Die Entscheidungen der letzten 1A-Förderrunde 2024 stehen fest!

Am 10. Juni 2024 tagte die Steuerungsgruppe des Jugend-Demokratiefonds Berlin, um die neuen Förderentscheidungen für den Förderbereich 1A zu beschließen. Wir gratulieren den 11 bewilligten Projekten und wünschen viel Spaß bei der Umsetzung.

Jugendliche lächeln in die Kamera und formen mit ihren Händen Herzen.
© Anna Shvets / Pexels

Nach der zweiten und letzten Förderausschreibung in unserem Programbereich 1A freuen sich 11 Projekte über eine Förderung. Wir gratulieren den geförderten Projekten und Teilnehmenden und wünschen viel Freude und Erfolg bei der Umsetzung!

Für alle, die leer ausgehen, bleiben folgende Hinweise:

  • Nutzt die Antragsberatung vom Projektbüro und probiert es in der nächsten Förderrunde erneut! Die erste Ausschreibung für das Jahr 2025 wird voraussichtlich im November diesen Jahres veröffentlicht.
  • Können kleinere Fördersummen möglicherweise von Jugendgruppen selbst über die Jugendjurys in den Berliner Bezirken beantragt werden? Erkundigt Euch bei den Ansprechpartner:innen in den Bezirken, in denen ihr aktiv werden wollt.
  • Behaltet die regelmäßig auf www.stark-gemacht.de erscheinenden Ausschreibungen von anderen fördernden Institutionen im Auge.

Das sind die Projekte, die in der zweiten und letzten Förderrunde 2024 im Programmbereich 1A durch den Jugend-Demokratiefonds Berlin gefördert werden:

Antragsteller:in: Ali Khalil
Projektbezirk: Neukölln
Projektzeitraum: 01.07.2024 – 30.06.2025
Förderbetrag: 19.080,00€

JamWidUs ist eine simple Möglichkeit unsere BPOC-Umgebung in Schwung zu bringen und mit ihr eine großartige Zeit zu verbringen, geprägt mit Spaß, Akzeptanz, Wohlbefinden, Struktur und vieles mehr. Dieses Projekt verbindet.

JamWidUs ist ein Tanz Projekt was für die Jugendlichen kostenlos zur Verfügung steht. Wir haben Tanzlehrer die Hiphop, Dancehall, African Dance und vieles mehr unterrichten. Alle Tanzschulen und Tanzprojekte in Berlin verlangen höhe Preise für die Tanzkurse die sie anbieten und daher, dass es viele Leute gibt, die sich es nicht leisten können Geld auszugeben, bieten es wir kostenfrei an. Wir würden gerne ab März wieder aktiv mit unseren Events loslegen bis Ende des Jahres. Das findet in der Gemeinschaftshaus Gropiusstadt statt aber wir wollen auch mal in anderen Bezirken unterrichten, damit wir mehr Leute aufmerksam auf uns machen.

Wir sind in den sozialen Medien unterwegs und posten unsere Tanzvideos und damit zeigen wir unsere Arbeit und zugleich machen wir aktiv Werbung für unsere Veranstaltungen. Daher, dass wir schon in 2023 mit Team StarkGemacht gearbeitet haben wollen wir es für 2024 auch, weil es so Toll war und weil wir so viele Leute inspiriert und gecoacht haben. Wir haben für 2024 uns auch vorgenommen einen Podcast zu starten damit wir Tänzer:innen und Tanzlehrer:innen einladen können, um ihnen eine Möglichkeit zu geben, deren Geschichte zu teilen und um junge Leute zu inspirieren und denen zu zeigen, dass es auch andere Wege gibt, um erfolgreich zu sein. Dieser Podcast wäre nicht nur ein riesengroßen Projekt für uns, sondern auch ein siesen Push für Team StarkGemacht, um mehr Leute auf die aufmerksam zu machen. Für 2024 wollen wir natürlich auch unsere Veranstaltungen weiterführen und mit mehr Tanzlehrer:innen arbeiten aus dem Ausland. Wir möchten mehr Community-Sitzungen und Community-Feiern.

Jurybegründung:

Musik, Tanz und Körpergefühl ermöglichen Zugänge und Zusammenkünfte, in denen sprachliche Hürden in den Hintergrund treten. Die junge Initiative JamWidUs hat sich im Umfeld des Gemeinschaftshauses Gropiusstadt nach einer ersten Förderung des JDF erfolgreich bekannt gemacht und die angestrebte Etablierung zeigt den nachhaltigen Mitteleinsatz auf. Die Niedrigschwelligkeit und die Peer-to-Peer-Methodik für eine marginalisierte BIPOC-Community funktionieren. Mit dem Podcast erweitert die Initiative ihr Portfolio um eine weitere Komponente und spricht weitere junge Menschen an, um sich gegenseitig zu empowern.

Antragsteller:in: Schule ein Gesicht geben e.V.
Projektbezirk: Berlinweit
Projektzeitraum: 01.07.2024 – 31.12.2024
Förderbetrag: 16.320,00€

Am 29.12. veröffentlichte der Landesschülerausschuss eine Pressemitteilung mit dem Titel “Berliner Schüler:innen fühlen sich nicht gehört”. Dabei wurden zwei Bedarfe der Schülervertretung besonders hervorgehoben: eine kontinuierliche Qualifizierung für Schülervertreter:innen und Verbindungslehrkräfte sowie eine intensive Vorbereitung auf die Rolle als Interessenvertretung der Schülerschaft.

Dank der vergangenen beiden Förderungen von ‘stark gemacht’ konnten wir in einigen Bezirken Berlins, insbesondere im Bezirk Spandau, Schülervertretungen beraten, sie in ihrer täglichen Arbeit unterstützen, ihnen Methoden vermitteln und bei Konflikten vermitteln. Unsere Vorerfahrungen wurden dabei bestätigt und decken sich leider genau mit dem Bedarf, den der LSA beschreibt.

Die SV-Begleitungen benötigen neben kontinuierlicher Unterstützung auch konkretes Material, das direkt eingesetzt werden kann. Nur so können diese Lehrkräfte den Grundstein für eine aktive SV-Arbeit legen und das Engagement der Schüler:innen nachhaltig fördern. Außerdem wurde uns regelmäßig berichtet, dass Missverständnisse und falsche Einschätzungen über die Rolle der Klassensprecher:innen die Arbeit als Interessenvertretung massiv erschweren.

