwischen 16 und 26 Jahren und soll eine Bandbreite an Jugendlichen und jungen Erwachsenen für ein gemeinsames Thema zusammenbringen: Der Zugang zu Wohnraum, der ihren Bedürfnissen entspricht. Im Fokus stehen peer-to-peer Austausch und Selbstermächtigung: Dazu werden schon im Vorfeld Auszubildende und Studierende eingebunden, um künstlerisch-spekulativ Wohnrealitäten und -utopien zu entwickeln. Am 7.11.25 stellen sie sich diese gegenseitig vor und kommen darüber ins Gespräch. Als Plattform bietet der Jugendwohnkongress den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Visionen sichtbar zu machen und in den öffentlichen Diskurs zu bringen. Dazu werden gezielt Akteur*innen aus Politik und Aktivismus eingeladen, mit denen die jungen Menschen in einem dialogorientierten Format ihre Anliegen direkt adressieren und gemeinsam über Lösungen für eine gerechtere Wohnpolitik diskutieren. Als Ort der Stärkung von Handlungsfähigkeit ermutigt das Projekt Jugendliche und junge Erwachsene, in einem diskriminierenden und prekären Wohnungsmarkt nicht ohnmächtig zu bleiben, sondern pragmatische und politische Wege zu gehen, Verbündete zu suchen, sich selbst zu organisieren, und Wissen über die eigenen Rechte auf dem Wohnungsmarkt auszutauschen. Dazu werden Initiativen, Interessenverbände und Beratungsstellen eingeladen, die ihre Arbeit vorstellen, und es wird Workshops geben, in denen die jungen Erwachsenen selbst ins Handeln kommen. Damit erweitern sie ihren Horizont in Möglichkeiten einer Beteiligung und entwickeln Ideen, die städtische (Wohn-)Realitäten mitzugestalten.

Mit dieser inhaltlichen Ausrichtung und Konzeption des Wohnkongresses sollen drei Ziele verwirklicht werden:

  1. Perspektivwechsel und sozialer Zusammenhalt: Ziel der Veranstaltung ist das Zusammenbringen von einer Bandbreite an Jugendlichen/jungen Erwachsenen über ein gemeinsames Thema. Die Teilnehmenden lernen die Diversität von Lebenswelten anderer junger Menschen kennen und stärken ihre Kompetenz, die Wohnungsfrage aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Sie werden darin gestärkt, ein plurales und demokratisches Miteinander zu gestalten. Damit wird sozialer Zusammenhalt gestärkt.
  2. Demokratische Beteiligung für junge Menschen: Die Jugendlichen/jungen Erwachsenen setzen sich eigenständig und gemeinsam mit anderen Akteuren mit der Wohnungsfrage auseinander und entwickeln im Dialog mit anderen und mithilfe kreativer Ansätze einen eigenen Standpunkt hinsichtlich der Frage, was gutes Wohnen ausmacht. Die Jugendlichen/jungen Erwachsenen verstehen, dass der Zugang zu Wohnraum ein Feld ist, welches politisch reguliert werden kann. Dadurch wird deutlich, dass Veränderung möglich ist. Das Projekt macht die Belange von jungen Menschen zum Thema Wohnen öffentlich sichtbar und bringt sie in die gesellschaftliche und politische Diskussion ein.
  3. Selbstermächtigung und Handlungsfähigkeit:  Ziel des Projekts ist die Erweiterung der Vorstellungen über Möglichkeiten der Beteiligung in der Wohnungsfrage. Das Projekt bietet konkrete Ideen und Möglichkeiten, wie man angesichts der prekären Lage auf dem Wohnungsmarkt ins Handeln kommen kann. Handlungsfähigkeit wird auf drei Ebenen gestärkt: 1) Als politisches Handeln über das Kennenlernen und den Austausch mit möglichen Verbündeten sowie das aktive Einbringen von Ideen und Forderungen für die Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse im politischen Dialog. 2) Als aktives Aneignen von Wissen über die eigenen Rechte als Mieter:innen und Wohnungssuchende und sowie 3) Als spekulativ-kreatives Handeln als Form der Selbstermächtigung und des Weiterdenkens darüber, wie Wohnen jenseits aktueller Barrieren aussehen kann, um eigene Forderungen weiter zu schärfen.

