Antragsteller:in: Initiative Queer durch Berlin
Projektbezirk: Berlinweit
Projektzeitraum: 06.03. – 31.10.2024
Förderbetrag: 13.970,80 €
Wir sind Queer durch Berlin, eine Jugendgruppe und die schon seit mehreren Jahren politische Bildungs- und Vernetzungsveranstaltungen zu Queerfeminismus organisiert. Unser Fokus liegt dabei darauf, vor allem jugendliche Queers zu empowern und einen Zugang zu politischer Bildung und Arbeit zu ermöglichen. Queerfeminismus bedeutet für uns Widerstand gegen Unterdrückungsstrukturen. Er bedeutet für uns zu Lernen und zu Verstehen, wie Queerfeindlichkeit, Sexismus, Rassismus, Ableismus und andere Diskriminierungsformen funktionieren, wie sie miteinander verknüpft sind und vor allem, wie wir uns gemeinsam dagegen wehren und zusammen solidarische Strukturen bauen können. Das heißt für uns in der Praxis, dass wir uns mit vielen Themen auseinandersetzen und gemeinsame Lern- und Ausprobierräume schaffen.
In der Vergangenheit haben wir unterschiedliche Veranstaltungen, Bildungsangebote und Workshops auf die Beine gestellt und dadurch Orte für Austausch, Diskussionen und Vernetzung geschaffen. Uns ist es wichtig, Menschen die Bedeutung, aber auch den Spaß, an politischer Bildung zu zeigen, um ihnen so einen Zugang zu eigener politischer Arbeit zu geben.
Wir haben damit angefangen, Rallyes in verschiedenen Bezirken in Berlin zu organisieren, um eine breite Masse an Menschen zu erreichen und vor allem junge Queers auf uns aufmerksam zu machen. Rallyes sahen bei uns so aus, dass wir an einem Tag zu einem Oberthema wie Queerness oder Gerechtigkeit ca 5 Stationen ausgearbeitet haben um auf der Straße mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Dabei ist uns wichtig, unsere Aktionen in verschiedenen Bezirken von Berlin zu machen, um Präsens in den Kiezen zu zeigen und Menschen aus den Kiezen zu erreichen.
Letztes Jahr haben wir unseren Fokus vor allem auf Workshops und Community-Events gelegt. Dabei war uns wichtig, dass Menschen von einander lernen, gemeinsam diskutieren und neue Sachen ausprobieren. Einige unserer Aktionen waren mit aktivem Bezug auf historische Bildung wie z.B. ein Besuch mit Führung im Schwulen Museum oder eine Stadtführung zu der Geschichte von Sexarbeit im Bülowkiez. Andere waren z.B. Vocal-Coaching für trans* maskuline Personen, ein Leseabend zu queerfeministischen Themen, queerfeministischer QuizAbend und einem Flinta* Graffiti Workshop mit cooler politischer Message. Besonders toll daran war, dass wir uns mit vielen anderen politischen Gruppen vernetzt, Veranstaltungen gemeinsam organisiert und dabei ziemlich coole Projekte gemacht haben. Dieses Jahr wollen wir, angesichts der immer stärker werdenden Rechten und dem Anstieg Queerfeindlicher Gewalt, daran anknüpfen und planen eine ähnlich Veranstaltungsreihe wie letztes Jahr. Das Projekt soll sich von März bis Oktober erstrecken.
Die Idee dabei ist, bestimmte Projekte zu wiederholen und andere Inhalte neu zu erarbeiten. Dabei wollen wir einen Mix aus theoretischen und praktischen Workshops organisieren, sowie gemeinsame Ausflüge und Filmabende machen. Beispiel dafür sind Workshops wie Argumentationstrainings, Inputs zu internationalem Feminismus und Auseinandersetzungen mit sexualisierter Gewalt. Außerdem praktische Skillshares, wo wir konkrete Sachen wie z.B. handwerken, Kleidung reparieren, häkeln, sprayen und Gedichte schreiben lernen können. Wir wollen wieder einen Blick in die Geschichte werfen mit gemeinsamen Museumsbesuchen, Stadtrundgängen und Gedenkarbeit.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass Teilnehmer:innen langfristig Teil unserer Gruppe werden, sodass sie sich auch nach den Veranstaltungen aktiv beteiligen können und lernen, selber Aktionen auf die Beine zu stellen. Unsere Arbeit soll eine langfristige Wirkung haben und andere junge Menschen dabei unterstützen, sich in ihrer queeren Identität zu verwirklichen und zu emanzipieren. Dabei konzentrieren wir uns auf Vernetzung, Aktivierung, Empowerment und Förderung junger Menschen.
Am Ende unserer Veranstaltungsreihe wollen wir als Queer-durch-Berlin-Gruppe eine Gedenkfahrt nach Auschwitz machen. Die Fahrt soll, neben politisch-historischer Bildung und Aufklärung in den Gedenkorten, dabei helfen Menschen sozial einzubinden und unseren Gruppenzusammenhalt zu stärken.
Wir haben in den letzten Jahren viele Erfahrungen rund um die Organisation von politischen Projekten gesammelt. Dazu gehört die Planung, Strukturierung, Mobilisierung und Finanzierung. Zudem konnten wir breits Erfahrungen mit finanziellen Förderungen (z.B. Berliner Jugendjury letztes Jahr für März-April, Jugend hilft das Jahr davor) machen. Trotzdem ist uns bewusst, dass das ein Lernprozess ist und diese Förderung eine deutliche Budgetsteigerung bedeutet. Wir blicken dem aber optimistisch entgegen und sind selbstbewusst in unseren Fähigkeiten, das gemeinsam als Team zu managen. Die Förderung ist uns besonders wichtig, um einen kostenlosen Zugang zu unseren Veranstaltungen zu garantieren und unsere Workshopleiter:innen für ihre Arbeit wertschätzend bezahlen zu können.
Jurybegründung
Jugendgruppen, die mit einer Förderung der Berliner Jugendjury erste Erfahrungen gesammelt haben und sich beraten lassen, können mit dem Antrag im Förderbereich 1A noch einen Schritt weitergehen. Diese antragstellende Gruppe trägt ein gesellschaftlich relevantes Thema in die breite Berliner Öffentlichkeit und organisiert verschiedene Formate: von persönlichen Begegnungen, Werkstätten über Rallyes, Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Gedenkfahrt. Diese reichhaltige Projektidee in überschaubarer Förderhöhe bietet sehr viel an. Die Gruppe will „Menschen die Bedeutung und den Spaß an politischer Arbeit zeigen“ – Projekte dieser Art braucht es noch viel mehr.