Um diesen Herausforderungen und der fehlenden Rollenklarheit entgegenzuwirken, planen wir im Rahmen unseres Projektes, die Wahlen von Klassensprecher:innen grundlegend zu verbessern. Wir möchten diesen Prozess für Schulen so einfach wie möglich gestalten und an möglichst vielen Schulen den Grundstein für erfolgreiche SV-Arbeit legen. Ein leicht verständlicher Ablaufplan, digitaler Zugang zu Methoden und unsere Wahlmappe nehmen den Vorbereitungsaufwand von engagierten Einzelpersonen und ermöglichen flächendeckend erfolgreiche und gewinnbringende Klassensprecher:innenwahlen. Nur wenn die Mehrheit eines Lehrer:innenkollegiums dafür gewonnen werden kann, ist der Unterschied spürbar. Diese Wahlen sollten politischen Wahlen in ihrer Ernsthaftigkeit und Bedeutung entsprechen und den Schülerinnen und Schülern das Fundament der Demokratie näherbringen. Deshalb möchten wir:

  • Ein Materialpaket zur Umsetzung der Wahl (Zeitplan, Ablaufplan, Wahlzettel) sowie digital aufbereitete, selbsterklärende Methoden zur Vorbereitung auf die Wahl (z.B. “Bin ich geeignet als Klassensprecher:in?”, “Aufklärung über die Rolle”) möglichst vielen Schulen in Berlin zur Verfügung stellen.
  • Eine Fortbildung entwickeln und durchführen, die Durchführungsmöglichkeiten und Spielräume bei der Klassensprecher:innenwahl erörtert (um eine gut umsetzbare Analogie zum Erfolg der u18-Wahlen zu schaffen).
  • 2-3 Vernetzungswerkstätten mit je 6-7 Schul-Teams zum Themenfokus “Klassensprecher:innenwahlen” durchführen, damit Interessierte zu kompetenten Wahlhelfer:innen ausgebildet werden können.
  • Mit Modellschulen das “Rundum-Paket” aus Nutzung des Materials, Teilnahme an der Vernetzungswerkstatt und Durchführung der Wahl mit Peer-Wahlhelfern erproben um im Nachgang Feedback und Evaluationsmöglichkeiten zu erlangen.
  • Alle Träger von Schüler:innenvertretungsarbeit in Berlin, z.B. das Wannseeforum, Mehr als Lernen und das SV-Bildungswerk vernetzen, um Synergie-Effekte anstelle von Konkurrenz zu erzeugen und Materialien und Wissen miteinander zu teilen.

Die von uns erarbeiteten Inhalte und die geknüpften Netzwerke aus den Vorjahren bilden dabei eine optimale Grundlage, durch den erfolgreichen Ausbau unserer App und unseres Instagram-Accounts sind die existierenden und die neu zu erstellenden Materialien sehr leicht für alle Interessierten verfügbar.

Jurybegründung

Ein klassisches und nichtsdestoweniger sehr wichtiges Demokratiebildungsprojekt. Aus Jury-Sicht ist es bedauerlich, dass so eine wesentliche Förderung der SV-Arbeit nicht in einer Regelförderung der Schulverwaltung liegt. Die Umsetzung mit Schulen und Jugendlichen, die außerunterrichtliche Vernetzung, Fortbildung und die Stärkung für das Engagement einer demokratischen Schulkultur ist eine unerlässliche sowie fortwährende Demokratie-Förderung.

Antragsteller:in: Humanistischer Verband Deutschlands, K.d.ö.R.
Projektbezirk: Neukölln
Projektzeitraum: 01.07.2024 – 31.12.2024
Förderbetrag: 7.784,64 €

Im Rahmen unseres neuen Projektes, den Mädchen*räumen, möchten wir eines unserer ersten Angebote gestalten. Die Mädchen*räume sind eine Jugendfreizeiteinrichtung mit intersektionalem Schwerpunkt für MINTA von 12-21 Jahren in Berlin-Neukölln. Ab dem 01.05.2024 ziehen wir, nach langer Vorbereitungszeit, in Räumlichkeiten in der Sonnenallee 332. Die Initiierung des Projektes zielt darauf ab, Mädchen*, junge Frauen und alle die sich mit einer marginalisierten Geschlechtergruppe identifizieren (MINTA) im Sozialraum Köllnische Heide und der Highdeck-Siedlung zu stärken und ihre gesellschaftliche Teilhabe zu fördern.

Das Hauptziel des beantragten Projektes ist es, Mädchen* im Alter von 12 bis 16 Jahren durch ein umfassendes Empowerment-Programm zu stärken. Der zentrale Bestandteil dieses Programms ist ein Selbstverteidigungskurs, der darauf abzielt, nicht nur die physische Stärke zu fördern, sondern auch Selbstbewusstsein, Selbstwertschätzung und ein Gefühl von Sicherheit in ihrem täglichen Leben zu verbessern. Dieser physisch/sportliche Part soll durch Expert:innen/Trainer:innen auf dem Gebiet Selbstverteidigung für Mädchen* durchgeführt werden. Durch die Vermittlung von Fähigkeiten in Selbstverteidigung, Kommunikation und kritischem Denken soll das Programm den Teilnehmer:innen helfen, sich in verschiedenen Situationen behaupten zu können.

Ein zweiter Part des Projekts beinhaltet Workshopeinheiten, die Selbstwahrnehmung und Körperwahrnehmung thematisieren werden. Diese Einheiten werden durch die Mitarbeiter:innen der Mädchen*räume durchgeführt. Gleichzeitig sollen die Mädchen*räume so durch ein nach kurz nach der Eröffnung laufendes, regelmäßiges Projekt bei unserer Zielgruppe bekannt gemacht werden. Die Mädchen* sollen so längerfristig über unsere Räumlichkeiten und Angebote informiert werden sowie erste Beziehungen zu den Mitarbeiter*innen vor Ort hergestellt werden.

Jurybegründung

Ein wichtiges Angebot für die Unterstützung in einem sehr männlich dominierten Raum. Die Ergebnisse tragen dazu bei, dass die Teilnehmenden sich sicherer fühlen und aktiv an der Gestaltung ihres sozialen Umfelds und der Gemeinschaft teilnehmen können. Die Angebote brechen z.B. mit dem Selbstverteidigungskurs vermeintlich typische Mädchen*bilder und -themen auf. Den Antragstellenden ist insgesamt eine überzeugende Umsetzung der Angebote zuzutrauen, um einen Schutzraum für MINTA herzustellen.

Antragsteller:in: Beteiligungsfüchse gGmbH
Projektbezirk: Berlinweit
Projektzeitraum: 01.07.2024 – 30.06.2025
Förderbetrag: 19.859,32 €

Im Frühjahr 2023 haben aktive Peers unseres Trägers an der Fortbildung CarMiA (Caring Masculinities in Action) des Trägers DISSENS teilgenommen. Diese Fortbildung befasste sich intensiv mit der kritischen Auseinandersetzung stereotyper Männlichkeitsbilder. Durch die kritische Auseinandersetzung der eigenen Haltung zu dem Thema und dem gemeinsamen Reflektieren mit anderen aktiven Peers und Pädagog:innen, hatten die jungen Menschen die Idee, selbst Workshops zu der Thematik zu initiieren. Bereits seit ihrer Jugend sind diese jungen Menschen in verschiedenen Rollen aktiv im Träger und bereits bei anderen Projekten als Teamende aufgetreten. Sie haben also bereits Erfahrung in der Vorbereitung und Planung vonWorkshops und möchten diese nutzen, um ein Thema zu bearbeiten, welches ihnen mittlerweile ein großes Anliegen geworden ist. Es ist zu beobachten, dass gerade im Kontext von Jugendarbeit ein toxisch maskulines Männlichkeitsbild wieder im Trend ist und als Vorbild für viele junge Männer dient. Dies steht konträr zu dem gesellschaftlichen Diskurs und ist unserer Meinung nach vor allem darin begründet, dass dieser Diskurs auf einer Ebene geführt wird, die viele junge Menschen nicht erreicht. Wir sind überzeugt, dass dies durch unsere Workshops verändert werden kann, da wir den Peer to Peer Effekt nutzen und auch bei unseren jungen Menschen bereits beobachten konnten, wie seit der Teilnahme an der Fortbildung von DISSENS sich ihre Sprache im Hinblick auf Diskriminierung und Gendern zum positiven verändert hat.