Jurybegründung:

Die Jury will eine Weiterentwicklung des ersten Formats mit zweiter Ausgabe ermöglichen. Das Thema Wohnraum für junge Menschen bleibt ein enorm wichtiges politisches Thema. Mit ihrem Vorhaben bieten die Antragstellenden einen Prozess mit Alleinstellungsmerkmal für die beteiligten jungen Menschen an. Darüber hinaus wäre es wünschenswert, die Ergebnissicherung, Öffentlichkeitsarbeit und Projektion in den politischen Raum zu verstärken. Wenngleich die Verfügbarkeit bezahlbaren Wohnraums in Berlin immer mehr Grund für Pessimismus bietet, gibt das Projekt seinen jungen Macher:innen die Möglichkeiten, motivierende Utopien zu entwickeln.

Antragsteller:in: Be Active e. V.
Projektbezirk: Neukölln
Projektzeitraum: 01.07.2025 – 31.12.2025
Förderbetrag: 7.909,08 €

Das geplante Projekt “Stark und aktiv gegen Rassismus” ist eine Ausbildung für Jugendliche von 16-21 Jahren, die nach dem Standard der Jugendleiterausbildung durchgeführt wird. Ziel ist die Ausbildung von Multiplikator:innen für die Jugendhilfe und die politische Bildungsarbeit in Schulen. Ihr Schwerpunkt ist Empowerment der Roma* und Sinti* Community und rassismuskritische Arbeit zum Thema Antiziganismus. Teilnehmen können bis zu 10 Personen aus der Sinti* und Roma* Community; als auch Personen mit anderen Hintergründen. Methodisch wird ein Akzent auf Peer-to-Peer gesetzt. Dabei gestalten junge Menschen aus der Community einen Großteil der Module mit. Inspiration für „Stark und aktiv gegen Rassismus“ war das Projekt WIR SIND HIER. Um das Projekt sensibel durchführen zu können, kooperiert be active e.V. (BA) mit der psychosozialen Bildungsberatungsstelle AMari Zor (AZ) von der Hildegard Lagrenne Stiftung (HLS). Mithilfe der Kooperation kann die Ausbildung mit sensibilisierten Fachkräften/ Multiplikator:innen aus der Community durchgeführt werden und es besteht weniger Gefahr für die Reproduktion rassistischer Narrative.

Das Projekt wird aus vier Modulen bestehen:

  1. Juleica-Schulung
  2. Wissen zu Antiziganismus
  3. Empowerment
  4. Vermittlung von didaktischen Peer-to-Peer-Methoden

Das Projekt beginnt mit einer Grundausbildung, bei der pädagogische und rechtliche Themen behandelt werden. Diese findet auf einer Wochenendfahrt in Brandenburg statt. Die Fahrt dient einem näheren Kennenlernen und als Vorbild für gemeinsames, teilweise informelles Lernen.

