Was haben wir also gemacht?
In der Arbeit mit den Schüler:innen und ihren Lehrpersonen vor Ort in der Schule haben wir uns für die Methode des Design Thinking entschieden. Design Thinking ist ein kollaborativ-iterativer Prozess zur Lösung komplexer Probleme, um gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Dabei geht es darum, die Ausgangslage genau zu beobachten und zu analysieren und dabei nie die Zielgruppe und deren Bedürfnisse aus dem Blick zu verlieren, sondern diese in jedem Schritt aktiv einzubeziehen. Beim Design Thinking entstehen neue Ideen oder Innovationen, indem man verschiedene Blickwinkel und Positionen einnimmt, um auf ein bestimmtes Problem zu schauen.
In der ersten Phase unseres Prozesses tauschten wir uns mit den Lehrpersonen an der Finkenkrug-Schule aus und erfuhren viel über die pädagogische Arbeit mit den Jugendlichen. Dort wurde uns auch bestätigt, dass demokratisches und historisches Lernen nur wenig Platz im Unterricht hat, da die Materialien hierzu oft nicht verständlich genug sind.
Im direkten Kontakt mit den Schüler:innen wurde schnell klar, dass wir uns dem Thema noch niedrigschwelliger nähern müssen und den Themenkomplex „Demokratiegeschichte“ auf ein konkretes Beispiel herunterbrechen müssen – Diskriminierung. Es ging darum, den Begriff “Diskriminierung” zu verstehen und einen Bezug zur Lebenswelt der Jugendlichen, die selbst häufig von Diskriminierung betroffen sind, herzustellen. Daher haben wir uns in bei der Entwicklung von konkreten Handlungsstrategien dafür entschieden, uns mit Diskriminierungserfahrungen der Zielgruppe zu befassen und daraus allgemeine Inhalte zum Thema abzuleiten (Formen von Diskriminierung, Gesetze gegen Diskriminierung, Handlungsmöglichkeiten für Betroffene und Verbündete, etc.).
Diese Erkenntnisse flossen in die Entwicklung von Inhalten für eine Lernplattform ein. Dabei legten wir Wert auf einfache Sprache, kurze Texte, leicht verständliche Beispiele, Abwechslung (Quizfragen, Videos, Bilder, etc.). Das Team von Bidigi hat die Inhalte in der Lern-App „disco“ umgesetzt, damit sie auch zukünftig von den beteiligten Jugendlichen sowie der interessierten Öffentlichkeit genutzt werden können (Apple: https://bit.ly/Disco_Apple und Android: https://bit.ly/Disco_PlayStore).
Im Rahmen des Evaluationsprozesses haben die Jugendlichen die Inhalte auf der Lern-App getestet und Feedback gegeben, welches in die weitere Entwicklung einfließt. Besonders gefreut hat uns, dass die Lehrkräfte der Finkenkrug-Schule das Lernangebot auch für die zukünftige Arbeit mit ihren Schüler:innen nutzen möchten. Eine der wichtigsten Erkenntnisse war, dass natürlich auch die Schüler:innen eigene Vorurteile und diskriminierende Verhaltensweisen aufzeigen. Daher möchten wir gerne mit der Zielgruppe an weiteren Themen, wie z.B. Antisemitismus, arbeiten, um niedrigschwellige Zugänge zu schaffen – für die Schüler:innen der Finkenkrug-Schule und alle anderen, die sich für diese spannenden Themen interessieren.