Mit der Durchführung der Workshops verfolgen wir zwei Ziele:

  1. Dieses Projekt hat zum einen das klare Ziel, innerhalb der Stadt Berlin junge Teamleiter:innen zu fördern, damit diese als Ressource für das Thema “Kritische Männlichkeit” und die zu entwickelnden Workshops zur Verfügung stehen.
  2. Zum anderen werden junge Menschen im Alter von 10 bis 13 Jahren sowie 14 bis 18 Jahren in Berlin mit Alters- und Zielgruppen differenzierten Workshops erreicht, die dem Hauptziel dienen, ein Bewusstsein für kritische Männlichkeit zu schaffen und positive Veränderungen zu fördern. Insbesondere beim zweiten Punkt erhoffen wir uns große Effekte. Durch die Peer to Peer Synergien sind wir davon überzeugt, ein nachhaltig differenziertes Bild von Männlichkeit bei den Workshopteilnehmer*:innen zu erzeugen, welches sie auch im Alltag vorleben können und somit weiterhin als Multiplikator:innen auftreten.

Die Workshops fördern Demokratie als Lebensform, indem sie junge Menschen dazu ermutigen, ihre Meinungen zu äußern, zuzuhören und Konflikte konstruktiv zu lösen. Durch die Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven und die kritische Reflexion von Geschlechterungleichheiten wird ein Beitrag zur demokratischen Bildung geleistet. Dies stärkt das Verständnis für Demokratie als Gesellschaftsform, die auf Vielfalt, Partizipation und Gleichberechtigung beruht.

Insgesamt ist das Angebot dafür gedacht, junge Menschen in ihren Kompetenzen zu stärken, andere Perspektiven einzubeziehen bzw. einzunehmen und auf  Geschlechterungleichheiten beruhende oder kultivierte Unterschiede zu erkennen, kritisch zu reflektieren und abzubauen. Dafür werden Kompetenzen gestärkt, die es möglich machen, mit unterschiedlichen Zielgruppen angepasste und differenzierte Workshops zu planen und umzusetzen. Folgende Feinziele werden insbesonders mit der Umsetzung der Workshops angestrebt:

  • Sensibilisierung für stereotype Vorstellungen von Männlichkeit
  • Förderung von Selbstreflexion und kritischem Denken
  • Stärkung von sozialen und emotionalen Kompetenzen
  • Förderung des Umgangs mit Wut und destruktiven Gefühlen
  • Schaffung eines offenen Dialogs über Geschlechterrollen
  • Aufbau von Kompetenzen von jungen Peers um und im Bezirk, um auch in Zukunft Projekte und Workshops Thema umsetzen zu können.

Mit zum der Durchführung der Workshops erhoffen wir uns positive Effekte im Umfeld und der Gesellschaft. Durch das erlernte differenzierte Verständnis von Männlichkeit können die Teilnehmenden als Multiplikator:innen auftreten und ein nachhaltiges Bild von Geschlechterrollen verbreiten. Dies trägt zur Förderung einer inklusiven und respektvollen Kultur bei, besonders in Jugendclubs und Gemeinweseinrichtungen. Die Sensibilisierung für Geschlechterungleichheiten und die Förderung von sozialen und emotionalen Kompetenzen stärken das Zusammenleben und den offenen Dialog über Vielfalt und Gleichberechtigung. Dies unterstützt die Demokratie als Lebens- und Gesellschaftsform, indem es die Teilnehmenden dazu ermutigt, aktiv an gesellschaftlichen Diskursen teilzunehmen und demokratische Prinzipien im Alltag umzusetzen. Letztlich fördert das Projekt nicht nur individuelle Kompetenzen, sondern auch eine kollektive Bewusstseinsveränderung und einen positiven Wandel im gesellschaftlichen Gefüge Berlins. Schulen und Freizeiteinrichtungen in Berlin stellen ihre Räumlichkeiten zur Verfügung und unterstützen bei Akquise. Dies wurde mit den Kooperationspartner:innen bereits abgestimmt.

Jurybegründung

Die Idee zur Beschäftigung mit stereotyper oder sogar toxischer Männlichkeit kommt von jungen Menschen selbst: Junge Teilnehmende können sich selbstbestimmt mit dem Thema auseinandersetzen und die Begleitung des erfahrenen Trägers verspricht eine wertvolle Demokratie- und Beteiligungserfahrung. Es geht darum, „andere Perspektiven einzubeziehen bzw. einzunehmen und auf Geschlechterungleichheiten beruhende oder kultivierte Unterschiede zu erkennen, kritisch zu reflektieren und abzubauen“. Die Jury kann sich voll dahinter stellen.

Antragsteller:in: Kulturnetzwerk Neukölln e.V.
Projektbezirk: Neukölln Buckow
Projektzeitraum: 01.07.2024 – 30.06.2025
Förderbetrag: 8.250,00 €

Im Blockpark447 und Blocklab447 treffen sich seit 2022 engagierte Jugendliche aus den umliegenden Wohnblöcken um ihre Freizeit gemeinsam zu verbringen, aber auch um eigene Themen zu besprechen und Projekte zu initialisieren. Der Blockpark wurde auf Eigeninitiative einer Gruppe von jungen Menschen gegründet, dafür erhielten sie 2022 den Deutschen Kinder- und Jugendpreis. Eine weitere aus der Gruppe entstandene Idee ist die Durchführung von Boxtrainings durch die auch allgemeine Frustrationen aus dem Alltag abgebaut werden sollen und vor allem auch soziales Lernen gefördert wird.