In den Aufbaumodulen wird das Thema Antiziganismus in Deutschland und der Umgang damit behandelt. Geplant sind auch Ausflüge zu Gedenkstätten und wichtigen kulturellen Stätten der Sinti* und Roma*. Es werden historische Geschehnisse, Begriffe und die unterschiedlichen Rassismus-Ebenen mitsamt ihren Auswirkungen besprochen. Die Teilnehmenden beschäftigen sich mit Vorbildern und Empowerment-Strategien aus der Community. Die rumänische Partnerorganisation Agentia Impreuna wird hierbei einen Online-Workshop zur Situation in Rumänien auf rumänisch abhalten. Dieser Austausch dient als Bereicherung, da Perspektiven und pädagogische Methoden aus einem anderen Land kennengelernt werden.  Im Empowerment-Modul werden die Rumänisch sprechenden Jugendlichen den Inhalt für die anderen Jugendlichen auf Deutsch aufarbeiten. Es wird auch einen Workshop zu Menschenrechten auf Romanes geben, der ebenfalls von den Romanes sprechenden Jugendlichen aufbereitet wird. Beim Empowerment-Modul werden Strategien für den Umgang mit Antiziganismus besprochen und auf Vorbilder aus der Community geblickt. Nachdem die Teilnehmenden den theoretischen Background erarbeitet haben, lernen sie an weiteren Terminen didaktische und pädagogische Methoden kennen, die sie in pädagogischer Arbeit oder in der Durchführung von Workshops in Bezug auf das Thema anwenden können.

Die Ausbildung schließt mit praktischer Erfahrung ab, bei der die Teilnehmenden entweder pädagogische Angebote oder Workshops in den Projekten von BA, der HLS oder an Schulen, mit denen BA kooperiert, durchführen.

Danach können die Teilnehmenden die Juleica beantragen. Ziel ist es, die Teilnehmenden an BA und die HLS anzubinden und ihnen nach der Ausbildung die Möglichkeit zu geben, bezahlte pädagogische Angebote und Workshops durchzuführen.

Aufgrund der momentanen politischen Lage ist politisch-demokratische Arbeit besonders wichtig: Der Austausch zwischen unterschiedlichen Communities innerhalb Berlins kann schon während der Ausbildung beim Abbau von rassistischen Vorurteilen helfen. Es soll Bewusstsein für plurale Lebensweisen innerhalb Deutschlands geschaffen werden und zusätzlich Umgangsstrategien mit Diskriminierung in Rumänien erfasst werden. Dabei können die Teilnehmenden und die Mitarbeitenden sich für Änderungen im eigenen Verhalten und in der eigenen Arbeit inspirieren lassen. Die Jugendlichen sollen außerdem dazu befähigt werden, erste Berufserfahrungen zu erlangen und dabei demokratische Werte weitergeben zu können. Das Projekt soll als Pilotprojekt für weitere Peer-to-Peer-Ausbildungen im rassismuskritischen Bereich dienen.

Jurybegründung:

Die Jury möchte die JuLeiCa-Schulung der 10 Peers ermöglichen, um diese von Diskriminierung betroffene Zielgruppe zu empowern und selbst zu diesen Themen zu arbeiten. Hier ist der Antrag auf Anregung der jungen zukünftigen Teilnehmenden selber eingereicht worden. Sie wollen peer-to-peer etwas bewegen und es ist eine erfolgreiche Umsetzung des Projektes zu erwarten. Zudem würde sich die Jury freuen, wenn der Träger bei erfolgreichem Projektverlauf eine weitere Vernetzung und Ausweitung der Peer-Aktivitäten in anderen Kiezen anpeilt.

Antragsteller:in: Natalia L.
Projektbezirk: Lichtenberg
Projektzeitraum: 01.07.2025 – 01.04.2026
Förderbetrag: 9.228,00 €

Wir sind ONI, ein kreatives Kollektiv bestehend aus drei nicht-binären Personen im Alter von 22, 23 und 25 Jahren, die aus drei osteuropäischen Ländern stammen und nach Berlin gezogen sind. Unser Fokus liegt auf der Schaffung eines sicheren Raums für Selbstausdruck, insbesondere für marginalisierte Gruppen, zu denen wir auch gehören. Kunst und kreative Entfaltung sind uns wichtig, ebenso wie Community-Bildung, die wir durch Workshops und unsere Social-Media-Präsenz fördern. Auf unserem Instagram-Profil @oni_collective_ sind unsere bisherigen Aktivitäten zu sehen, darunter Workshops zu kreativem Schreiben, Upcycling und Collage.