Mit Boxing4 Youth wollen wir ein regelmäßiges Nachmittagsangebot für Jugendliche im Ringsleben Kiez in Berlin Neukölln (Buckow) etablieren. Dabei geht es nicht nur um die sportlichen Seiten des Boxens, sondern vor allem um Persönlichkeitsentwicklung und den Erwerb von Konfliktmanagementkompetenzen. Das Ziel des Projekts ist es, den Jugendlichen beizubringen, wie sie mit Aggression, Frustration, Verunsicherung oder Minderwertigkeitskomplexen gewaltfrei umgehen können. Durch die Boxtrainings sollen Aggressionen abgebaut und das Selbstwertgefühl gestärkt werden. In diesen Trainings werden Respekt, Achtung und Höflichkeit in den Vordergrund gestellt. Persönlichkeit und Charakter sollen positiv beeinflusst werden. Durch die Traininigs werden außerdem Mut, Selbstkontrolle und Disziplin der Teilnehmenden gesteigert. Dazu kommt der Aspekt der Fairness und des Respekts, welcher im Kontaktsport einen hohen Stellenwert hat. Das Erwerben von Kommunikationsstrategien zur friedlichen Konfliktlösung soll so den Einsatz körperlicher Gewalt in Konflikten im Alltag ersetzen.

Beim Boxen lässt sich vieles erklären und vermitteln. Statistisch gesehen ist das olympische Boxen als Fitnesstraining eine der ungefährlichsten Sportarten. Im Gegensatz zum Profi-Boxen stehen nicht harte Schläge oder Siege im Mittelpunkt, sondern Technik und Taktik, Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und ganz besonders: Intelligenz!

Durch Sport und Bewegung sollen Jugendliche neue soziale Kontakte aufbauen, neue Freundschaften schließen, um sich mehr in die Gesellschaft zu integrieren. Wir wollen den Jugendlichen einen sicheren Rahmen bieten, in dem sie ihre Frustration ablassen, über ihre Herausforderungen in der Schule, Familie und Beziehungen reden können sowie Vorurteile gegenüber anderen abbauen. Die Trainings helfen den Jugendlichen ihre körperliche Kraft, Koordination, Beweglichkeit und Ausdauer zu steigern. Gezielte Boxtechniken lehrt den Jugendlichen Reaktionsfähigkeit und taktisches Denken und ermöglicht ihnen, sich auch geistig weiterzuentwickeln. Durch Exkursionen wie z.B. ein Sommer Boxcamp soll das Gemeinschaftsgefühl der Jugendlichen gestärkt werden.

Die Jugendlichen werden für die Organisation, Planung und Durchführung der Trainings und Veranstaltungen aktiv eingebunden. Dadurch erfahren sie Wertschätzung, was wiederum zu mehr Selbstbewusstsein und Zufriedenheit führt und sich auch in Zukunft positiv auf ihr gesellschaftliches Engagement auswirken kann.

Unser Ziel als Kulturnetzwerk ist es, den Jugendlichen neue Perspektiven aufzuzeigen, die über die familiär vermittelten hinaus gehen und ihnen Fähigkeiten zu vermitteln, die sie einerseits in ihrer Individualität fördert und andererseits zu mündigen und engagierten Teilhabenden an gesellschaftlichen Prozessen ausbildet. Wir wollen Interesse wecken und Motivation fördern, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und Lebensraum und Lebensrealität selbst aktiv mit zu gestalten.

Jurybegründung

Der Antrag beruht auf der Eigeninitiative junger Menschen, die für sich einen Weg zum Frustrationsabbau gefunden haben, der mit sozialem Lernen im Blockpark Buckow einhergeht. Die Persönlichkeitsentwicklung zu Achtung, Höflichkeit, Fairness, Selbstkontrolle und respektvollen Kommunikationsstrategien ist bei dieser Kombination von Box- und Sozialtraining gegeben. Technik und Taktik im Boxen gehen Hand in Hand mit Selbstbewusstsein, Zufriedenheit, Achtung vor dem Gegenüber und weiteren Sozialkompetenzen.

Antragsteller:in: Kulturnetzwerk Neukölln e.V.
Projektbezirk: Neukölln
Projektzeitraum: 15.07.2024 – 14.07.2025
Förderbetrag: 15.202,18 €

In insgesamt 16 viertägigen Workshops lernen Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, wie sie sich vor Gefahren im Netz schützen können und wie sie sich verhalten müssen, damit das Netz ein gewalt- und diskriminierungsfreier Ort wird. Aufgrund des interaktiv gestalteten Workshops setzen sich die Schüler:innen intensiv mit Fake-News und Hatespeech auseinander und erlernen nachhaltige Strategien für eine achtsame und demokratische Nutzung digitaler Medien.

Beim Planen und Erstellen eigener (fiktiver) Social Media Apps reflektieren die Jugendlichen, wie Fehlverhalten auf solchen Plattformen präventiv unterbunden werden kann. Dabei untersuchen sie sowohl die Rolle der Nutzer:innen als auch die der Entwickler:innen digitaler Medien. Im zweiten Teil des Workshops produzieren die Schüler:innen gemeinsam mit dem Workshopleiter einen Podcast oder ein Kurzvideo zu einem der Themen, die im Laufe des Workshops behandelt wurden.

Unser Projekt zielt darauf ab, Jugendliche zu befähigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und effektiv zu kommunizieren. Dabei werden sie verschiedene Wahrnehmungsperspektiven und Kommunikationsmodelle kennenlernen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit den Chancen und Risiken der Internetnutzung, da diese stark von Emotionen und Bedürfnissen beeinflusst werden.

Das Projekt findet in verschiedenen Bezirken Berlins in Kooperation mit mehreren Schulen und zwei Jugendeinrichtungen statt. Unsere Ziele sind es, Jugendlichen wertvolle Fähigkeiten im Umgang mit ihren Emotionen, Bedürfnissen und dem Internet zu vermitteln, um ihre Lebensqualität zu verbessern und sie für die Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu stärken. Die Projektdurchführung übernimmt Calogero Luciano, Content Creator aus Berlin, Influencer und Tiktoker “Caliimusik” mit über 300.000 Follower:innen. In seinen Peer-Workshops zu den Themen Medienkompetenz, Chancen und Risiken von Social Media, richtiger Umgang im Netz, Cybermobbing, Fake News etc. möchte er sein Wissen und seine Erfahrungen weitergeben.

Jurybegründung

Der Umgang mit Medien und Social Media bleibt in einer Demokratie sehr wichtig: Das Projekt möchte Resilienz bei Teilnehmenden aufbauen und das politische Verständnis sowie die Aufarbeitung von Fake News und Cybermobbing ermöglichen. Das geschieht durch einen glaubwürdigen Peer, der nah am Thema ist und persönliche Erfahrung mitbringt. Die Jury legt den Durchführenden ans Herz, über die Präventionsansätze hinaus noch Gemeinschaftselemente zu implementieren, damit sich die jungen Menschen auch danach gegenseitig unterstützen können.

Antragsteller:in: Entegre e.V.
Projektbezirk: Friedrichshain-Kreuzberg
Projektzeitraum: 08.07.2024 – 04.11.2024
Förderbetrag: 19.504,00 €

Was?

  • Musik- und Filmprojekt für Jugendliche z.B. am Alexanderplatz
  • Ziel: Integration und Sprachförderung durch Kunst und Kultur
  • Angebote: Musikunterricht (z.B. Trommel); Tanzkurse; Filmvorführungen; Deutschkurse (optional)
  • Höhepunkt: Auftritt der Jugendlichen bei Bavul e.V.

Warum?

Die fast ausschließlich männlichen Jugendlichen am Alexanderplatz sind gefährdet, in Kriminalität abzurutschen. Sie haben keine einheitliche Sprache, sind überwiegend Flüchtlingskinder und haben Schwierigkeiten, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Sie verweigern grundsätzlich jede Anbindung an soziale Einrichtungen. Wir konnten diese Gruppe jedoch durch einen Ihnen bekannten Jugendlichen erreichen und uns Zugang in die Gruppe verschaffen. Musik und Tanz bieten eine Möglichkeit, sich nonverbal auszudrücken und miteinander zu verbinden. Durch das Projekt sollen die Jugendlichen ihre Sprachkenntnisse verbessern und positive Lebenserfahrungen sammeln.

Wann? Regelmäßige Kurse und Veranstaltungen über einen längeren Zeitraum ab 8.7. bis 4.11.2024

Wo? Bavul e.V. und andere geeignete Orte in der Nähe des Alexanderplatzes

Wie?

  • Zusammenarbeit von Entegre e.V. und Bavul e.V. und eine:r Mitarbeiter:in des Gangway e.V.
  • Gewinnung von ehrenamtlichen Helfern und professionellen Musikern/Tanzpädagogen
  • Regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit

Welche Ziele und Ergebnisse werden angestrebt?

Integration der Jugendlichen in die Gesellschaft; Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse; Stärkung ihres Selbstwertgefühls; Abbau von Aggressionen und Gewaltbereitschaft; Langfristig: Verringerung der Kriminalitätsrate

Zusätzliche Punkte:

  • Der Name “VERSUCH ES NOCHMAL!” soll den Jugendlichen Mut machen und ihnen zeigen, dass es nie zu spät ist, etwas zu ändern.
  • Das Projekt ist offen für alle Jugendlichen, unabhängig von Herkunft und Religion.
  • Es ist wichtig, einen respektvollen und vertrauensvollen Umgang mit den Jugendlichen zu pflegen.

Projektziele:

Eigeninitiative und gegenseitige Motivation statt Straßensozialarbeit Dieses Projekt unterscheidet sich klar von reiner Straßensozialarbeit oder ähnlichen Ansätzen. Es verfolgt einen innovativen Ansatz, der auf Eigeninitiative und gegenseitige Motivation unter Jugendlichen setzt. Anstatt passiver Betreuung oder Intervention zielt das Projekt darauf ab, dass Jugendliche z.B. im Umfeld des Alexanderplatzes aktiv werden und sich gegenseitig inspirieren und motivieren.

Die zentralen Aspekte des Projekts sind:

  • Schaffung eines kreativen Raums: Musik, Tanz und andere künstlerische Ausdrucksformen dienen als Plattform für Austausch und Selbstentfaltung.
  • Stärkung der Selbstwirksamkeit: Durch die aktive Beteiligung an den Projektaktivitäten erfahren die Jugendlichen Selbstvertrauen und entwickeln ihre Fähigkeiten.
  • Förderung des Gemeinschaftsgefühls: Der gemeinsame Spaß und die gegenseitige Unterstützung stärken den Zusammenhalt unter den Jugendlichen.
  • Motivation durch Gleichaltrige: Jugendliche werden nicht von Erwachsenen, sondern von Gleichaltrigen inspiriert und motiviert. Das Projekt versteht sich somit als Katalysator für positive Veränderungen. Es bietet den Jugendlichen einen Rahmen, in dem sie ihre Talente entfalten, ihre Stärken entdecken und sich gegenseitig unterstützen können.

Die Ergebnisse des Projekts können sich in verschiedenen Bereichen zeigen:

  • Verbesserte soziale Kompetenzen: Die Jugendlichen lernen, miteinander zu kommunizieren, Konflikte zu lösen und im Team zu arbeiten.
  • Gesteigertes Selbstwertgefühl: Die Jugendlichen erfahren Erfolgserlebnisse und entwickeln ein positives Selbstbild.
  • Erhöhte Motivation: Die Jugendlichen werden motiviert, sich weiterzuentwickeln und ihre Ziele zu verfolgen.
  • Stärkung des sozialen Miteinanders: Das Projekt trägt zu einem friedlichen und respektvollen Miteinander im Stadtteil bei. Durch seinen innovativen Ansatz und seine Fokussierung auf Eigeninitiative und gegenseitige Motivation hat das Projekt das Potenzial, nachhaltige positive Veränderungen im Leben der Jugendlichen zu bewirken

Dieses Projekt unterscheidet sich klar von reiner Straßensozialarbeit oder ähnlichen Ansätzen. Es verfolgt einen innovativen Ansatz, der auf Eigeninitiative und gegenseitige Motivation unter Jugendlichen setzt. Anstatt passiver Betreuung oder Intervention zielt das Projekt darauf ab, dass Jugendliche im Umfeld des Alexanderplatzes aktiv werden und sich gegenseitig inspirieren und motivieren.

Jurybegründung

Das Partner:innen-Konstrukt in diesem Antrag stimmt und macht das Vorhaben praktikabel: Die aufsuchende Arbeit durch bestehende Vertrauenspersonen mit der marginalisierten Zielgruppe an einem Ort, an dem die Schaffung eines kreativen Raums und soziales Miteinander dringend gebraucht werden, bis hin zur Aufstellung des Jugendbeirates zeugen von großer Ambition. Dabei finden die Antragstellenden die richtigen Worte in ihrem Antrag, der einen Geist von Begleitung anstelle von Betreuung aufzeigt. Die Jury wünscht dem Verein und dem Partnernetzwerk viel Erfolg bei diesem anspruchsvollen Vorhaben.

Antragsteller:in: Technische Jugendfreizeiteinrichtung und Bildungsges. gGmbH
Projektbezirk: Charlottenburg-Wilmersdorf
Projektzeitraum: 01.07.2024 – 30.09.2024
Förderbetrag: 6.020,50 €

Ziviles Engagement hält die Gesellschaft zusammen und stärkt das soziale Miteinander. Im Jungen Engagement Charlottenburg-Wilmersdorf stellen wir fest: Junge Menschen wollen sich nach wie vor engagieren. Das Bedürfnis nach Flexibilität ist groß und spannende, niedrigschwellige Formate finden viel Anklang in der Zielgruppe. Unsere vergangenen Projekte zeigen, dass Camp-Formate, die es Jugendlichen ermöglichen eine ganze Bandbreite an Engagementformen und verschiedene Einsatzorte kennenzulernen, sehr gut angenommen werden.