Eine besondere Verbindung haben wir zur Kunstform Make-up. Als Jugendliche begannen wir, Make-up als Schönheitsmittel zu nutzen und entwickelten es im Laufe der Jahre zu einer künstlerischen Praxis. Heute untersuchen wir, wie Make-up in der zeitgenössischen Gesellschaft neu angewendet werden kann. Unsere Instagram-Seiten dienen sowohl als Portfolio als auch als Zeugnis unserer persönlichen und kreativen Entwicklung.

Make-up ist eine Kunstform, die die queere Geschichte stets begleitet hat. Queere Individuen nutzen es als Mittel der Selbstermächtigung und des Ausdrucks. Bei vielen Subkulturen wie Punk und Klub Kidz bis zu heutigen Drag Performer:innen: Make-up war ein Zeichen der Zugehörigkeit und diente zur Herausforderung der gesellschaftlichen Normen. Trotz seiner Bedeutung bleibt Make-up eine der weniger zugänglichen Ausdrucksformen, da hohe Kosten und fehlendes Fachwissen Barrieren schaffen. Dennoch kann Make-up die Wahrnehmung von sich selbst und von anderen verändern und einem das Gefühl von Selbstbewusstsein in der Öffentlichkeit verleihen: In einem bunten Make-up fühlt man sich unschlagbar. Dadurch kann man die Gemeinschaft auch finden, indem man Gleichgesinnte erkennt. Man sieht sich (wortwörtlich).

Die Queerfeindlichkeit in Ostberlin steigt, und es bedarf deswegen mehr queerfreundliche Angebote, die auf Jugendliche, und nicht wie gewöhnlich auf Erwachsene, ausgerichtet sind. Unser kostenloses Angebot ermöglicht es allen Jugendlichen, die mit Make-up experimentieren möchten, den nötigen Zugang und bricht Barrieren.

Mit der Workshop-Reihe „Make it Up!“ möchten wir queeren Jugendlichen aus Lichtenberg die Möglichkeit bieten, Make-up als kreative Ausdrucksform zu entdecken. Von Juli bis März werden wir 8 Workshops und 2 Reflektionssitzungen anbieten.

In unseren Workshops wenden wir Make-up als Mittel des künstlerischen Ausdrucks an, und nicht zur Anpassung an Schönheitserwartungen. Make-up hilft, die eigene Identität zu feiern und sich in einer unterstützenden Gemeinschaft zu vernetzen. Wir wollen Make-up als Erkundungswerkzeug nahe liegen und gemeinsam etwas neues über uns lernen, finden, zeigen. Unser Ziel ist es, die Normen aufzubrechen und Make-up als Werkzeug der Selbstbewusstseinsstärkung, Identitätsfindung und Kreativität zu vermitteln – jenseits von Perfektion und konventionellen Vorstellungen. Gleichzeitig werden wir aktuelle gesellschaftliche Themen behandeln, wie die Rolle von Make-up in der queeren Geschichte, intersektionale Diskriminierung, Empowerment-Strategien und Selbstfürsorge.

Wir laden Jugendlichen im Alter von 14-21 Jahre ein, um mit uns im Laufe des Projekts mit Make-up zu experimentieren, sich untereinander zu vernetzen und queerfreundliche Organisationen in Lichtenberg kennenzulernen. Die Workshops bieten einen geschützten Raum, in dem die Teilnehmende ihre Kreativität ausleben und neue Ausdrucksformen für sich entdecken können. Sie sollen ein Zufluchtsort werden, wo man sich selbst treu sein darf und wo man über möglichst viel mitentscheidet. Ein Ort, wo man frei über eigene Schwierigkeiten reden oder zusammen schweigen kann. Der flexible und partizipative Ansatz empowert die Teilnehmende. Eine sichere Atmosphäre fürs Expermentieren entsteht durch Förderung von Fehlerkultur und respektvolle Feedbackrunden. Bei uns darf jede:r, was er:sie will – achtend auf die mit der Gruppe festgelegten Regeln.