Die EhrenamtXperience wird in der ersten Sommerferienwoche (21.07. – 26.07.2024) stattfinden und richtet sich an junge Berliner:innen zwischen 14 und 19 Jahren. Dabei wird darauf geachtet, dass eine heterogene Teilnehmenden-Gruppe zusammenfindet. Eine Woche lang werden die Teilnehmenden freiwilliges, ziviles Engagement erleben und sich dabei persönlich und unmittelbar für ihre Mitmenschen einsetzen. Durch Einblicke in diverse Formen des Engagements bekommen die Teilnehmenden Möglichkeiten aufgezeigt, sich selbst ehrenamtlich einzubringen und somit aktiv ihren eigenen Sozialraum mitzugestalten.

Die EhrenamtXperience teilt sich in diesem Jahr in drei Xperience-Bereiche auf, die Beteiligung, Engagement, Gemeinschaftsgefühl und Selbstwirksamkeit fördern und dadurch in hohem Maße demokratiefördernd wirken. Campbasis ist der Jugendclub Heckerdamm. Hier kommen alle Teilnehmenden mehrmals täglich zusammen – zum Essen, Reflektieren und Spaß haben. Das Camp beginnt morgens und endet am Abend. Am ersten Tag wird das Kennenlernen der Gruppe der TN und des Teams stattfinden. Danach wird das Programm vorgestellt, das in den kommenden sechs Tagen auf die Gruppe wartet: Das Team von Junges Engagement, das die Woche über die Teilnehmenden bei den Aktionen begleitet, wird die Wochenplanung mit den drei Xperience-Bereichen vorstellen: Besprochen werden die möglichen, über die Woche verteilten Einsatzorte, für die sich die Teilnehmenden im Anschluss einschreiben können. Die jeweiligen Einsätze werden, je nach Kapazität der Einsatzorte, für 2-3 Stunden von einem oder mehreren TN besucht. Die Engagement-Orte in diesem Jahr sind u.a. Seniorenheime, Unterkünfte für Geflüchtete, Suppenküchen und Essensausgabestellen in Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Jugendlichen lernen durch die Einsätze ihren Bezirk aus einer ganz neuen Perspektive kennen und werden angeregt, sich aktiv mit anderen Lebenswelten auseinanderzusetzen. Dies erweitert den eigenen Blickwinkel auf die Gesellschaft und fördert Toleranz sowie zwischenmenschliche Begegnungen. Denn ein detaillierter Einblick in andere, oft fremde Lebensrealitäten führt zum Abbau von Stereotypen und Vorurteilen und weckt das Verständnis füreinander.

Der zweite Bereich umfasst die Planung und Umsetzung einer eigenen Engagement-Idee – demokratisch und innerhalb der Gruppe. Täglich arbeiten die Jugendlichen in Kleingruppen an der Planung und werden durch gezielte Impulse und praktische Tipps vom Team unterstützt. Die Umsetzung der Idee findet am Freitag, dem letzten Tag des Camps, statt. Die Konzeption eines eigenen Projekts stärkt die Jugendlichen in ihrer Selbstwirksamkeit und regt nachhaltig dazu an, das eigene Lebensumfeld aktiv mitzugestalten und eigene Potentiale zu entwickeln. Oft haben Jugendliche ganz konkrete Vorstellungen davon, wie ein solidarisches und vielfältiges Miteinander aussehen kann. In der EhrenamtXperience werden die Teilnehmenden durch konkrete Strategien, Möglichkeiten und Mittel unterstützt.

Der dritte Xperience-Bereich sieht Aktionen und Spiele, wie etwa Kletterpark, Bowling und gemeinsames Lagerfeuer vor, die vor allem für Spaß sorgen und das Gemeinschaftsgefühl stärken – unabhängig kultureller, religiöser und sozial-ökonomischer Hintergründe der Teilnehmenden. Die EhrenamtXperience fungiert als verbindendes Element und die gemeinsamen Aktivitäten bestärken das intensive Gruppengefühl. Ziel des Camps ist es, Raum für Austausch auf Augenhöhe zu schaffen, neue und stärkende Erfahrungen sowie konkrete und praktische Einblicke in ehrenamtliches Engagement im Bezirk zu ermöglichen. Damit fördert die EhrenamtXperience lokales, ziviles Engagement junger Menschen im Bezirk, sowie Toleranz und Gemeinschaft.

Jurybegründung:

Es bleibt eine Herausforderung, junge Menschen für ehrenamtliches Engagement zu begeistern. Das Projekt fördert Toleranz, Miteinander und Engagement, indem die jungen Menschen bei ihrem Einsatz für die Gemeinschaft neue Einblicke gewinnen. Zudem überzeugt der diversitätsorientierte Ansatz bei der Teilnehmendengewinnung. Daher möchte die Jury das Projekt ein drittes und letztes Mal fördern.

Antragsteller:in: Rabenakademie – politische Bildungsprojekte e.V.
Projektbezirk: Berlinweit
Projektzeitraum: 01.07.2024 – 30.12.2024
Förderbetrag: 13.14,74 €

Diverse internationale Konflikte, post-COVID-19 und der Klimawandel haben in den letzten Jahren zu einer hohen psychischen Belastung bei jungen Menschen geführt. Laut der Studie “Jugend in Deutschland 2023” der Hertie School of Governance werden junge Menschen sogar als “Generation Krise” bezeichnet. Die Klimaangst, die eine erhöhte Besorgnis über die Auswirkungen des Klimawandels beschreibt, führt bei vielen jungen Menschen zu negativen Gefühlen wie Verlustangst, Wut, Schuldgefühle, Frustration und Scham. Ca. 70 % der jungen Menschen berichten von Hoffnungslosigkeit angesichts der Klimakrise, und 75 % der Pädagogen fühlen sich nicht in der Lage, das Thema angemessen zu unterrichten oder zu betreuen. Um den Umgang mit Klimaängsten zu unterstützen, können partizipatives Theater, Imaginations-Aktivismus und interaktive, empowernde politische Bildungsimpulse eingesetzt werden. Diese dienen sowohl als Instrumente für sozialen Wandel als auch als Mittel zur Förderung von Bildung, Aktivismus und Widerstandsfähigkeit.

Das Ziel ist es, Jugendliche zu befähigen, ihre eigene Rolle in der Gestaltung der Zukunft zu erkennen, Selbstvertrauen zu finden und Wege aus der Mutlosigkeit zu entdecken. Die Workshops sollen den Teilnehmern ermöglichen, komplexe Themen zu vertiefen, Gefühle auszudrücken und sich mit anderen auszutauschen, während sie gleichzeitig das Gefühl eines vertrauensvollen, sicheren Raums erhalten. Das von Theaterpädagogen Iona Buchanan und Jugendbildungsreferentin Lucy Alice Thomas geleitete Projekt thematisiert den Umgang mit Klimaangst mit und für junge Menschen durch partizipative Theateraktivitäten, theaterpädagogische Spiele, Imaginations- und politischen Aktivismusansätze sowie kreative Prozesse wie Schreiben und Dialoge. Die Workshops beinhalten unterschiedliche theater-, kreative- und sozialpolitische pädagogische Ansätze, bei denen die Teilnehmer üben, ihre Gefühle und Meinungen körperlich und verbal auszudrücken. Zudem werden Ansätze aus dem Imaginations-Aktivismus angewandt.

Eine digitale interaktive Plattform, die im Rahmen des Workshops entwickelt wird, zielt darauf ab, den Jugendlichen Raum für ihre Klimaemotionen und Visionen zu bieten. Zudem werden sie hier auch mit weiteren Ressourcen für ihren weiteren “Klimaweg” unterstützt. Diese Plattform dient als innovativer “Mental Health Hub” und versorgt mit Informationen zum Umgang mit der Klimakrise sowie Selbstfürsorge. Eine Social-Media-Kampagne unterstützt und wirbt für das gesamte Vorhaben.

In den Rückmeldungen der Jugendlichen in vorherigen Workshops wurden psychische Gesundheit, Privilegien, soziale Gerechtigkeit, Migration, Gefühle der Hilflosigkeit und ein Mangel an Raum, Ressourcen und Selbstbestimmung als zentrale Herausforderungen und Bedürfnisse genannt. Um ihr psychosoziales Wohlbefinden und kollektiven Alltag nachhaltig zu verbessern, wurde dieses neueste Workshop-Angebot entwickelt, um Jugendliche bei der Bewältigung einer der größten Herausforderungen unserer Zeit zu unterstützen. Zu Beginn werden die Teilnehmer ermutigt, ihre eigene intersektionale Positionierung innerhalb des Themas Klimawandel zu reflektieren. Durch Werkzeuge der Intersectionality-Pädagogik ermöglichen wir es ihnen zu verstehen, wie der Klimawandel sich auf Menschen unterschiedlich auswirkt. Der Träger des Projektes ist die Rabenakademie e.V., die seit 2018 eine Vielzahl politischer Bildungsworkshops zu verschiedenen Themen entwickelt und erfolgreich durchgeführt hat.

Jurybegründung

Das in der aktuellen Runde einzige Projekt, das die Klimakrise bzw. die Polykrise (Post-Corona, Klima, Krieg in Europa, Inflation, Wohnraum …) zum Thema hat. Junge Menschen stehen vielfältigen Bedrohungen gegenüber, welches das Projekt konstruktiv nutzt, um mit partizipativen Theater-Methoden die Resilienz junger Menschen zu fördern und sie in ihrem Engagement stärkt, den Problemen aktiv zu begegnen.

Antragsteller:in: RDP – Ring Deutscher Pfadfinder:innenverbände
Projektbezirk: Außerhalb Berlins
Projektzeitraum: 01.07.2024 – 30.06.2025
Förderbetrag: 5.183,96 €

Zum Hintergrund: Seit 2010 ermöglicht die Fachtagung Pfadfinden die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Pfadfinden, seinen pädagogischen Grundlagen, seiner Geschichte sowie der Praxis in den Jugendgruppen. Das Format versteht sich als Begegnungs- und Austauschforum für Forschende zur Jugendarbeit einerseits und Jugendleitungen aus dem Pfadfinden andererseits. Auf Basis der Konferenzbeiträge sind bisher sechs Sammelbände publiziert worden, deren Aufsätze für die deutschsprachigen Pfadfinder:innenverbände eine fundierte Grundlage zur Erarbeitung von Praxishilfen und Ausbildungsformaten liefern. Die Finanzierung der einzelnen Fachtagungen erfolgt orientiert am jeweiligen Thema aus Projektförderungsmitteln und ist jedes Mal eine Herausforderung, weil die Fachtagung weder klassische Jugendverbandsarbeit noch klassische Forschung ist.

Vom 4. bis 6. April 2025 wird auf Burg Ludwigstein bei Witzenhausen die siebte Fachtagung Pfadfinden stattfinden. Das Thema dieser Fachtagung ist – auf Initiative von Berliner jugendlichen Pfadfinder:innen und ihren ehrenamtlichen Leitungen – die kolonialistische Vergangenheit und Gegenwart des Pfadfindens. Seit dem ersten Pfadfinderzeltlager, das der britische General Robert Baden-Powell 1907 auf Brownsea Island durchführte, war das britische Scouting darauf ausgelegt, männliche Jugendliche als Nachwuchskräfte für das britische Kolonialreich auszubilden. Zwei Kolonialoffiziere mit Erfahrungen aus „Deutsch-Südwestafrika“ importierten die Idee 1909 nach Deutschland – einer der beiden war der damalige Oberleutnant Maximilian Bayer, der heute als hochbelastet durch seine Beteiligung am Völkermord an den Herero und Nama betrachtet werden muss. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Pfadfinden um einen friedensbewegten Ansatz erweitert – die Freundschaft unter Pfadfinder*innen aus aller Welt sollte künftige Kriege vermeiden. Dieses Spannungsfeld ist insbesondere im deutschsprachigen Raum bisher kaum analysiert worden.

2020 löste eine Attacke auf die Statue von Robert Baden-Powell in Poole (England) im Zuge der Black Lives Matter Bewegung im englischsprachigen Pfadfinden eine kritische Diskussion um das koloniale Erbe der Bewegung aus. Jugendliche Pfadfinder:innen der Berliner Ortsverbände Cassiopea (Bezirk Pankow, Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder) und Fredy Hirsch (Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, Verband Christlicher Pfadfinder:innen) wurden durch Social Media-Beiträge darauf aufmerksam und begannen aus eigenem Interesse, die bisher unkritische Darstellung der Gründungsgeschichte des Pfadfindens in Deutschland zu hinterfragen. Die Jugendlichen recherchierten mit ihren Leitungen zu Pfadfinden und Kolonialismus. Sie mussten jedoch feststellen, dass es dazu nur sehr wenig deutschsprachiges Material gab.

Die Ergebnisse ihrer Recherchen wurden 2021 in einem Workshop auf der sechsten Fachtagung Pfadfinden vorgestellt, jedoch wurde dies von den jungen Menschen als zutiefst unbefriedigend empfunden. Damals trugen die Engagierten die Bitte an uns als Organisationsteam heran, das Thema zum Schwerpunkt der nächsten Fachtagung Pfadfinden zu machen.

Die Kurzpräsentation der Berliner:innen auf der Fachtagung 2021 hat eine erste Sensibilisierung für die schwierige Gründungsgeschichte und einen stetig wachsenden Diskussionsbedarf im Ring deutscher Pfadfinder:innenverbände (rdp, der größte deutsche Pfadfinder:innen-Dachverband) und in weiteren deutschsprachigen Pfadfinder:innenverbänden ausgelöst sowie erste, noch kleinere Bildungsveranstaltungen dazu initiiert. Zielgruppe der Fachtagung sind junge Ehrenamtliche zwischen 16 und 30 Jahren, Studierende der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften sowie Multiplikator:innen aus der Bildungsarbeit des Pfadfindens, insgesamt ca. 120 Menschen. Wir rechnen hierbei mit einer überproportional hohen Beteiligung von jungen Menschen aus Berlin, da sich hier bereits ein sehr aktives Netzwerk zum Thema gebildet hat.