Die Teilnehmenden entscheiden nicht nur, wie und womit sie sich schminken,  sondern auch über die Art der Dokumentation (Wird der Make-up abfotografiert? Was und wie wird abfotografiert? Wird das Bild im Nachhinein bearbeitet?) und der Präsentation am Ende des Projektes. Wir sind da, um die Optionen mitzudiskutieren, zu beraten und zu begleiten und wir sorgen für eine gesunde Gruppendynamik.

Das Projekt endet mit einer Abschlussparty, die gemeinsam mit den Teilnehmenden konzipiert und vorbereitet wird. Wir sind überzeugt, dass unser Projekt einen wichtigen Beitrag zum Leben im Bezirk leisten wird und eine bereichernde Erfahrung für die Teilnehmenden darstellt. Es ist auch ein Schritt in die von uns angestrebte Richtung — Community zu stärken und unseren queeren Geschwistern die Ressourcen, die uns selbst gefehlt haben, weiterzugeben.

Jurybegründung:

Eine Verbindung von professionellem Make-Up-Skills und safer spaces für queere Menschen, um Geschlechterideen zu erkunden und sich auszutauschen. Dies macht die Projektidee besonders und darüber hinaus authentisch: Die Motivation, anderen die schlechte Erfahrung zu ersparen, die selber erlebt wurden – dies ist eine Inspiration für viele Menschen und Triebfeder für gesellschaftliches Engagement. Das Projekt hat Potenzial, sich mit dieser Anschubfinanzierung zu etablieren. Sollte es möglich sein: Die Jury würde die Ergebnisse sehr gerne auch einmal sehen und bei einer der Ergebnispräsentationen in kleinerer Runde zu Gast sein.

Antragsteller:in: WIN (Wissen ist nachhaltig) e. V.
Projektbezirk: Friedrichshain-Kreuzberg
Projektzeitraum: 01.07.2025 – 28.02.2026
Förderbetrag: 17.157,00 €

“Deutschland muss frühzeitig, gezielt und sozial gerecht in Kinder investieren. Nur so lassen sich Bildungschancen verbessern, soziale Ungleichheiten abbauen und der wirtschaftliche Wohlstand langfristig sichern. Vor allem Kinder aus bildungsfernen und nicht deutschsprachigen Familien brauchen zusätzliche Förderung.” – Deutsches Komitee für Unicef e.V. 2024

Die aktuellen PISA-Studien zeigen deutlich: Die schulischen Leistungen von Kindern in Deutschland verschlechtern sich kontinuierlich, vor allem an Brennpunktschulen. Gleichzeitig breitet sich ein gesellschaftlicher und politischer Rechtsruck aus, der auch von Kindern wahrgenommen wird. Viele reagieren darauf mit Unsicherheit, Rückzug und dem Gefühl, nichts bewirken zu können. Diese Hilflosigkeit trägt wesentlich dazu bei, dass das Interesse am Lernen und an gesellschaftlicher Teilhabe schwindet.

Unser Verein setzt genau hier an: Wir entwickeln Formate, in denen Kinder lernen, ihre Perspektiven auszudrücken, ihre Stimme zu nutzen und sich als handlungsfähig zu erleben – sowohl im schulischen als auch im gesellschaftlich-politischen Kontext. Durch kreative und partizipative Methoden wecken wir die Freude am Lernen neu, stärken das Selbstwertgefühl und fördern das Verständnis für demokratische Prozesse und Mitgestaltungsmöglichkeiten.

Das Art Explorers Festival ist ein inklusives Kunst- und Kreativfestival für Jugendliche zwischen 12 und 21 Jahren, insbesondere aus Migrationshintergründen und sozial benachteiligten Verhältnissen. Es bietet ihnen die Möglichkeit, verschiedene künstlerische Ausdrucksformen wie Fotografie, Video, Graffiti, Musikproduktion, T-Shirt-Design, Empowerment und Sport in interaktiven Workshops zu erleben.