Als Veranstaltungsort wurde Burg Ludwigstein, Sitz des Archivs der Jugendbewegung, gewählt – dort befinden sich die Archivalien aus der Gründungszeit des deutschen Pfadfindens. In wissenschaftlichen Vorträgen, einem Archiv- und Praxis-Workshops zur Übertragung der wissenschaftlichen Befunde in die Jugendarbeit soll das Thema Kolonialismus und Pfadfinden behandelt werden. Die wissenschaftlichen Thesen sollen Denkanstöße für die aktive Arbeit der Jugendgruppen vor Ort geben, u.a. zu der Frage, ob und inwiefern der dem Kolonialismus inhärente Rassismus im heutigen Pfadfinden nachwirkt, und welche Ansätze sich zur Anti-Rassismus-Arbeit in den Gruppen daraus ableiten lassen. Wir wollen auch gezielt Forscher:innen aus dem außereuropäischen Raum zu Online-Beiträgen einladen, um der globalen Dimension der Fragestellung gerecht zu werden.

Jurybegründung

Die Jury bedankt sich schon allein deshalb für den Antrag, weil die Herkunftsgeschichte der Pfadfinder-Bewegung mit ihren Ursprüngen im Kolonialismus vielen unbekannt war. Die Jury erkennt die Pionier-Rolle der initiierenden Berliner Pfadfinder:innen bei der Aufarbeitung an. Wer sich der Bewegung nahe fühlt und gleichzeitig die Nachwirkungen der kolonialistischen Vergangenheit und Gegenwart wahrnimmt, der steht vor der Wahl sich abzuwenden − oder die Dinge anzupacken. Für letzteres haben sich die beteiligten Stämme im Projekt entschieden. Dafür wünscht die Jury viel Erfolg. Sie möchte unbedingt von den Ergebnissen erfahren.

Antragsteller:in: Coraggio – Die Kulturanstifter e.V.
Projektbezirk: Tempelhof-Schöneberg
Projektzeitraum: 01.07-2024 – 30.11.2024
Förderbetrag: 11.330,00 €

„Balancity“ schafft einen Jugendort auf dem Tempelhofer Feld, an dem Jugendliche ihre Selbstwirksamkeit erfahren und Stadtentwicklung mitgestalten. In unserer Hochseilarena, die dieses Jahr auf das Tempelhofer Feld zieht, wollen wir Jugendlichen einen Raum geben und sie unterstützen, für ihre Bedürfnisse und Ideen einzutreten: sie sollen die Hochseilarena und die Aktivitäten mitgestalten und ganz neue Ideen erkunden. Wir möchten mit dem Projekt im Jahr 2024 einen Jugendort initiieren, der ein Beteiligungsprojekt für die weiteren Jahre (auf dem Tempelhofer Feld) wird.

In aufsuchenden Workshops an verschiedenen Orten geben wir offene, angeleitete Workshops in den Grundlagen des Seillaufens – ein partizipatives Angebotsformat, das es so in Berlin nicht gibt. Nach dieser Kontaktaufnahme begleiten wir die Jugendlichen auf das Trainingsareal auf dem Tempelhofer Feld. In der Hochseilarena erlernen Jugendliche die Kunst des Hochseillaufens  – eine Disziplin aus dem Zirkus, die Balance, Körperbewusstsein, Willenskraft und Kreativität vereint. Draußen sein, aktiv werden, neue Menschen kennenlernen – fernab von der digitalen Welt erfahren die Jugendlichen ein Gemeinschaftsgefühl, indem sie sich den Weg auf das Seil gemeinsam erarbeiten.

Auf niedrigen Drahtseilen und Slacklines (0,5m/1m/2m) lernen die Teilnehmenden (TN) spielerisch die Basics des Seillaufens wie etwa den Umgang mit der Balancierstange. Das Angebot wird von unseren erfahrenen Hochseilpädagog*innen angeleitet, welche sowohl Raum für freies Erkunden schaffen als auch gruppendynamische Spiele, niedrigschwellige kreative Themenbearbeitung und Prozesse anregen. Das Prinzip: Uns macht etwas Angst, wir lernen mit diesen Ängsten umzugehen und auf uns zu vertrauen, wir wagen etwas und meistern es. „Balancity“ schafft für Jugendliche einen Ort, um sich auszuprobieren und zu entdecken. Die Jugendlichen werden mitbestimmen, wie die Hochseilarena für sie aussehen soll: wie Trainings und Workshops gestaltet sein sollen, wie der Ort sich entwickeln soll und welche weiteren Aktivitäten oder Ressourcen für Jugendliche auf dem Tempelhofer Feld benötigt werden.

Das Projektteam ist zirkuspädagogisch sowie z.T. sozialpädagogisch ausgebildet und arbeitet seit Jahren mit Kindern und Jugendlichen. Die Trainer:innen Francesco Procopio, Omar Eltawiel und Dominique Eckstein, die das Workshopteam bilden, unterrichten seit mehreren Jahren Balance, Äquilibristik und Hochseilkunst. Da Coraggio in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Wert auf eine nachhaltige und ganzheitliche Kultur- bzw. Persönlichkeitsbildung legt, besitzt die Beziehungsarbeit mit den Teilnehmenden einen hohen Stellenwert.

Mit den Hochseil-Workshops zielen wir darauf ab, Menschen zu erreichen, für die der Zugang zu Freizeitangeboten und partizipativen Projekten in der Stadt erschwert ist (z.B. aufgrund von sozio-ökonomischen Ressourcen, Sprache, Aufenthalt etc.) und für die ein solcher Erfahrungsraum besonders wirkmächtig ist. Wir verstehen Hochseillaufen als soziales und empowerndes Tool und setzen dieses zur Stärkung des Selbst und zum Schaffen einer inklusiven, interkulturell-sensiblen Community ein, die in der Stadt Sichtbarkeit erfährt. Mit der bestärkenden Erfahrung etwas unmöglich Scheinendes zu bewältigen, gehen die Beteiligten balancierter und selbstsicherer heraus, als sie hineinkamen. In „Balancity“ schaffen wir eine Begegnungswelt, die Verbindungen schafft und den Jugendlichen eine Stimme und ein Plenum gibt, um die Entwicklung von Stadtraum mitzubestimmen.

Jurybegründung

Über den hier beschriebenen körperlich-sinnlichen Zugang zu Gemeinschaft und Selbstbehauptung, der ohne Sprachkenntnis oder ähnliche Barrieren möglich ist, können junge Menschen in der Gruppe über sich hinaus- zuwachsen. Die Erfahrung, das Schwierige möglich zu machen, befähigt die Individuen auf emotionaler Ebene über den Projektrahmen hinaus. Das Projekt stärkt junge Menschen darin, ihre Probleme in Gemeinschaft zu lösen und ein Gleichgewicht von Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Gemeinschaftsfähigkeit aktiv zu leben.