Das Projekt ist aus vier Jahren kontinuierlicher Arbeit mit Jugendlichen entstanden, in denen sogenannte “Pro Sessions” und regelmäßige AGs an Schulen und Jugendzentren durchgeführt wurden. Viele wünschten sich ein gemeinsames Festivalformat, um ihre Ergebnisse sichtbar zu machen und Einblicke in die Arbeit anderer Schulgruppen zu bekommen. Daraus entstand das Festival als logische Fortsetzung. Es dient auch dazu, neuen Schulen das Konzept niedrigschwellig näherzubringen, da ein Projekttag organisatorisch einfacher umsetzbar ist als eine regelmäßige AG.

Das Festival fördert kulturelle Bildung, soziale Integration und insbesondere politische Teilhabe. Kinder und Jugendliche lernen, wie sie ihre Stimme einsetzen können – sei es durch gesellschaftskritische Graffiti-Motive, Raptexte über Ungleichheit oder Foto- oder Videoprojekte zu Themen wie Rassismus, Diskriminierung oder Gentrifizierung. Die Teilnahme an künstlerischen Prozessen wird bewusst mit politischer Bildungsarbeit verbunden.

Die Workshops sind niedrigschwellig konzipiert und auch ohne Vorkenntnisse zugänglich. Die Teilnehmenden arbeiten in Gruppen, wählen ihre Themen und Formate selbst, entwickeln eigene Projekte und präsentieren ihre Ergebnisse in einer Ausstellung. Bereits in der Vorbereitungsphase des Festivals werden die teilnehmenden Kinder befragt, damit ihre Wünsche und Interessen gezielt in die inhaltliche Planung der Workshops einfließen können. Dabei werden Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit, Problemlösungskompetenz und Demokratiebewusstsein gestärkt. Durch gemeinsame Entscheidungsprozesse lernen die Kinder, die Perspektiven anderer zu respektieren und Verantwortung zu übernehmen.

Um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, richtet das Festival eine betreute Ruhe-Ecke ein. Hier können sich Kinder, die eine Pause brauchen, zurückziehen. Die Ecke ist mit kulturell diversen Büchern und Spielen ausgestattet und wird von einer ausgebildeten pädagogischen Fachkraft betreut, die auch als Awareness-Mitarbeiter:in fungiert. So wird sichergestellt, dass alle Kinder sich sicher und wohl fühlen können. Auch Lehrer:innen und Erzieher:innen der teilnehmenden Schulen sind eingeladen, sich in dieser Ecke mit der Literatur und dem Spielmaterial auseinanderzusetzen. Ziel ist es, ein stärkeres Bewusstsein für die Bedeutung kultureller Diversität zu fördern und neue Perspektiven für die pädagogische Arbeit zu eröffnen.

Die Wirkung solcher Formate zeigt sich insbesondere in außerschulischen Kontexten als besonders stark. Das konnten wir bereits durch unsere “Pro Sessions” erkennen. Dort erleben Kinder und Jugendliche mehr Freiraum, Motivation und kreative Offenheit, ohne die Angst schlecht bewertet/benotet zu werden. Ziel ist es, kreative Potenziale sichtbar zu machen, Selbstwirksamkeit zu stärken und neue Wege für Beteiligung und Bildung zu schaffen, die über unsere AG’s und das Festival hinausgehen.

Jurybegründung:

Ein buntes Format, das junge Menschen über kreative Ausdrucksformen erreicht und im gemeinsamen Handeln sowie Aushandeln stärkt. Die Teilnehmenden bestimmen die Themen und Inhalte der offenen Formate des zweitägigen Kunstfestivals. Jugendliche übernehmen Verantwortung für Gruppenprozesse, stimmen ab, diskutieren Ideen und lernen, gemeinsam Entscheidungen zu treffen über Motive, Materialien und Präsentationsformen. Am Ende stehen Ergebnisse, die zu sehen, zu fühlen und zu höhren sind. Die Jury freut sich über eine Einladung zum Festival.